The Warlord 2: Deimos (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 26. Juni 2011 19:07

Mike Grell
The Warlord 2
Deimos
(The Warlord # 11-21. (11=1st Issue Special 8), 1975-1979)
Aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelillustration und Zeichnungen von Mike Grell
Cross Cult, 2010, Hardcover, 196 Seiten, 22,00 EUR, ISBN 978-3-941248-88-5
Von Frank Drehmel
Der zweite Hardcover-Sammelband aus Cross Cults „The Warlord“-Reihe enthält neben einem redaktionellen Teil – eine Galerie der Original-Cover sowie den ersten Teil eines umfangreichen Interviews mit Mike Grell – die Hefte #11 bis #21, wie gehabt als Schwarzweiß-Edition.
Den Auftakt dieser Ausgabe bildet eine Geschichte, in der Morgan Travis' Mitstreiter – die russische Ex-Wissenschaftlerin Mariah sowie der ehemalige Gladiator und Herrscher Machiste – über den Charakter des Warlord sinnieren, indem sie gemeinsame Erlebnisse Revue passieren lassen. Doch Skataris bietet wenig Raum für Kontemplation; schon bald steht den drei Freunden ein Feind gegenüber, der von der Oberwelt kommt, mit modernsten Waffen ausgerüstet ist und der Travis aus persönlichen Gründen den Tod geschworen hat. Und in der Tat gelingt es dem Eindringling um den Preis seines eigenen Lebens, den Warlord an die Schwelle und in das Reich des Todes zu führen, in ein Reich, in dem nur Morgans Willenskraft den Unterschied zwischen Leben und endgültigem Vergessen ausmacht.
Sobald der Held aus dem imaginären Reich zurückgekehrt ist, begibt er sich in Begleitung Mariahs und Machistes in die Stadt Shamballah, wo er seine Geliebte, Tara, vermutet, nicht ahnend, dass er damit das Herz der Russin bricht, die sich in heimlicher Liebe zu ihm verzehrt. Kaum dass sie die Stadt erreicht haben und er Tara in seine Arme schließen will, entbrennt zwischen den beiden Frauen zwar ein hitziger Kampf, doch erst als Machiste sich von ihm lossagt, erkennt Travis – zu spät – die Gefühle Marahs. Doch die unerwiderte Liebe ist nicht die eigentliche Überraschung, die Shamballa für ihn bereithält: es ist ein Baby, ein Sohn, den er gemeinsam mit Tara hat.
Das Familienglück ist jedoch von nur kurzer Dauer: nicht nur, dass eine unbekannte energetische Kraft die Stadt aus dem Untergrund zu bedrohen scheint, auch der totgeglaubte Erzmagier Deimos ist zurückgekehrt und entführt das Baby, um die Eltern zu treffen. Für Tara und Travis beginnt damit eine Quest, die sie zu gefährlichen Orten führt, die sie auf unbekannte und tödliche Gegner treffen lässt und die schlussendlich in einem Kampf auf Leben und Tod zwischen dem Warlord und seinem magisch gealterten Kind gipfelt.
Auch der zweite Sammelband präsentiert einen munteren Genre-Mix aus Fantasy, SF, klassischer Abenteuer-Story und Superhelden-Comic, wobei die Geschichten und insbesondere die Figuren einen anachronistischen, angestaubten Charme versprühen. Handeln und – übertriebenes – Posing in Rollenbildern und -stereotypen, die in modernen Comics in der hier dargestellten Vordergründigkeit zu einer echten Rarität geworden sind, lassen Gedanken an „Das Lied von der Glocke“ von Friedrich Schiller aufkommen: ... Der Mann muss hinaus ins feindliche Leben, muss wirken und streben und pflanzen und schaffen, erlisten, erraffen, muss wetten und wagen, das Glück zu erjagen … Und drinnen waltet die züchtige Hausfrau, die Mutter der Kinder, und herrschet weise im häuslichen Kreise, und lehret die Mädchen und wehret den Knaben, und reget ohne Ende die fleißigen Hände, und mehrt den Gewinn mit ordnendem Sinn…
Zwar versucht Grell, in der ersten Geschichte, seinem Helden einen Hauch von Softness zu verleihen, indem er ihn beim Anblick eines getöteten Einhorns in Tränen ausbrechen lässt, doch abgesehen davon, dass diese Szene für sich genommen deutlich zu dick aufgetragen und fast schon bizarr wirkt, stützt die Behauptung heldischen Sanftmutes spätestens ab der zweiten Story wieder haltlos in sich zusammen, wenn es für Travis Morgan heißt: Brust raus, Bauch rein, aufrechte Haltung, das Kinn kühn nach vorne gereckt, den Blick in weite Ferne schweifen lassen.
Womit wir beim Artwork wären: nach wie vor leidet diese Edition am Fehlen von Koloration. Die hochdynamischen Zeichnungen und Seiten-Layouts, die die klassischen Paneleinteilungen regelmäßig sprengen, sind zu filigran, zu überfrachtet – und das nicht nur mit Schraffuren – und oftmals zu kontrastarm, als dass sie ohne farbliche Ausdifferenzierung den Blick zu führen oder hinreichend lange zu halten vermögen
Fazit: Leichte, lockere Abenteuer-Comics, die zwar inhaltlich nicht mehr ganz zeitgemäß sind, die aber dennoch unangestrengte Unterhaltung bieten und noch unterhaltsamer sein würden, hätten man ihnen etwas Farbe spendiert.