V. E. Schwab: Bury Our Bones in the Midnight Soil - Liebe stirbt zuletzt (Buch)

V. E. Schwab
Bury Our Bones in the Midnight Soil - Liebe stirbt zuletzt
(Bury Our Bones in the Midnight Soil, 2025)
Übersetzung: Petra Huber und Sara Riffel
Titelbild: Sara Wood
Tor, 2025, Hardcover, 688 Seiten, 26,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

V. E. Schwab gehört zu den interessantesten Vertreterinnen der jungen Autorengeneration. Ihre Romane decken ein weites Feld ab; neben klassischer High Fantasy erzählt sie auch phantastisch-realistische Geschichten aus der nahen Vergangenheit. Queere Themen sind bei ihr selbstverständlich integriert, gleichgeschlechtliche Beziehungen werden immer als etwas Normales dargestellt und entsprechend behandelt.

Der vorliegende Einzelroman erzählt die Geschichten dreier Frauen, die zunächst durch die Zeit getrennt sind.

 

Wir begegnen der Spanierin Maria, die im 16. Jahrhundert in einem streng katholischen Dorf aufwächst. Ihr eigenständiger Geist und ihre Rebellion gegen Gesetze und Autoritäten führen dazu, dass sie von der Inquisition verfolgt wird. Auf dem Scheiterhaufen verbrannt, erwacht sie in der ungeweihten, sogenannten „schwarzen Erde“, in der sie bestattet wurde - und hat nur eines im Sinn: blutige Rache.

Charlotte lebt im 19. Jahrhundert in London. „Dank“ ihres Ehemanns ist sie alles andere als frei. Als sie, die gebildet, belesen ist, sich mit eigener Meinung nicht den gesellschaftlichen Erwartungen unterordnet, ihre eigene Lust sucht und ihrem Mann widerspricht, lässt dieser sie in ein Irrenanstalt einweisen. Dort stößt sie auf die von Maria einst dort zurückgelassene „schwarze Erde“ - mit weitreichenden Folgen.

Alice schließlich lebt in unserer Zeit in Boston. Als queere Frau fühlt sie sich nach dem Suizid ihrer Freundin von allen verlassen. Als sie in ein altes Familien-Anwesen zieht, beginnen verstörende Albträume. Etwas in der Erde ruft sie, lässt sie von den Leben Marias und Charlottes träumen, bis …


Drei ganz unterschiedliche Frauen erwarten uns in diesem intensiven Roman, Frauen, die durch die Zeit miteinander verbunden sind und alle nach Emanzipation, Selbstbestimmung und Glück streben. Sie beugen sich weder den Erwartungen der Gesellschaft noch denen ihres Umfelds. Sie wollen schlicht frei sein.

Ja, es geht auch - und dies viel - um Rache, doch noch mehr um Selbstfindung und Selbstverwirklichung. Gewalt spielt eine zentrale Rolle in dem Roman. Uns erwarten Brutalitäten, die kaum hinterfragt oder moralisch bewertet werden. Alles ordnet sich dem Kampf um Freiheit unter. Insofern ist dies vielleicht Schwabs kompromisslosester Roman.

Uns erwartet ein Buch, das uns intensiv die Gefühls- und vor allem die Leidenswelt der ambivalent gezeichneten Protagonistinnen näherbringt, das bildhaft erzählt und sich auf die Charaktere konzentriert. Es begegnen uns Lust, Leid, Zerstörung, Sehnsucht, Rache und Tod. Die Erzählerinnen sind nicht unbedingt sympathisch, aber stets interessant gezeichnet. Ihre jeweilige Entwicklung ist gut nachvollziehbar aufbereitet. Das Erzähltempo ist eher gemächlich, da Schwab sich auf die Charakter-Entwicklung und die Darstellung der meist blutigen Rachefeldzüge konzentriert.

So ist dies keine leichte Lektüre. Mit Gothic-Anklängen präsentiert sich hier ein flammendes Fanal für die Suche nach Freiheit - erzählt aus der Perspektive unterdrückter Frauen, die in einer männerdominierten Welt ihren eigenen Weg zum Glück suchen.