Ghosted 2: Ein gespenstisches Ritual (Comic)

Joshua Williamson
Ghosted 2
Ein gespenstisches Ritual
(Ghosted 6-10, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Claudia Fliege
Titelillustration von Matteo Scalera
Zeichnungen von Davide Gianfelice
Panini, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 132 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-95798-155-4

Von Christel Scheja

Schon im ersten Band von „Ghosted“ vermischte Joshua Williamson die Genres miteinander, die ohnehin schon nahe beieinander liegen. Damals nutzte er die Gelegenheit, Jackson T. Winters einzuführen, seines Zeichens unerschrockener Meisterdieb. In dieser Geschichte wurde er von dem reichen Kunstsammler Markus Schrecken angeheuert, um etwas aus einer alten Villa zu stehlen.

Seit dem Auftrag, der ihn und einige andere Spezialisten in das heruntergekommene Haus führte, in dem es gehörig spukte, hat sich das Leben von Jackson T. Winters grundlegend geändert. Er weiß jetzt, dass es Dinge gibt, die sich weder mit Wissenschaft noch dem gesunden Menschenverstand erklären lassen, denn er wird auch von den Geistern, die er damals rief, nicht mehr wirklich in Ruhe gelassen. Zudem ist er auf der Flucht, da er damals nicht auf legalem Wege aus dem Gefängnis geholt wurde.

Gut nur, dass andere ihm zumindest noch eine Chance geben. So wie Wenona Blood Crow. Diese hat nicht vergessen, dass Jackson vor zwölf Jahren ihr Casino ausgeplündert hat. Damit er seine Schulden bei ihr begleichen kann, hat sie nun einen Vorschlag zu machen. Der Dieb und Gauner soll ihre Tochter Nina zurückholen. Sie wurde vor nicht all zu langer Zeit nach Mexiko verschleppt. Sollte ihm das gelingen, winkt ihm nicht nur von ihrer Seite aus die Freiheit, sondern auch noch eine kleine Belohnung.

Winters nimmt an – was hat er auch für eine andere Wahl –, und stürzt sich kopfüber in das Abenteuer, weil er glaubt, dass die Aufgabe einfach sei. Aber weit gefehlt, denn eines entdeckt er erst viel zu spät. Nicht nur, dass er schmerzlich herausfinden muss, dass das Mädchen von einem Dämon besessen ist, ist für die Männer, die sie in ihre Gewalt brachten, interessant… und auch der Grund, sie nicht aus den Fingern zu geben.

Wie schon „Ein gespenstischer Coup“ so ist auch „Ein gespenstisches Ritual“ eine abgeschlossene Geschichte aus der „Ghosted“-Reihe und kann für sich gelesen werden, auch wenn natürlich ein wenig Vorwissen fehlen mag. Aber die notwendigen Informationen erhält man dann doch innerhalb der Geschichte.

Mehr als der erste Teil wendet sich der zweite bewusster dem Horror zu und spielt mit gleich mehreren verschiedenen Elementen – angefangen mit dem Glauben der Ureinwohner Amerikas bis hin zu den Absichten eines verrückten Fanatikers, der die dämonischen Kräfte der besessenen jungen Frau für sich nutzt.

Wieder einmal ist Winters erst einmal der Spielball in den Händen seiner Auftraggeber und Feinde, aber das ändert sich im Verlauf der Geschichte. Glücklicherweise wiederholt der Autor sein Erfolgsrezept nicht auf ganzer Linie, so dass auch noch ein wenig Spannung gewahrt bleibt. Ansonsten ist die Geschichte überschaubar, wenn man sich ein wenig im Genre auskennt. Dann ist schnell zu ahnen, in welche Richtung die Geschichte sich dreht und welche Rolle der Held spielen wird.

Und natürlich gibt es da auch noch eine Person, die ihm zusätzlich zu schaffen macht, aber dadurch die allzu geradlinige Handlung auflockert. Am Ende gibt es dann noch eine nette Überraschung, die deutlich macht, dass der Held jetzt mehr Ärger denn je haben wird – und das macht dann doch neugierig auf mehr.

Das Artwork ist nicht mehr ganz so ausgereift wie im ersten Band, die Künstler sorgen dadurch aber auch für eine etwas andere Stimmung und bewahren die Grusel-Atmosphäre, die manche Leser schon aus den Geschichten der Pulp-Heftchen-Ära kennen und schätzen dürften.

Alles in allem ist „Ein gespenstisches Ritual“ eine solide Geschichte aus der „Ghosted“-Reihe, die all das bietet, was schon im ersten Band gefallen mochte: eine actionreiche und dynamische Handlung, eine interessante Mischung von Horror-Elementen und interessante Entwicklungen, die ihre Schatten schon jetzt auf kommende Storys werfen dürften.