C. K. McDonnell: Ring the Bells (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 08. Dezember 2025 12:33

C. K. McDonnell
Ring the Bells
(Ring the Bells, 2025)
Übersetzung: André Mumot
Eichborn, 2025, Hardcover, 512 Seiten, 22,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Die ach so besinnliche Weihnachtszeit ist auch in Manchester angebrochen. Selbst - man glaubt es kaum - in der Redaktionstube der „Stranger Times“ kommt so etwas wie eine feierliche Stimmung auf - nun ja, nicht wirklich.
Die letzte Ausgabe des Jahres soll für den Druck vorbereitet werden, als ein fieser PC-Virus plötzlich alle Computer lahmlegt. Dann meldet sich die Ururenkelin von Manny. Seine demente, im Sterben liegende Tochter ruft nach ihrem Daddy - doch der Engel, mit dem sich Manny den Körper teilt, will oder kann das Gebäude nicht verlassen.
Das ist allerdings noch lange nicht das Schlimmste!
Eine Leserunde, angeführt von einer stellvertretenden Bibliothekarin der Uni-Bibliothek, hat es sich auf die Fahnen geschrieben, die als Hexen verunglimpften weisen Frauen wieder auferstehen zu lassen. Was zunächst Erfolge feiert, führt schließlich dazu, dass in einem dunklen, blutigen Ritual der Schleier zwischen den Dimensionen aufgerissen wird und ein uralter, längst vergessener Gott Manchester betritt.
Zalas, so der Name des Wesens, verfolgt seine ganz eigenen Pläne - doch zunächst braucht er Gläubige, die ihm durch ihre Anbetung Macht verleihen. Als er in einem „komischen Kasten“ auf eine gewisse Taylor Swift und ihre fanatischen Anhänger stößt, weiß er sofort, dass er diese Frau übernehmen muss. Dumm nur, dass Taylor gerade nicht in Manchester ist.
Das Nächstbeste? Der Weihnachtsmann, der nach wie vor seine Bewunderer fasziniert und Wünsche erfüllt. Ein lebender Dinosaurier? Gerne doch. Der verstorbene Opa zurück? Bitte sehr. Ein Kick mit Ronaldo? Aber immer. Doch all dies dient lediglich dazu, dass der Gott genügend Kraft sammelt, um die Welt, wie wir sie kennen, aus den Angeln zu heben.
C. K. McDonnell legt mit diesem Roman den fünften Band der Reihe um die seltsamen Geheimnisse rund um die „Stranger Times“ vor.
Zu Beginn liest sich der Roman erstaunlich gut, spannend und atmosphärisch dicht. McDonnell scheint sich wieder auf alte Stärken besonnen zu haben: Die Charakter-Zeichnungen sind ebenso präzise wie humorvoll ausgeführt. Inzwischen kennen wir natürlich unsere Stammbesatzung, die immer mal wieder um einen Neuzugang ergänzt wird. So weit, so gut. Doch dann macht McDonnell wieder typische McDonnell-Sachen. Soll heißen: Er übertreibt, verzettelt sich, beugt Geschichten auf Geschichten, teils sehr rührselig und ergreifend, dann wieder schmalzig und übertrieben.
Wäre er doch nur dem alten Grundsatz „Weniger ist mehr“ gefolgt - der Roman hätte an alte Glanz-Zeiten anknüpfen können. Wie gesagt, die Figuren sind pointiert und wunderbar divers gezeichnet, der Hauptplot ist interessant und spannend, selbst die Gesellschaftskritik wird wieder ein klein wenig deutlicher. Nur ist es letztlich von allem ein bisschen zu viel des Guten.
Das wirkt ein wenig, als habe der Autor die Grundanlage von „Home Alone“ kopieren und erweitern wollen: ein bisschen Humor, ein wenig Rührseligkeit, dazu Geheimnisse, Geheimgesellschaften und natürlich jede Menge rasante Action. Alles ist vorhanden, nur in sich nicht ganz ausgewogen.
Insgesamt also ein durchaus lesbarer, unterhaltsamer Band der Reihe, der aber leider wieder nicht an den genialen Auftakt anschließen kann.