Carlo Collodi: Pinocchio (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Freitag, 03. Oktober 2014 09:51
Marc Gruppe & Carlo Collodi
Pinocchio
Titania Special 10
Sprecher: Max Schautzer, Dirk Petrick, Hasso Zorn, Guido Högel u.a.
Cover-Artwork von Firuz Askin
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 80 Minuten, ca. 11,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5030-8
Von Christel Scheja
Einmal im Jahr nimmt sich Titania Medien die Zeit, einen Kinderbuchklassiker in ein Hörspiel umzusetzen. Das können alte Märchen sein, aber auch Geschichten, die im 19. Jahrhundert bewusst als lehrreiches Werk für die junge Generation verfasst wurde. In diesem Jahr haben die Macher sich „Pinocchio“ von dem italienischen Schriftsteller Carlo Collodi herausgepickt.
Wer kennt nicht die Geschichte von dem Holzschnitzer, der aus einem Scheit eine Marionette in der Gestalt eines Jungen schnitzt, die überraschend zum Leben erwacht? Auch hier geschieht dies, und Pinocchio stellt frech und unwissend wie ein Kind gleich Forderungen an seinen armen Vater, die dieser nur schwer erfüllen kann. Er möchte vieles, nur eines ist ihm unheimlich: die Schule, mit der er nicht viel anfangen kann, denn er fürchtet, sie wäre völlig langweilig. Deshalb begibt er sich auf Wanderschaft, als Gepetto einmal nicht aufpasst und gerät schon bald von einem Schlamassel ins andere, denn nicht alle, die ihm freundlich begegnen, meinen es auch gut mit ihm. Die Grille ist zwar noch die weise Mahnerin am Wegesrand, aber Kater und Fuchs wissen genau, wie sie den gutgläubigen Jungen aus Holz ausnutzen können. Aber gerade diese Reise ist es, die Pinocchio erkennen lässt, was wirklich wichtig im Leben ist: Eine ihn liebende Familie zu haben und ein echtes Kind zu sein, doch davon ist er mehr denn je entfernt...
Marc Gruppe hat darauf verzichtet, den Klassiker zu modernisieren. Ein Erzähler führt durch die märchenhafte Geschichte und gibt ihr die passende Atmosphäre. Pinocchio ist nicht ganz der liebenswerte Junge vieler anderer Geschichten, er erinnert nicht nur von der Stimme her eher an einen kleinen Kobold als an ein Kind. Und so ist die Handlung auch darauf aufgebaut, ihm die Lehren des Lebens zu vermitteln, allen voran, nicht immer nur an seinen eigenen Spaß und sein Vergnügen zu denken und dabei die Kosten anderer nicht zu beachten. Im Verlauf seiner Abenteuer lernt die Holzpuppe, was es ausmacht ein Mensch zu sein. Die Grille ist dabei Mahnerin und Wächter, der gute Geist, der ihn immer wieder daran erinnert, was wirklich wichtig ist und dass er weder allen gleich trauen noch ihren Versprechungen glauben darf.
Die Sprecher sind gut gelaunt und setzen ihre Rollen sehr verspielt um. Musik und Geräusche geben der Geschichte den richtigen Flair und versetzen den Zuhörer geradezu in eine längst vergangene Zeit, in der alles noch ein wenig anders war. Auch die lehrreiche Seite der Geschichte kommt zum Tragen und nicht zuletzt schimmert sehr viel Magie durch, die heute schon fast vergessen ist.
Alles in allem weiß „Pinocchio“ durch seine werkgetreue Adaption zu überzeugen, denn gerade die Bewahrung der alten Erzählkunst und die bewusste Einbindung des moralischen Zeigefingers machen die Atmosphäre des Hörspiels aus, dass nicht nur kleine, sondern auch große Zuhörer in den Bann schlagen dürfte.