Benedict Jacka: Magisches Erbe - Haus Ashford 2 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 22. Oktober 2025 11:06

Benedict Jacka
Magisches Erbe
Haus Ashford 2
(An Instruction in Shadow, 2024)
Übersetzung: Michelle Gyo
Blanvalet, 2025, Paperback, 398 Seiten, 17,00 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Stephen Oakwood lebt, mehr schlecht als recht, zusammen mit seinem Kater in London. Seine Mutter, die aus begütertem Hause stammt, hat ihn und seinen Vater kurz nach seiner Geburt verlassen. Sein Dad ging vor einem Jahr und hinterließ ihm nur einen Brief, in dem stand, dass er gehen müsse - warum, das schrieb er nicht.
Inzwischen weiß Stephen, dass seine Mutter dem Haus Ashford entstammt - einem alten, sehr begüterten Magier-Adel -, und dass weder sie noch seine Stiefgeschwister oder sein Großvater näheren Kontakt mit ihm wünschen. Dabei beherrscht er, und das ohne jegliche Schulung, Drucraft - so wird die Magie mittels Sigils genannt.
Als Stephen seinen Job, magische Quellen zu suchen, verliert, hat er ein Problem. Sein Kontostand tendiert massiv in Richtung Rot; da bleibt nur ein mehr als zwielichtiges Angebot, illegal Quellen abzuschöpfen.
Dann bietet ihm sein Stiefbruder einen Job an: Er soll für dessen Verlobte den Leibwächter spielen. Damit nicht genug, meldet sich auch der rätselhafte Byron und offeriert ihm, ihn zu protegieren und, wichtiger noch, ihm Hinweise auf seinen Vater zu geben.
Das Dumme an all diesen Offerten ist, dass Jeder seiner Gönner sein eigenes, selbstsüchtiges Motiv hat - und ob Stephen dabei zu Schaden kommt, ist ihnen nicht wirklich wichtig…
Benedict Jacka ist uns bestens bekannt durch seinen gefeierten Zyklus um einen jungen Magier aus London, einen verpönten Renegaten innerhalb der altehrwürdigen Familie der Magier. Alex Verus hieß der Mann; zwölf Bände lang begleiteten wir ihn voller Faszination bei seinen Abenteuern im Blanvalet Verlag.
Nun musste etwas Neues her, das „Haus Ashford“ ward geboren. Dabei blieb Jacka sich selbst treu - zumindest, was die Anlage des Protagonisten betrifft. Die Ähnlichkeiten sind frappierend, was nicht unbedingt etwas Schlechtes sein muss.
Das beschriebene Magiesystem ist innovativ und durchaus fesselnd. Und wie schon im ersten Band der neuen Reihe, der mich damals leider nicht gänzlich zu überzeugen wusste, ist auch hier die erste gute Hälfte des Buches recht chaotisch angelegt.
Wo Alex Verus noch voller beißender Ironie und Sarkasmus die gesellschaftlich-sozialen Zustände auf Londons Straßen kritisierte, konzentriert sich Stephen darauf, schlicht erst einmal wirtschaftlich wie physisch zu überleben. Es geht munter, ein wenig ungeordnet, ja chaotisch zu. Immer wieder bekommt unser Protagonist - und mit ihm wir Lesenden - neue Hinweise präsentiert, nur um ein ums andere Mal in einer Sackgasse zu enden.
Wie auch bei Alex Verus zeichnet sich ab, dass es einen festen, kleinen Kreis von wiederkehrenden Figuren geben wird. Diese werden, unabhängig davon, ob sie positiv oder eher als Antagonisten agieren, nach und nach erneut in die Handlung integriert. Wir erfahren peu à peu ein wenig mehr über sie und ihre Welt.
Ich hatte das Gefühl, dass Jacka sich bewusst viel Zeit nimmt, seine Bühne vorzubereiten. Immer wieder überkommt ihn dann der Drang, doch ein wenig Spannung und Action einfließen zu lassen, um seine Leser bildlich gesprochen nicht verhungern zu lassen. Entsprechend gibt es einige seltsam in der Luft hängende Action-Szenen, die Appetit auf Mehr machen, dann aber doch schnell wieder abgehandelt werden. Gerade scheint der Autor so richtig in den Handlungsfluss zu kommen, da - Finis und Cliffhanger bis zum Erscheinen des dritten Bandes (im englischsprachigen Raum für November 2025 angekündigt).
Insgesamt also erneut ein durchwachsener Roman, der gute Ansätze bietet, dann aber immer wieder recht planlos das Tempo aus der Handlung nimmt. Der dritte Teil ist bislang zumindest bei Blanvalet noch nicht angekündigt - hoffen wir, dass er eines nicht zu fernen Tages dort erscheinen wird.