Marie Pierre: Der Weg der Frauen - Das Pensionat an der Mosel 3 (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 28. Juni 2025 14:13

Marie Pierre
Der Weg der Frauen
Das Pensionat an der Mosel 3
Heyne, 2025, Paperback, 560 Seiten, 16,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Marie Pierre ist selbst in der deutsch-französischen Grenzregion aufgewachsen und kennt durch ihre eigene Familie die wechselvolle Geschichte von Elsaß-Lothringen und der ehemaligen Rheinprovinz. Deshalb steckt sie auch sehr viel Herzblut in ihre Romane um „Das Pensionat an der Mosel“. Mit dem dritten Band, „Der Weg der Frauen“, schließt sie die Geschichte erst einmal ab.
Im Jahr 1912 scheint das Pensionat, das Pauline Martin übernommen hat, gut zu laufen. Sie stellt deshalb auch einen neuen Lehrer an, der den Mädchen etwas mehr Wissen im Bereich der Naturwissenschaften vermitteln soll. Aber als Sophie, eine ihrer Schülerinnen, in Metz verhaftet wird, beginnt alles aus dem Ruder zu laufen.
Nicht nur, dass sie das Mädchen, das an einer Kundgebung für Frauenrechte teilgenommen hat, zu ihren Eltern bringen muss und Wochen später verändert zurückbekommt. Bei ihrer Reise läuft sie auch ihrem ehemaligen Verlobten Roland über den Weg, der sie zurückgewinnen möchte. Das aber gefährdet nun ihre wachsende Beziehung zu Erich.
Auch wenn man die ersten Bände nicht kennt, so ist der Einstieg in die Geschichte doch einfach und beleuchtet Themen, die in anderen Werken eher untergehen. Zum einen ist es das Leben der Menschen im Grenzgebiet, das gerade wieder einmal unter deutscher Kontrolle ist, zum anderen aber auch die Gesellschaft einer Welt, die schon bald aus ihren Fugen gehoben wird.
Erste Anzeichen sind schon da: Immer mehr Frauen gehen für mehr Frauenrechte auf die Straße und selbst die Mädchen im Pensionat, wagen von einem selbstbestimmten Leben außerhalb von Familie und Ehe zu träumen, obwohl die Gesellschaft anderes fordert und der „gute Ruf“ alles ist.
Pauline fördert dieses Denken vorsichtig, hat sie doch für sich einen Weg gefunden, so zu leben, wie sie will, auch wenn sie natürlich in anderen Bereichen zurückstecken muss, wie sich in ihrer Beziehung zu Erich von Pließnitz zeigt.
Um Spannung in die Handlung zu bringen, bekommt die Hauptfigur leider gleich in zwei Bereichen Ärger: Ihr ehemaliger Verlobter droht alles zu gefährden, was sich zwischen ihr und dem Hauptmann aufgebaut hat, der auch anders denkt als viele andere preußische Offiziere. Und zum anderen macht nicht nur Sophie Ärger und Sorgen, jemand scheint auch den guten Ruf des Pensionats zerstören zu wollen.
Detailreich und atmosphärisch erweckt die Autorin die Welt der späten Belle Époque zum Leben. Viele Details erwecken die damalige Zeit zum Leben und das Kino im Kopf, denn nicht nur die Landschaft wird beschrieben, auch wie die Menschen damals gedacht und gefühlt haben, gerade wenn es in einem Bereich kritisch wurde. Wie etwa gegenüber den Frauenrechtlerinnen oder im Umgang mit gewissen Opiaten, die damals noch in Medikamenten zu finden waren.
Die Figuren wirken durch ihre Schwächen und Unzulänglichkeiten, aber auch ihre besonderen Stärken, sehr facettenreich und menschlich.
Heraus kommt eine abwechslungsreiche Geschichte, die Lust auf Mehr macht, gerade weil einem als Leser die Figuren ans Herz wachsen.
„Der Weg der Frauen“ ist ein spannender und kurzweiliger Historischer Roman, der einfach nur Spaß macht, denn die Leidenschaft der Autorin für ihre Heimat ist in jedem Wort zu spüren und ebenso die akribische Recherche, durch die Zeit- und Lokalkolorit besonders intensiv wirken.