Get the Moon (Comic)

Ryo Takagi
Get the Moon
Aus dem Japanischen von Claudia Peter
EMA, 2011, Taschenbuch, 180 Seiten, 6,50 EUR, ISBN 978-3-7704-7493-6

Von Irene Salzmann

Ryo Takagi wurde an einem 6. September in Japan geboren. Sie debütierte 2001 mit dem humorigen Oneshot „Okome-Chan“, von dem ein Teil in „Get the Moon“ veröffentlicht wurde. Die Künstlerin ist vor allem für ihre historisch-phantastisch anmutenden Boys-Love-Titel wie „Pirate‘s Game“, „Butler’s Game“ etc. bekannt.

Get hat erfolgreich sein Studium beendet und tritt nun in die Fußstapfen seines Vaters, einem erfolgreichen Forscher auf dem Gebiet der Androiden-Technologie. Zu diesem Anlass schenkt ihm der Vater sein wohl bestes Werk, den Androiden P-02. Doch Get empfindet keine Freude, da ihn die so menschlich wirkende Maschine daran erinnert, dass der Vater nie Zeit für die Familie hatte. Auch P-02 ist nicht gerade froh, einen neuen Herrn zu haben, denn er ist auf Gets Vater fixiert. Zunächst hält er Get sogar für eine frühere, weniger ausgereifte Entwicklung seines Schöpfers, bevor er begreift, dass er es mit einem Mensch zu tun hat. Nach und nach gewöhnen sich die beiden aneinander, und als plötzlich Gets Vater auftaucht, befürchten beide, dass er Moon – diesen Namen gab Get P-02 -- wieder mitnehmen will…

„Okome-chan“ ist ein Däumeling, winzig klein, aber so niedlich, dass sich jeder in ihn verliebt und mit ihm zusammen sein will. Die Eifersucht schlägt hohe Wellen.

„Get the Moon“ ist ein Oneshot und gewiss nicht das beste Werk von Ryo Takagi. Auch wenn die Titelstory einen recht gefälligen Mix aus Boys Love und SF bietet, so zieht das ‚Füllsel‘ „Okome-chan“ den Band ziemlich runter. Die hier vorherrschende Art des Humors muss man schon mögen, um mit der Geschichte etwas anfangen zu können, denn der abgedrehte Klamauk um einen ‚niedlichen Winzling‘, der alles andere als niedlich, nämlich eine unförmige Karikatur ist, wird dem westlichen Leser befremdlich erscheinen. Außerdem handelt es sich um die Fortsetzung von Kapiteln, die in Deutschland (noch) nicht erschienen sind, sodass man sich schwer tut, in der Story Fuß zu fassen.

Tatsächlich macht nur die Lektüre von „Get the Moon“ Spaß, denn hier nimmt die Mangaka die Technophilie der Japaner auf die Schippe: Moons Schöpfer vernachlässigte seine Familie, da er unbedingt den perfekten Androiden entwickeln wollte. Jahre später bereut er sein Verhalten und versucht, Kontakt zu seinem Sohn Get herzustellen. Dabei wird Moon zum Bindeglied zwischen den beiden und Bestandteil einer bizarren Dreiecksbeziehung, die einerseits mit extremer Vaterliebe aufwartet, die noch einige erstaunliche Blüten hervorbringt, und mehr noch die Gefühle zwischen Mensch und Androide in den Mittelpunkt stellt. Moon und auch die anderen Maschinen wirken nicht nur menschlich, sie lernen ständig dazu, entwickeln sich weiter und sind zu Emotionen fähig. Die Grenze zwischen Mensch und Maschine wird immer dünner.

Die Illustrationen entsprechen dem, was man von Ryo Takagi kennt: Ihre Mangas sind voller schlanker, hochgewachsener Bishonen, die etwas spitze Gesichter, üppiges Haar und sehr betonte, zumeist schmale Augen haben. Explizite Szenen findet man nicht in „Get the Moon“, so dass auch sehr junge Genre-Fans, die es lieber humorig als deftig mögen, zugreifen dürfen, während das reifere Publikum auf diesen, ein wenig albern wirkenden Band durchaus zugunsten anderer Titel der Künstlerin verzichten kann.