Sarah Underwood: Das Holdeste aller Ungeheuer (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 10. Mai 2025 07:40

Sarah Underwood
Das Holdeste aller Ungeheuer
(Gentlest of Wild Things, 2024)
Übersetzung: Michaela Link
Panini, 2025, Paperback, 448 Seiten, 19,00 EUR
Rezension von Christel Scheja
Sara Underwood hat bereits in „Lügen, die wir dem Meer singen“ mit griechischen Sagen-Motiven gespielt. Und nun greift sie weitere in ihrer neuen Geschichte um „Das Holdeste aller Ungeheuer“ auf. Dabei stehen nicht die Götter im Vordergrund, sondern die Frauen, die mehr oder weniger in den Regeln ihrer patriarchalischen Gesellschaft gefangen sind.
Auf der Insel Zakynthos verschwinden seit einiger Zeit immer wieder junge Frauen oder sterben unter mysteriösen Umständen. Hängt es mit Leandros zusammen, der seit einiger Zeit auf der Insel lebt und seinen Reichtum dadurch mehrt, dass er Gefühle in Flaschen verkauft?
Die Zwillingsschwestern Eirene und Phoebe haben sich bislang bewusst von ihm ferngehalten, doch nun will Leandros die Jüngere heiraten. Das kann die selbstbewusste Eirene nicht zulassen und bietet sich selbst als Gemahlin an.
Und so nimmt das Schicksal seinen Lauf, denn in seinem Haus lernt Phoebe auch die dunklen Geheimnisse des Mannes kennen, der angeblich von Eros abstammt. Der hält nämlich seine eigene Tochter Lamia gefangen, um sie vor der Welt zu schützen - oder die Welt vor ihr? Denn wie der Name allen verrät, die sich mit der griechischen Mythologie beschäftigt haben, ist das schwache Mädchen mit dem verdrehten Bein weitaus mehr als ein schwaches Kind.
Die Geschichte erzählt auf spannende aber auch einfühlsame Weise, wie Eirene auf der einen Seite versucht, ihre Schwester zu schützen, auf der anderen Seite aber auch jemanden in ihr Herz lässt, der vielleicht ein Monster ist, jedoch menschlicher als sein Peiniger.
Die Fronten sind schnell geklärt, der Böse klar ersichtlich, die Spannung bezieht sich eher darauf, wie sich die jungen Frauen aus den Fesseln befreien, die ihnen Leander auferlegt hat. Das spielt geschickt mit den entsprechenden Elementen aus griechischen Mythen, ohne jedoch eine konkret zu zitieren.
Frauen stehen in der Geschichte im Vordergrund; Mädchen, die einen Weg finden, ihr Leben ab einem bestimmten Punkt selbst zu bestimmen und Frieden und Glück zu finden. So gesehen mag die Handlung nicht unbedingt so überraschend sein, besitzt aber viele kleine Wendungen, die viele Klischees in ihr Gegenteil verkehren. Wie auch schon in ihrem ersten Buch geht die Autorin nicht sonderlich auf den Hintergrund ein, erwartet, dass ihre Leser zumindest rudimentäres Wissen über die griechische Kultur und die Mythen mitbringen.
„Das Holdeste aller Ungeheuer“ macht durchaus Spaß, wenn man vor allem die Dynamik zwischen den Hauptfiguren zu schätzen weiß und ein gewisses Faible für Female Rage hat. Von der Handlung her ist der Roman nur wenig überraschend, ein paar Wendungen sorgen aber durchaus für Spannung.