John und Carole E. Barrowman: Knochenfeder – Hohle Erde 2 (Buch)

John und Carole E. Barrowman
Knochenfeder
Hohle Erde 2
(Hollow Earth 2: Bone Quill, 2013)
Übersetzung aus dem Englischen von Sabine Elbers
Titelbild und Illustrationen von Peter Bergting
Cross Cult, 2014, Hardcover, 282 Seiten, 16,80 EUR, ISBN 978-3-86425-309-6 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Eigentlich ist John Barrowman Entertainer, Sänger und Schauspieler. Die meisten Genre-Fans kennen ihn vermutlich durch seine Rolle als Captain Jack Harkness in den britischen Serien „Doctor Who“ und „Torchwood“. Nun ist er aber auch zusammen mit seiner Schwester Carole unter die Autoren gegangen. Die Fantasy-Saga „Hohle Erde“ stammt aus der Feder der beiden. Nach „Animare“ ist jetzt auch der zweite Roman in Deutschland unter dem Titel „Knochenfeder“ erschienen.

Sie wussten eigentlich schon immer, dass sie etwas Besonderes sind, aber um die Bedeutung und die Gefahren, mit denen das verbunden ist, wussten die Zwillinge Matt und Emely „Em“ Calder bisher nicht viel. Das ändert sich, als sie nach einem selbst verursachten Zwischenfall in einem Museum mit ihrer Mutter fliehen müssen, nachdem ein alter Freund der Familie sein Leben sein Leben verliert.

In einem alten Herrenhaus auf der abgelegenen Insel Auchinmurm erfahren Matt und Em, dass sie Animare sind, Künstler die mittels ihrer Zeichnungen und der Macht ihrer Phantasie ihre Bilder zum Leben erwecken oder sich in diese begeben können. Ihre Mutter Sandie ist eine Wächterin, die sich in den Mann verliebte, auf den sie eigentlich hätte aufpassen müssen. Und die Zwillinge selbst sind dadurch Frucht einer verbotenen Verbindung, weil sie die Fähigkeiten beider Blutlinien in sich vereinen und für ihren machtgierigen und dem Bösen verfallenen Vater besonders interessant waren.

Sie könnten mit ihren Kräften die Dämonen und Fabelwesen befreien, die noch in einer Welt gefangen sind. Schon im frühen Mittelalter beschäftigen sich deshalb die Mönche in einer nahegelegenen Abtei damit, übernatürlichen Kreaturen zu bannen und die Zugänge zur Hohlen Erde zu bewachen. Aber auch sie mussten Rückschläge hinnehmen, als sich ein Fremder einmischte.

Das hat auch Auswirkungen auf die Gegenwart und es ist nun ausgerechnet an Matt und Em, den schlimmsten Fall zu verhindert. Aber wie können sie das, wenn sie am Ende doch nur zwischen den Fronten stehen und nicht mehr wissen, wem sie wirklich trauen können und sollen, weil man ihnen Einiges mehr verschwiegen hat, als sie dachten und nun auch noch ihre Mutter verschwunden ist.

„Knochenfeder“ ist einer der Romane, den man nur verstehen kann, wenn man auch den ersten Band, „Animare“, gelesen hat. Immerhin gibt es für Neueinsteiger eine kurze Zusammenfassung, die wenigstens die wichtigsten Dinge erklärt, aber längst nicht alles. Die Autoren jedenfalls machen dort weiter, wo sie aufgehört haben.

Matt und Em wissen nun um ihr Erbe und die Schatten der Vergangenheit, die über ihnen liegen, aber sie sehen nicht ein, untätig sitzen zu bleiben, während ihre Mutter verschollen ist und immer deutlicher wird, dass eine dunkle Macht die Ereignisse auf der Insel steuert – und das nicht nur in der Gegenwart, sondern offensichtlich auch in der Vergangenheit.

In diesem Teil verweben sich tatsächlich erstmals die beiden Zeitlinien miteinander, die auch schon im ersten Band zu finden waren. Im Mittelalter wird immer deutlicher, dass der junge Novize Solon eine wichtige Schlüsselstellung einnehmen wird. Aber welche Geheimnisse hütet das Wikingermädchen, das er nach einem Angriff der Nordmänner auf der Insel findet und gesundpflegt?

Derweil zeichnet sich in der Gegenwart immer deutlicher ab, dass Matt zwar der Wagemutigere der Zwillinge ist, aber nicht immer die richtigen Entscheidungen trifft. Das sorgt im zweiten Band für die Spannung, die der Band braucht, denn er ist in erster Linie dazu da, die Weichen für den kommenden Showdown zu stellen. So endet die Geschichte auch mit einem weichen Cliffhanger und macht neugierig darauf, wie sie jetzt den großen Feind aufhalten können – der ihnen leider näher steht als ihnen lieb ist.

Die Geschichte ist überschaubar geschrieben, so dass auch schon junge Leser ab zehn Jahren keine Probleme haben werden, sich zurechtzufinden. Dazu kommt eine magische Handlung, die gekonnt mit Mythen und Sagen Nordenglands und Schottlands spielt, aber auch den ein oder anderen Ausflug in die Vergangenheit Englands macht. Zwar werden auch diesmal viele Klischees genutzt, diese tragen aber eher zur Atmosphäre bei, als störend aufzufallen. Das Abenteuer ist jedenfalls so kurzweilig und flott geschrieben, dass auch bei erwachsenen Lesern keine wirkliche Langeweile aufkommt, auch wenn man natürlich keine all zu komplexe und überraschende Handlung oder ausgefeilte Charaktere erwarten sollte.

„Knochenfeder“ steht „Animare“ in nichts nach und ist eine angemessene Fortsetzung der „Hohle Erde“-Saga von John und Carole E. Barrowman. Die Geschichte bleibt zwar überschaubar, wird aber konsequent und unterhaltsam weitergesponnen und bereitet sich routiniert auf den vermutlich in der Fortsetzung zu erwartenden Showdown vor. Vor allem junge Leser werden viel Spaß an dem abwechslungsreichen und magischen Fantasy-Abenteuer haben, das genau auf sie zugeschnitten ist.