The Pro – Die Super-Schlampe (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Juni 2011 19:04

The Pro – Die Super-Schlampe
(The Pro)
Autor: Garth Ennis
Zeichnungen: Amanda Connor
Übersetzung: Jörg Krismann
Panini, 2010, Paperback mit Klappenbroschur, 76 Seiten, 9,95 EUR, ISBN 978-3-86607-768-3
Von Frank Drehmel
Unsere namenlose Heldin unterscheidet sich nicht von Tausenden anderer Frauen. Sie ist eine alleinerziehende, schlecht geschminkte Mutter eines kleinen, Milch saugenden Balgs und verdient ihre Kohle mit billigem Sex mit noch billigeren Freiern. Ihr ebenso anstrengendes wie perspektivloses Leben hat ein jähes Ende, als eine außerirdische Macht um einer Wette Willen beschließt, ihr Superkräfte zu verleihen, um zu beweisen, dass auch in einem „gefallenen Mädchen“ eine echte Heldin steckt.
Als unsere Schlampe also eines Morgens aufwacht, ist sie nicht nur superstark, sondern findet einige seltsame Leute vor ihrem Fenster schwebend: der Super-Heilige, der Kühle Ritter, der Warme Knappe, der Flitzer, die Amazone und die Grüne Limette outen sich als Mitglieder der „Liga der Helden“, welche ihr die Mitgliedschaft in ihrem Club anbieten, sollte sie sich bewähren. Aber erst als die „Vollhorste“, „Säcke“, „Spackos“ und „Arschlöcher“ ihr Kohle bieten, ist sie bereit, sich in ein Kostüm zu zwängen, das ihr voll in die Kimme rutscht, denn Heldentaten zu vollbringen, ist besser als Schwänze zu lutschen.
Schon ihr erster gemeinsamer Kampf gegen die Grammatik-Gang endet in einem PR-Desaster, als die Super-Schlampe im Plenum der UN vor den versammelten Botschaftern auf ihre geschlagene und am Boden liegende Gegnerin uriniert. Als sie dann noch mit einem perversen Freier aus vergangenen Tagen anal abrechnet, sieht der Super-Heilige sich genötigt, mit ihr ein paar ernste Worte zu wechseln, ist mit seinen Gedanken jedoch schnell an ganz anderer, an tieferer Stelle.
Schlussendlich, und obwohl die Pro das Team für eine Ansammlung von eierlosen, überflüssigen Losern hält, ist man dennoch bereit, ihr eine letzte Chance zu gewähren. Und so findet sich die Super-Schlampe auf einmal in einer Situation wieder, in der sie den Zünder einer Atombombe in der einen Hand und die unentschärfbare Bombe selbst in der anderen hält.
Die ungewöhnlichste Heldin seit Aquaman, Fäkalsprache, ein gnadenloses „Durch-den-Kakao-ziehen“ einiger Ikonen der Comic-Geschichte sowie urkomische, meistens deutlich unter der Gürtellinie liegende Gags machen „The Pro – Die Super-Schlampe“ zu einem Fest derben Humors. Wem das nicht genug ist, der kann sich auch – politisch ganz korrekt – über den sachten gesellschaftskritischen Anspielungen einen von der Palme schütteln. Apropos: wem auch das noch nicht reicht, dem bietet eine kleine Bonus-Story Einblicke in das Handwerk nicht nur der Super-Schlampe sondern auch das einer Dame mit zwölf Armen – und Händen –, die sich Nuttella und Mutter der multiplen Masturbation nennt.
Das bunte, dynamische Artwork, und hier insbesondere die klaren Zeichnungen Amanda Connors, spiegeln stimmig sowohl die Leichtigkeit der Geschichte wider, als auch den „im positiven Sinne“ dreckigen, unkonventionellen Hintergrund einer Heldin, die mit einem prall gefüllten Sack unterschiedlichster Emotionen aufzuwarten weiß.
Fazit: Grell, schmutzig, originell und urkomisch. Ennis, wie wir ihn lieben.