Doubt 3 (Comic)

Yoshiki Tonogai
Doubt 3
Aus dem Japanischen von John Schmitt-Weigand
Carlsen, 2011, Taschenbuch, 194 Seiten, 7,95 EUR, ISBN 978-3-551-75445-5

Von Irene Salzmann

Fünf Schüler, die sich über das beliebte Online-Game „Rabbit Doubt“ kennenlernten, beschließen, sich zu treffen. Ihnen schließt sich ein weiteres Mädchen an. Doch das vergnügliche Miteinander endet tragisch: Sie werden entführt und finden sich in einer verlassenen Psychiatrischen Anstalt wieder. Es dauert nicht lange, bis einer nach dem anderen ermordet wird. Es ist wie im Spiel: Sie sind die Hasen, und unter ihnen befindet sich ein Wolf, der jeden tötet, falls seine Identität nicht gelüftet wird und man ihm zuvorkommt.

Die Nerven derjenigen, die noch am Leben sind, liegen blank. Alle verdächtigen einander. Yu verspricht Mizuki, dass er sie retten wird, doch dann findet er auch ihre Leiche, an einem Strang baumelnd. Jetzt sind sie bloß noch zu zweit, und es kommt zum Kampf. Aber etwas passt nicht, und bevor sie den Verdacht überprüfen können, erfolgt ein neuerlicher Angriff – und Yu steht dem Täter gegenüber. Das soll wirklich der Wolf sein? Und warum?

Wie bei den „Zehn kleinen Negerlein“ werden die Gamer weniger und weniger. Keiner weiß, wer dahintersteckt und warum man gerade ihnen all das antut. Selbst die mysteriösen Akten, die sie finden, verraten nicht alles, könnten sogar die Ursache für falsche Spekulationen sein. In Folge wächst das Misstrauen, und statt dass sich die Jungen und Mädchen im Auge behalten und gegenseitig beschützen, sind sie uneins, ziehen allein oder in kleinen Gruppen los, wodurch sie ihrem Entführer in die Hände spielen. Dadurch kommt es, wie es kommen muss: Noch vor dem vierten und letzten Band stehen sich zwei Schüler gegenüber, doch so klar, wie man meinen möchte, ist die Rollenverteilung nicht. Es gab vage Andeutungen, Widersprüche und Lücken; Dinge, die nicht gezeigt oder erklärt wurden und Zweifel aufkommen lassen, wer von ihnen der Wolf ist, falls es nicht noch einen Dritten gibt. Zwar wird Yu mit einem Vorwurf konfrontiert, auf den er (in Band 4) antworten muss, aber soll das wirklich die Auflösung sein? Obwohl viel enthüllt wurde, hängt man als Leser noch immer in der Luft und fiebert dem Finale entgegen, das hoffentlich die Ungereimtheiten ausräumen und alle Erklärungen liefern wird.

„Doubt“ ist ein düsterer, packender Psycho-Thriller, der von einem Neil Gaiman, Stephen King oder Jack Ketchum stammen könnte und sich an ein reiferes Publikum wendet, dem er jede Menge Schauder den Rücken hinabschickt. Der Titel ist so faszinierend wie „Spiral“ oder „Monster“, zudem relativ realistisch gezeichnet – und dadurch auch interessant für Comic-Fans, die über den Tellerrand schauen und keine strikten Grenzen ziehen zwischen Manga, Superhelden, Francobelgiern etc., sondern überall nach Highlights suchen. Und diese Tetralogie ist eines!