Luc Orient Gesamtausgabe 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 11. Februar 2012 15:11

Luc Orient Gesamtausgabe 1
(Luc Orient – Intégrale 1 – Luc Orient – Intégrale T1 (T1 à T4))
Text: Greg (Michel Régnier)
Artwork: Eddie Paape
Übersetzung: Horst Berner u.a.
Ehapa, 2011, Hardcover, 192 Seiten, 29,99 EUR, ISBN 978-3-7704-3444-2
Von Irene Salzmann
Michel Régnier, besser bekannt unter seinem Pseudonym Greg (1931-1999), vermisste in den 1960er Jahren in den renommierten Comic-Magazinen ein Genre, das gerade die jungen Leser besonders faszinierte: die Science Fiction. Es gelang ihm, für seine Ideen um Luc Orient Eddy Paape (Jahrgang 1920) als Zeichner zu gewinnen. Der neue Held erlebte 18 Abenteuer, die als Fortsetzungsgeschichten in den Magazinen ab 1967, in Alben-Formt von 1969 bis 1994 liefen.
In der Ehapa Comic Collection ist nun eine fünfbändige Gesamtausgabe erschienen, die nicht nur die spannenden Geschichten in chronologischer Reihenfolge präsentiert, sondern mit Zusatzmaterial aufwartet, das besonders interessant für jene Leser ist, die gern ein wenig hinter die Kulissen einer Serie schauen.
Um das Vermächtnis eines verstorbenen Freundes zu erfüllen, reisen Professor Hugo Kala und seine Assistenten Luc Orient und Lora zum Fundort der sogenannten Feuersteine, die eindeutig extraterrestrischen Ursprung sind. Schon bald werden die Forscher und ihr Führer Toba von Eingeborenen gefangengenommen. Diese verlangen, dass die Fremden den mysteriösen Feuerdrachen töten. Im Gegenzug wollen die Thargs ihnen zeigen, wo sich mehr von diesen wertvollen und gefährlichen Steinen befinden. Was sie am Ziel entdecken, übertrifft sämtliche Erwartungen: drei Raumschiffe – und die Besatzung des einen Schiffes ist sogar noch am Leben! Es gelingt dem Professor, die im Tiefschlaf liegende Crew zu wecken, sodass diese nach Terango heimkehren kann.
Doch schon bald gibt es ein Wiedersehen: Galax-Ahj warnt die Erde vor den Plänen des neuen Machthabers auf Terango. Dieser will die Galaxis erobern und mit der Erde anfangen. Seine Flotte wartet nur noch auf den Angriffsbefehl. Der Professor, Luc, Lora und Toba fliegen mit ihren neuen Freunden nach Terango, um die Absichten von Diktator Sectan zu durchkreuzen. Aber auch danach sind noch nicht alle Probleme gelöst, denn Sectan konnte entkommen, und seine Schwarze Garde ist dabei, sich neu zu formieren. Die Rebellen brauchen dringend Unterstützung durch die als unzivilisiert geltenden Stämme. Galax-Ahj, Luc, Lora und Granya, eine Terangoerin, begeben sich auf die Suche nach den Drachenmenschen und werden Opfer eines Verräters…
Das Cover, die Zeichnungen und auch das Aussehen der Protagonisten erinnern ein wenig an „Flash Gordon“ und „Trigan“ und spricht das reifere Publikum an, das diese und andere SF-Serien aus den 1960er und 1970er Jahren schätzte und sich freut, dass es „Luc Orient“ komplett und in einer edel gestalteten Sammler-Edition (erneut) lesen darf.
Der Handlungsaufbau ist typisch für die Zeit, in der „Luc Orient“ entwickelt wurde. Die Geschichten sind abenteuerlich, spannend, futuristisch und geradlinig aufgebaut. Stets werden die Helden vor eine heikle Aufgabe gestellt, die durch das Eingreifen eines Gegenspielers noch komplizierter wird. Durch ihre Taten müssen sie das Vertrauen neuer Freunde erwerben, die ihnen von da an tapfer zur Seite stehen. Schnell lernen die Hauptfiguren, fremdartige Gegebenheiten zu akzeptieren und sich nützliche Fähigkeiten sowie Kenntnisse im Umgang mit fremden Technologien anzueignen.
Für das Charakterdesign gilt dasselbe. Luc Orient ist ein Überheld wie James Bond, Perry Rhodan, Storm und andere. Während er die Gefahren meistert, gehen ihm seine Helfer, in diesem Fall Dr. Kala, mit Knowhow und technischen Gadgets zur Hand. Toba , Lec-Hoj beziehungsweise Galax-Ahj sind die auswechselbaren Heldenbegleiter, die, wenn es keinen Ausweg mehr zu geben scheint, in letzter Sekunde helfen, das Blatt zu wenden. Lora – ohne Nachname! – ist das hübsche Anhängsel, das zwar hin und wieder aktiv eingreift, doch, da die Emanzipation damals noch belächelt wurde, meist für entsetztes Aufschreien zuständig ist und regelmäßig gerettet werden muss. Die Guten sind gut, die Bösen sind böse; ein Dazwischen gibt es nicht.
Die Illustrationen muten im Vergleich zu den heutigen Comics etwas antiquiert an, schon durch die einfache Kolorierung. Dennoch stecken die Panels voller Details, und vor allem die phantasievollen Landschaftsszenarien betrachtet man gern.
„Luc Orient“ ist ein Kind seiner Zeit und sollte an SF-Comics gemessen werden, die in denselben Jahren produziert wurden, und nicht an aktuellen Titeln. Für die älteren Leser beginnt mit der Lektüre eine spannende, nostalgische Reise – und wer das mag, kommt ganz auf seine Kosten.