Thea Harrison: Im Bann des Drachen (Buch)

Thea Harrison
Im Bann des Drachen
(Dragon Bound)
Aus dem amerikanischen Englisch übersetzt von Cornelia Röser
Titelillustration von bürosüd
Lyx, 2012, Taschenbuch mit Klappenbroschur, 460 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-8025-8625-5

Von Carsten Kuhr

Was kann man Dummes in seinem Leben machen? Man kann von einer Brücke springen, sich vor einen Zug werfen, über die Autobahn spazieren, oder, wie im Fall von Pia, unserer Protagonistin, einem Drachen etwas aus seinem Schatz stehlen.

Dass Pia das nicht etwa aus freien Stücken gemacht hat, dass sie von ihrem Ex-Lover, einem Schwein durch und durch, erpresst wurde, entschuldigt die Dummheit der Tat auch nicht, denn jetzt ist der Drache hinter ihr her. Sie muss ihre Heimat, New York, schnell verlassen, auch wenn sie nur einen Penny gestohlen hat und sogar eine Entschuldigung und einen Ersatz am Tatort zurückgelassen hat. Nur eines der Refugien der Anderwelt vermag ihr ein wenig Schutz zu bieten, denn Verträge und Bündnisse sollten verhindern, dass der Drache so einfach in das Territorium der Elfen eindringt. Doch ein wütender Drache nimmt weder auf Verträge noch auf Gefühle Rücksicht. Wenn er jagt, dann mit ganzen Herzen, zumal ihn die freche Diebin nicht nur reizt, sondern er auch von ihrer respektlosen Art fasziniert ist.

Trotz aller Gegenwehr und dem Schutz durch die Elfen macht der gestaltwandelnde Wyr Pia schnell ausfindig. Erstaunlicherweise aber, und das gilt nicht zuletzt auch für den Drachen selbst, bringt er die Diebin nicht einfach um. Stattdessen machen sie sich zusammen auf, herauszufinden, wer wirklich hinter dem Diebstahl steckt, wer Pias Ex angeheuert hat. Die Spur führt in die Anderwelt, zum dunklen Hof…

Paranormal Romance, so die Subgenre-Bezeichnung für die Romanserien mit denen uns die Verlage in den letzten Jahren beglücken. Das Strickmuster ist meist ähnlich: Man nehme eine unerfüllte Frau in ihren besten Jahren, lässt sie auf einen paranormal begabten Mann treffen, einige Abenteuer erleben und ihre Erfüllung in seinen starken Armen finden – fertig ist der Bestseller. Thea Harrison hält sich grob an dieses Schema, füllt es aber geschickt mit ihrer ganz eigenen Geschichte. Dabei verbindet sie faszinierende Gestalten mit einer übernatürlichen Welt, ein Kriminalrätsel mit einigen wenigen, knackigen Sexszenen und sehr viel Tempo.

Der Roman lebt dabei von den beiden Hauptfiguren: auf der einen Seite der Drache, so alt wie unser Sonnensystem, voller Macht und Arroganz, der in seiner menschlichen Gestalt Frauenherzen höherschlagen lässt, auf der anderen Seite das Mischlingswesen, eine junge Frau voller Geheimnisse aber auch dem Mut, ihren Fehlern ins Auge zu sehen, Verantwortung zu übernehmen und voranzuschreiten. Dass der Macho von der Diebin fasziniert ist, die endlich einmal anders als alle anderen auf ihn reagiert, die nicht vor Ehrfurcht oder Panik erstarrt wenn er sich nähert, erscheint mehr als glaubwürdig.

In dem von den spritzigen Dialogen geprägten Text rast die Handlung voller Action und Tempo voran, bietet der Leserin – derartige Romane richten sich bekanntermaßen in erster Linie an eine weibliche Leserschaft – quirlige Unterhaltung und kommt Langeweile nie auf. Auch wenn die übernatürliche Welt sich am Gewohnten orientiert, die Handlung letztlich ein wenig zu vorhersehbar daherkommt, liest sich das Buch angenehm flüssig und spritzig auf einen Rutsch durch.