Wenn die Ketten brechen (DVD)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 30. Januar 2015 10:57
Wenn die Ketten brechen
USA 1954, Regie: Douglas Sirk, mit Rock Hudson, Barbara Rush u.a.
Von Christel Scheja
Douglas Sirk und Rock Hudson haben mehrfach erfolgreich zusammengearbeitet, und eines dieser Werke ist der 1954 entstandene Abenteuerfilm „Wenn die Ketten brechen“, im Original „Captain Lightfoot“, welcher an Originalschauplätzen in Irland entstand, um die besondere Atmosphäre der Geschichte einzufangen.
Im Jahr 1815 ist die englische Herrschaft über Irland ungebrochen, die Briten wähnen sich fest im Sattel und bluten die einfache Bevölkerung immer mehr durch hohe Pacht und andere Steuern aus, die sie gnadenlos eintreiben. Deshalb beginnt sich unter den Patrioten der Grünen Insel immer mehr Widerstand zu regen. „Die Getreuen“ versammeln sich an verschiedenen Orten heimlich, um zu diskutieren, was sie tun können und sollen, um die Macht ihrer Besatzer zu brechen. Auch Michael Martin gehört zu den Freiheitskämpfern. Als er in seiner Heimat Ballyho wieder einmal mitansehen muss, wie ein aufrechter Mann Haus und Hof zu verlieren droht, überfällt er den Steuereintreiber und es kommt, wie es kommen muss.
Die gemäßigten „Getreuen“ versagen ihm Hilfe, so dass ihm nichts als die Flucht bleibt. Auf dieser begegnet er einem merkwürdigen Geistlichen, der sich später in Dublin als der legendäre Captain Thunderbolt herausstellt, einen der bekanntesten und erfolgreichsten Freiheitskämpfer des Landes. Der macht ihn überraschend zu seiner rechten Hand, scheint er doch Qualitäten in Michael zu sehen, die dieser nicht einmal selbst kennt.
Der junge Ire lernt durch ihn, dass es auch andere Wege gibt, um den Besatzern zu schaden und das Volk zu unterstützen – indem man sich unter sie mischt und den Engländern das Geld in einem Spielsalon aus der Tasche zieht. Als sich Michael Martin jedoch in Aga, die lebhafte und selbstbewusste Tochter seines Gönners verliebt, beginnt die Situation zu eskalieren und bringt vor allem die Freiheitskämpfer in Gefahr…
Ein mutiger junger Held, sein erfahrener Lehrmeister, die schöne Frau, die alles verkompliziert, und nicht zuletzt ein gefährlicher Gegenspieler, das sind die Zutaten des klassischen Abenteuer-Kinos, die sich auch in „Wenn die Ketten brechen“ wiederfinden. Dabei geht es Douglas Sirk nicht um die Gesellschaftskritik selbst; anders als in vielen Filmen über die englische Besatzung Irlands, sind hier auch die einfachen Leute und ihre Häuser adrett und gepflegt, die Gewalt gegenüber den Unterworfenen nicht in dem Maße spürbar, in dem sie wirklich ausgeübt wurde. Stattdessen setzt Sirk lieber auf eine leichtfüßige Geschichte, in der die Freundschaft des älteren und erfahreneren Freiheitskämpfer zu seinem jungen Schützling im Mittelpunkt steht, garniert mit einer temperamentvollen Liebesgeschichte.
Rock Hudson scheint die richtige Besetzung für seine Rolle – er ist der hitzköpfige junge Mann voller Leidenschaft, der erst mit Staunen mitansieht, wie sein Lehrmeister mit den Engländern umgeht, dann aber nach und nach immer mehr begreift, wie vorausschauend und hilfreich dieser Weg ist – anders als der offene Kampf. Tatsächlich wächst er nach und nach in diese Welt hinein, was ihm zugute kommt, als er alleine dasteht und das am Laufen halten muss, was sein Vorgänger aufgebaut hat.
Zusätzliche Spannung entsteht durch seine Liebe zu der frechen, vorlauten Aga und der Rivalität zu Captain Hood, der ebenfalls ein Auge auf die temperamentvolle junge Frau geworfen hat. Doch wie man sich denken kann, siegt am Ende das Gute, wenngleich natürlich nicht auf voller Linie.
Es sterben erstaunlich wenige Figuren in diesem Streifen und wenn, sind es Engländer die ins Gras beißen. Aber das macht die Geschichte umso liebenswerter, in der große Gefühle, ein neckischer Streit und naive Ideale im Mittelpunkt stehen.
Die Ausstattung ist farbenprächtig und spiegelt ein idyllisches Bild Irlands wider, so dass man sich durchaus auf die Grüne Insel versetzt fühlt, wenn aber mehr in ein Szenario, das nicht ganz von dieser Welt zu sein scheint. Allerdings fehlen für das Mantel und Degen-Genre die entsprechenden Kämpfe; zu dieser Zeit agieren die Helden schon mehr mit Faust und Pistole, so dass man auf rasante Degenduelle verzichten muss.
Die Schauspieler agieren klassisch, wachsen einem aber durch ihre sympathische Art schnell ans Herz, so dass man gerne mitfiebert. Auch durchbricht der Film gelegentlich gängige Handlungsmuster und nimmt weniger erwartete Endungen, was für zusätzliche Spannung sorgt.
Bild und Ton entsprechen der Zeit, in der der Film entstanden ist und wurden entsprechend aufbereitet. An Extras finden sich auf der DVD nur ein Trailer, eine Bildergalerie und eine Einführung des Filmhistorikers Robert Osborne.
„Wenn die Ketten brechen“ ist eine amüsante und leichtfüßige Abenteuerkomödie, die in einer seltener verfilmten Epoche spielt. Natürlich darf man in der spannend umgesetzten Geschichte nicht allzu sehr nach Tiefgang oder Gesellschaftskritik suchen, aber farbenprächtig und unterhaltsam ist sie allemal, wenn man das Mantel und Degen-Genre mit all seinen Ablegern mag und auch nichts gegen die so naiv-idealistischen wie verspielten Cinemascope-Schinken der 50er Jahre hat.
DVD-Facts:
Bild: 2,35:1 (16:9)
Ton: deutsch Dolby Digital 2.0, englisch Dolby Digital 2.0
Untertitel: deutsch
DVD-Extras:
Einführung von Filmhistoriker Robert Osborne, Bildergalerie mit seltenem Werbematerial