Grimm Fairy Tales präsentiert: Oz 2 (Comic)

Joe Brusha, Raven Gregory und Ralph Tedesco
Grimm Fairy Tales präsentiert: Oz 2
(Grimm Fairy Tales presents Tales of Oz 1-3, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Sandra Kentopf
Cover von Marat Mychaels
Zeichnungen von Noah Salonga, Miguel Mendoca, Dave Acosta u.a.
Panini, 2014, Paperback, 144 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-95798-043-4

Von Christel Scheja

Die „Oz“-Romane gehören im englischsprachigen Raum zu den Kinderbuch-Klassikern mit märchenhaft-phantastischem Inhalt. Frank L. Baum schuf damit ein echt amerikanisches Märchen, das die Atmosphäre des ländlichen Amerika zu Beginn des 20. Jahrhunderts atmet. Nun haben sich auch die Macher der „Grimm Fairy Tales“ dieser Geschichten angenommen und erzählen ihre eigene Variante davon. In der zweiten Graphic Novel liegt der Fokus aber mehr auf ihren Begleitern und weniger auf Dorothy Gale selbst.

Drei Gefährten sind es, die die junge unschuldige Frau von der Erde um sich versammelt. Aber wer sind die Gestalten, die sich ihr anschließen? Haben sie nicht auch ein eigenes Schicksal zu erzählen und einen guten Grund, um nach dem Zauberer zu suchen und dafür in die Smaragdstadt zu reisen?

Der Blechmann jedenfalls war einst ein tüchtiger Holzfäller, der seiner Arbeit nachging und sich von nichts beirren ließ. Er verliebte sich in ein schönes Mädchen aus dem Wald, zog dadurch aber den Zorn einer bösen Hexe auf sich, die die junge Frau für sich beanspruchte. Da die beiden nicht voneinander lassen konnten, folgte die Strafe auf den Fuß.

Lange Zeit führten die Löwenmänner schon Krieg gegen die Hexen und mussten mitansehen, wie ihre Zahl immer mehr dezimiert wurde. Schließlich überlebte nur noch einer von ihnen und blieb allein zurück, doch war es wirklich die Feigheit, die ihn dazu trieb, die reine Angst um sein eigenes Leben?

Auch die Vogelscheuche war einst ein Mensch, ein junger Mann, der glücklich in einem Dorf lebte und zu denen gehörte, die den Frieden im Land bewahren wollte. Aber die böse Hexe und ihre Handlanger waren nicht bereits, dies zuzulassen und statuierten ein grausames Exempel an ihm und seiner Freundin, die das Blutbad überlebten...

Und letztendlich ist da Toto, weniger Hund und mehr Monster, der seiner Freundin beschützend zur Seite steht und ebenfalls seine Geheimnisse zu wahren weiß.

Wer erwartet hatte, dass die zweite Ausgabe die Weiterführung der Geschichte beinhalten würde, erlebt eine Überraschung. Die Handlung selbst macht einen Schritt zurück und konzentriert sich diesmal ganz auf die Nebenfiguren. Denn sowohl der Blechmann, als auch die Vogelscheuche oder der Löwe haben gute Gründe, sich Dorothy, Glinda und dem Kampf gegen die böse Hexe anzuschließen, die unbedingt den Tod ihrer Schwester rächen will und deshalb dem jungen Mädchen zu schaffen macht.

Daher nehmen sich die Macher die Zeit, den Hintergrund der Figuren neu aufzuholen und in ihr Universum einzubetten. Wie man sich denken kann, geht das nicht ganz unblutig ab und kündet von den erwachsenen Leidenschaften, die auch diese Märchengestalten beherrschen. Weder die Hexen noch die jungen Männer, die ihnen zum Opfer fallen, sind wirklich unschuldig wie ein Kind, zumindest die Liebe haben sie in ihrer lichten Spielart schon einmal kennengelernt.

Allerdings sollte man nicht allzu große Überraschungen erwarten, da alle Vorgeschichten nach einem ähnlichen Schema ablaufen und mit einer grausamen Tat enden, die die Figuren zu dem machen, was sie heute sind. Immerhin müssen die Autoren dem treu bleiben, was sie selbst ins Leben gerufen haben – Kindergeschichten deutlich erwachsener und horrorlastiger zu erzählen und mit einer guten Prise Erotik zu würzen.

Wie so oft sind die Mädchen und Frauen der Blickfang der Panels; gut gebaut und leicht bekleidet werden sie immer wieder in die richtige Pose gestellt, um den Lesern zu gefallen. Die Urgeschichte ist zwar noch zu erkennen, macht aber immer wieder genügend Schlenker, um Action und Horror mit einzubringen.

„Grimm Fairy Tales präsentiert: Oz“ bietet daher auch im zweiten Band die gewohnte Kost für alle Leser, die nicht nur die erwachsene Neuinterpretation eines Kinderbuch-Klassikers mit viel Action und einer Spur Erotik mögen, sondern auch zu den gängigen Klischees kerniger Heroic Fantasy inklusive leicht bekleideter Heldinnen mit viel Sex-Appeal nicht „Nein“ sagen. Zwar macht die Handlung durch die Vorgeschichte der Nebenfiguren wie gesagt einen gehörigen Schlenker, sorgt aber auch dafür, dass der Hintergrund der Geschichte an Farbe gewinnt und so darauf hoffen lässt, das sie dadurch vielschichtiger werden könnte.