Faith van Helsing 44 bis 46 (Hörspiel)

Simeon Hrissomalis
Faith van Helsing
43: Draculas Erbe; 44: Graues Grauen; 45: Asmodis Knochenkirche; 46: Die Anderen (1. Teil)
Sprecher: Nana Spier, Sascha Rotermund, David Nathan, Barbara Stoll u.a.
Musik von Jase Brandon
Titelillustrationen von Timo Würz
R & B Company, 2014, je 1 CD, je ca. 65 Minuten, je ca. 8,99 EUR

Von Christel Scheja

„Faith van Helsing“ ist das persönlichste Projekt der R & B Company, eine nun über 40 Episoden zählende Geschichte um die Kämpferin gegen das Böse, die mehr oder weniger deutlich an die Fernsehserie „Buffy – Im Bann der Dämonen“ angelehnt ist, zumal die Titelrolle hier auch noch von Nana Spier gesprochen wird, der deutschen Synchronstimme von Buffy. Allerdings hat sich die Geschichte mittlerweile etwas vom Vorbild gelöst und bewegt sich mehr in den Bereichen, die eher für den deutschen Horror-Heftroman bekannt sind.

Auch wenn die vier Abenteuer in sich geschlossen scheinen, so merkt man doch, dass sie lose miteinander zusammen hängen.

In „Draculas Erbe“ ist Faith eigentlich fest entschlossen, ihrem derzeitigen Freund Daniel Drake zu beichten, dass sie sich von ihm trennen möchte, weil ihre Liebe zu Raven, dem gefallenen Engel, zurückgekehrt ist, und sie ihm nicht länger etwas vorschwindeln möchte. Doch es kommt anders als gedacht. Während Raven Ärger mit einem Unbekannten bekommt, der sich an allen rächen möchte, die einmal etwas mit Dracula zu tun hatten, sich Faith und Daniel mit schwerbewaffneten aber coolen Vampirinnen herumschlagen müssen, wird eine dunkle Saat gelegt. Denn auch Daniel hütet ein düsteres Erbe, das er nun ausnutzt, um zu behalten, was er nicht hergeben will – schon gar nicht an einen dunklen Engel…

„Graues Grauen“ erwartet Faith und ihre Freunde bei einem Ausflug in die Wildnis, in der sie alle wieder zueinander finden wollen, aber doch nur wieder Unheil, Geister und tödliche Gefahren in einer alten Hütte finden, in der ausgerechnet Delia verschwindet, als die anderen einmal nicht aufpasst.

Ein dringender Hilferuf aus Europa führt Faith und zwei Mitstreiterinnen in „Asmodis Knochenkirche“, wo erst vor Kurzem zwei junge Österreicher verschwunden sind und kurz danach knochenleere Leichen und zwei blutige Skelette gefunden wurden. Nicht nur, dass das Grauen viel tiefer geht als gedacht – auch ein alter Feind kehrt zurück, und er ist mächtiger denn je.

Derweil entdeckt Julian Sparks, dass „Die Anderen“ schon seit geraumer Zeit unter den Menschen weilen und deren Schicksal beeinflussen. Doch was sind ihre Ziele – und wie kann man Wesen besiegen, die nicht einmal die Schattenwelt zu kennen scheint?

Faith van Helsing ist erwachsen geworden, nun da sie die Schatten der Vergangenheit ihrer Familie hinter sich gelassen zu haben scheint, Schwierigkeiten mit dem Orden der goldenen Dämmerung überwunden und Frieden mit ihren Eltern geschlossen hat. Als Teil einer weltumspannenden Gruppe, die das Böse in all ihren Formen bekämpft, hat sie gar nicht die Zeit, sich mit alltäglichen Dingen herumzuschlagen – wenn man einmal von dem Gefühlswirrwarr absieht, das sie in Bezug auf ihre Männer beschäftigt. Auf der einen Seite ist sie glücklich, dass Raven wieder da ist und sie mit der gleichen Leidenschaft erfüllt wie früher, auch wenn sich der Dunkle Engel verändert hat, auf der anderen Seite hat sie Daniel Drake schätzen und lieben gelernt.

Dessen Geheimnisse werden nun ein wichtiges Thema in den ersten beiden Folgen, denn auch der junge Mann, der so menschlich scheint, hat ein düsteres Geheimnis. Und daher verwundert es nicht, dass die Rivalität zwischen ihm und dem dunklen Engel über das übliche Maß hinausgehen. Zwar werden erste Weichen für ein Verhängnis gestellt, das in der Zukunft die Welt gefährden könnte, aber das ist auch alles. Die restlichen Abenteuer sind eher in sich geschlossen und beschäftigen sich mit eigenen Fällen. Erst im Nachhinein fällt auf, dass auch sie kleine Mosaiksteine sind, die sich nach und nach in das viel größere Bild einfügen dürften.

Das Ganze wird sehr actionreich erzählt. Nicht immer regiert die Logik, wenn es um die Auflösung des Problems geht, manchmal ist auch Kollege Zufall anwesend oder ein unerwarteter Helfer wendet das Blatt noch einmal zum Guten. Aber das nimmt man den Machern nicht übel, ebensowenig wie die Klischees und die massiv überzeichneten Figuren. Denn das sind Elemente, die die Serie mehr oder weniger ausmachen und ihr erst die richtige Atmosphäre geben. Wie immer sind die Sprecher der Hauptfiguren gut aufgelegt und genießen es, sich in ihren Figuren auszuleben, werden dabei auch noch durch den entsprechenden Hintergrund gestützt.

Langeweile kommt jedenfalls beim Hören der vier Geschichten nicht auf, eher Neugier, wie es wohl weitergehen mag. Denn auch wenn erfahrene Zuhörer vielleicht das ein oder andere vorausahnen können – sich sicher sein können, wie die Zukunft aussieht, können auch sie nicht. Ein Einstieg in die Geschichte ist mittlerweile allerdings schwierig geworden, da auch ausführliche Zusammenfassungen nicht mehr darüber hinwegtäuschen können, dass die gemeinsame Vergangenheit der Helden schon viel zu groß geworden ist.

Die Folgen 43 bis 46 sind solide, unterhaltsame Episoden der „Faith van Helsing“-Hörspielserie, die auch diesmal wieder die Fans ansprechen dürfte, die einerseits klassische Trash-Filme und -Romane mit ihrem überzeichneten Figuren und Klischees mögen, andererseits aber auch nicht bei „Buffy – Im Bann der Dämonen“ weggesehen haben. Denn die Serie von Simeon Hrissomalis beinhaltet genau deren Essenz und Atmosphäre, ohne jedoch allzu frech zu kopieren.