Wieland Freund: Die Kathedrale der Vögel (Buch)

Wieland Freund
Die Kathedrale der Vögel
Titelbild: Melanie Korte
Hobbit Presse, 2025, Hardcover, 400 Seiten, 25,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Es gab eine Zeit, als die Vögel herrschten. Als sie spürten, dass die Zeit ihrer Regentschaft zu Ende ging, übertrugen sie ihre Macht auf einige wenige, besondere Menschen - die sogenannten Andervögel. Die Auserwählten sind nur zum Teil Vögel. Viele von ihnen wissen nichts von ihrem Erbe und erfahren ihr ganzes Leben lang nicht, dass sie etwas Besonderes sind.

Andere, angeführt vom Greif, haben sich mittels ihrer Gaben zu Herrschern aufgeschwungen. Der Greif und seine Auserwählten suchen stets nach weiteren Schwestern und Brüdern im Geiste.

Weit von ihrem Herrschaftssitz entfernt, auf einer kleinen, kargen Insel, finden sie einen Auserwählten: Munk, der mit den Vögeln und den Toten spricht.

Ihm wird keine Wahl gelassen. Man nimmt ihn mit zur Greifenburg, um ihn dort zu brechen, zu unterrichten und in das Gefolge einzugliedern.

Währenddessen macht sich Munks ältere Schwester Enna auf, ihrem Bruder zu folgen und ihn zu befreien - eine unmöglich scheinende Queste. Doch wo ein Wille ist, da ist vielleicht auch ein Weg…


Klett-Cotta bietet uns in seiner Hobbit-Presse Bücher an, die nicht immer dem Zeitgeist entsprechen. Statt also eine weitere der austauschbaren Romantasien - ja, auch diese hat der Verlag inzwischen im Angebot - zu veröffentlichen, offeriert uns das Verlagshaus einen Einzelroman der leisen Töne.

Wieland Freund lässt sich mit seiner Geschichte Zeit. Behutsam stellt er uns die den Plot tragenden Figuren vor, peu à peu erfahren wir die Geheimnisse um die grausamen Greifenkrieger und ihr Erbe.

Heruntergebrochen geht es um eine Entführung und den Versuch, den Gekidnappten zu befreien - nicht mehr.

Doch das alles ist lediglich der Auftakt zu einer interessanten Welt mit einer einzigartigen Historie - und voller Vögel. Letztere sind denn auch das dominierende Motiv des Buchs. Vögel aller Arten spielen eine wesentliche Rolle, wobei auch die Entwicklung unserer beiden, abwechselnd ins Scheinwerferlicht tretenden Erzähler uns an die Seiten fesselt. Dabei bleiben sie uns jedoch fremd. Wir schlüpfen nicht in ihre Haut, sondern beobachten die Auswirkungen der Ereignisse auf ihren Charakter aus der Ferne.

So ist dieser Roman ein Buch, das nicht mit großen Katastrophen, weltbewegenden Prophezeiungen oder existenziellen Schlachten punktet. Der Verfasser zieht uns vielmehr behutsam in seine Handlung, die stilistisch ansprechend zu unterhalten weiß.