Gruselkabinett 79: Lodoiska, Theodor Hildebrand (Hörspiel)

Theodor Hildebrand & Mark Gruppe (Script)
Lodoiska
Gruselkabinett 79
Sprecher: Hasso Zorn, Sascha Wussow, Susanne Uhlen, Lene Bierstedt u.a.
Titania Medien, 2013, 1 CD, ca. 79 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-4894-0

Von Christel Scheja

Theodor Hildebrand ist das literarische Pseudonym von Johann Andreas Karl (Christoph) Hildebrand, der von 1763 bis 1846 lebte und seit 1794 als Priester tätig war. Er zählt heute zu den eher vergessenen Phantasten. Sein Werk „Der Vampyr oder die Todtenbraut. Ein Roman nach neugriechischen Volkssagen“ diente als Vorlage für das neueste Hörspiel der Gruselkabinett-Reihe, nämlich „Lodoiska“.

Der russischstämmige und bewährte Oberst Alfred Lobenthal lebte bislang mit seiner Frau Helene und den gemeinsamen Töchtern Mina und Julchen in Berlin. Doch eines Tages zieht er mit ihnen und dem Kriegskameraden und Unteroffizier Werner überstürzt in ein Schloss nach Böhmen. Die Gründe dafür nennt er nicht, erwähnt seiner Frau gegenüber nur, dass vermutlich finanzielle Schwierigkeiten der Grund waren.

Ein Jahr lang geht alles gut, die Familie kann den Frieden und die Abgeschiedenheit des Schlosses gut für sich nutzen und vermisst dabei die quirlige Stadt nicht mehr. Dann allerdings muss sich der Oberst nach Stettin begeben, um seiner Schwester beizustehen. Der Aufenthalt scheint länger zu werden als gedacht.

In diesen Wochen bezieht eine alleinstehende Frau in Trauerkleidung ein verlassenes und heruntergekommenes Häuschen im Wald. Die Einheimischen beginnen sie schon bald zu fürchten. Doch ausgerechnet die Frau und die Töchter des Obersts lernen die geheimnisvolle Lodoiska bald besser kennen und schätzen. Allein Werner begegnet der aus Osteuropa stammenden Frau mit Argwohn und Misstrauen – aus gutem Grund. Er versucht seinen Freund zu warnen ... doch kann er das Unheil aufhalten, das sich jetzt langsam aber sicher über der Familie zusammenbraut?

Wie so oft in den ganz alten Geschichten ist das phantastische Element eher gering, das Grauen schleicht sich eher subtil ein und zeigt erst zum Ende hin sein wahres Gesicht. Das ist auch bei „Lodoiska“ so.

Zunächst scheint das Ganze eher eine historische Familiengeschichte zu sein, ein Drama, bei dem der Mann Geheimnisse vor seiner Familie hat, die Ehefrau dies aber akzeptiert, weil die Sitten des frühen 19. Jahrhunderts nichts anderes verlangen. Auch die Begegnung mit der seltsamen Fremden ist eher harmlos – sieht man einmal davon ab, dass sich die junge Mutter und Ehefrau in Anwesenheit der verschleierten Dame immer unwohl fühlt. Allein der Freund und vertraute Diener Werner scheint mehr zu wissen – aber warum schweigt er sich aus? Genau dieser Punkt sorgt für die nötige Spannung, damit man der insgesamt sehr ruhigen Geschichte auch bis zum Ende lauscht.

Die Enthüllungen sind zwar nicht überraschend, ebensowenig wie das Ende, aber stimmungsvoll umgesetzt. Wieder passen Musik und Soundeffekte zu den Stimmen, vertiefen das Drama, das sich dort vor idyllischer Kulisse nach und nach abspielt. Heraus kommt eine dramatische Geschichte, die wieder einmal vor allem von den Sprechern getragen wird, selbst den beiden Mädchen, die die Kinderrollen übernehmen.

Damit dürfte „Lodoiska“, die 79. Folge von „Gruselkabinett“, vor allem die Fans gepflegten zunächst eher leisen Grauens faszinieren, die vor allem die gesellschaftliche Dimension der übernatürlichen Geschichte schätzen.