Keith R. A. DeCandido: Die klingonische Kunst des Krieges (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 28. Dezember 2014 11:57
Keith R. A. DeCandido
Die klingonische Kunst des Krieges
(Star Trek: The Klingon Art of War, 2014)
Übersetzung aus dem Englischen von Helga Parmiter & Sanni Kentopf
Titelbild und Illustrationen von Alan Brooks & Dayton Ward
Cross Cult, 2014, Hardcover, 160 Seiten, 24,90 EUR, ISBN 978-3-86425-438-3
Von Christel Scheja
Ein echter Klingone zeichnet sich durch die getreue Befolgung eines Ehrenkodexes aus, den die meisten Menschen der Föderation vielleicht als übertrieben und antiquiert erachten, aber es lohnt sich genauer hinzusehen, um das Nachbarvolk – einst erbitterter Feind, nun Freund und Verbündeter – besser zu verstehen. Daher erschien nun auch ein Schlüsselwerk in allgemeinverständlicher Sprache, und zwar „Die klingonische Kunst des Krieges“.
Zehn Grundsätze sind es, die das Leben der Krieger zu Kahless’ Zeiten zu prägen begannen und noch heute die gesamte klingonische Kultur bestimmen, da sie sich in alle Lebensbereiche und auch auf die Politik zu anderen Völkern auswirken.
„Wähle deine Feinde sorgfältig aus“, denn wie willst du wahre Ehre erringen, wenn du deine Gegner mit Leichtigkeit besiegen kannst und nicht ein Stück gefordert wirst? „Schlage schnell zu oder gar nicht“, denn oft ist es ein Fehler lange zu überlegen, weil der Feind bereits ahnt, was du planen könntest. „Blicke deinem Feind immer ins Auge“ – begegne ihm auf gleicher Höhe, denn nur so kannst du wissen, was er als nächstes plant. „Stelle dich dem Unglück“, auch wenn es schwer fällt und die Lage aussichtslos scheint.
„Offenbare dein wahres Ich im Kampf“, denn nur so kannst du Ruhm und Ehre gewinnen – weil du nichts zu verbergen hast. „Zerstöre die Schwäche“, die in der lauert, denn sie könnte zum falschen Zeitpunkt zu deinem Fall führen. „Verschiebe nichts auf morgen“, denn dann kann es schon zu spät sein.
„Wähle lieber Tod als die Gefangenschaft“ – denn es bringt Unehre, sich jemandem zu ergeben, der sich vielleicht mit List deiner bemächtigt hat. „Stirb aufrecht“, denn nur Feiglinge wenden dem Feind den Rücken zu oder fallen wimmernd auf die Knie. „Erhebe die Ehre über alles“, denn sie bestimmt dein Leben…
Nach einem ausführlichen Vorwort, wird jede der Regeln ausführlich erläutert, indem man sie erst auf einer Doppelseite neben einem passenden Bild präsentiert, danach folgt ein mythologischer Text, der das Wesen des Gebotes ausführlicher darlegt und eine Sammlung aus klassischen Sagen und modernen historischen Texten, die als Beispiele dienen sollen. Sie illustrieren Situationen, durch die Kahless sich entweder erst der Regel bewusst wurde oder sie bewusst anwandte, andere seinem Beispiel folgten und damit Erfolg hatten oder diese zurückwiesen, um dann bitter zu scheitern und in Unehre zu fallen.
Wie für Klingonen typisch sind die Geschichten sehr leidenschaftlich geschrieben, stecken voller Gefühle und lassen immer wieder den kriegerischen Geist und den streng eingehaltenen Kriegerkodex durchschimmern. In der Hinsicht kann man dem Autor durchaus glauben, er habe sie nur übersetzt – auf der anderen Seite zaubert genau diese Aussage auch ein Schmunzeln aufs Gesicht.
Leser, die sich etwas genauer mit der irdischen Geschichte beschäftigt haben, erkennen sicherlich die direkten Vorbilder und Inspirationsquellen, der Rest wird sicherlich den interessanten Einblick in das Wesen eines der Lieblingsvölker der „Star Trek“-Fans genießen und so vielleicht besser verstehen können, warum sich die Klingonen in den Filmen und Serien so und nicht anders verhalten haben. Allerdings muss man schon ein Faible für pathetisch angehauchte Mythen und Geschichten haben, amüsant und interessant ist es aber allemal, Ereignisse aus den Serien aus einer etwas anderen Sicht kennenzulernen.
„Die klingonische Kunst des Krieges“ ist ein fiktives Sachbuch aus dem „Star Trek“ Universum, aber nicht minder spannend wie die Romane. Es bietet einen interessanten und vielschichtigen Einblick in die Seele eines Volkes, das sich mittlerweile zu den liebsten Völkern dieses Franchise gemausert hat. Für Fans der Klingonen ist es zweifellos ein Pflichtkauf, vor allem wenn sie sich gerne ins Cosplay stürzen, Fanfiction-Autoren werden so manche Anregung finden und auch diejenigen, die andere Details der „Star Trek“-Welt vorziehen werden sich sicherlich nicht langweilen, vor allem weil das Buch direkte Bezüge zu den Serien besitzt und nicht nur im Raum steht.