Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters & Torsten Weitze: Der Grauzorn - Minen der Macht 3 (Buch)

Sam Feuerbach, Bernhard Hennen, Mira Valentin, Greg Walters & Torsten Weitze
Der Grauzorn
Minen der Macht 3
Titelbild: Shen Fei
Tor, 2024, Paperback, 480 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Carsten Kuhr

Willkommen zurück in Grubenstedt, dem wirtschaftlichen Rückhalt des Königreichs Evenbor. Die gigantische Mine, die sich terrassenförmig in das Erdinnere bohrt, ist Heimat für ganz unterschiedliche Menschen: Adelige, Magier, und die bettelarmen Hungerleider, die das Ganze mit ihrer aufopfernden Arbeit erst aufrecht halten.

Zum mittlerweile dritten Mal stehen unsere Fünf - Hauptmann Gunter, der Aschling Rami, die Diebin Kröte, der Gastwirt Woulf und die Magierin Nisiima, die über die Totenrede verfügt, im Zentrum des Geschehens.

 

Die Geschichte beginnt damit, dass ein Unbekannter in Woulfs „Knospe“ verbrennt. Der beißende Knoblauchgeruch, der dem gut durchgebratenen Toten entströmt, ist noch das geringste Übel - handelt es sich bei dem Opfer, einem Architekten, der sich viele Feinde insbesondere unter den Aschlingen gemacht hat, doch um einen der reichsten Männer der Stadt. Kurz darauf brennt das luxuriöse Anwesen eines Kredithais nieder. Wiederum ist das Feuer nicht magischen Ursprungs, wieder weisen die wenigen Hinweise auf das Aschlingsviertel, in dem sich etwas entwickelt, das den Herrschenden Sorge bereiten sollte. Die so duldsamen Diener sind kurz davor, zu rebellieren - etwas, das die Metropole vernichten könnte…


Im dritten Band der fünf Federn, wie sich die beteiligten Autoren hier nennen, geht es nur vordergründig um die Aufklärung der zunächst rätselhaften Verbrechen. Die Verfasser haben sich dieses Mal eines weit wichtigeren Themas angenommen: der gesellschaftlich-sozial Zustand der Stadt, die Ausbeutung der Armen, die Willkürherrschaft der korrupten Reichen - man spürt einen Hauch von Klassenkampf, der im Verlauf des Romans immer deutlicher wird.

Geschickt beleuchten sie den Ist-Zustand nicht nur aus Sicht der Ausgebeuteten, sondern lassen auch diejenigen, die von diesen Zuständen profitieren, auftreten. Dabei sind die Rollen klar verteilt.

Verpackt haben sie dies einmal mehr in einen Plot, der uns spannend und packend eine Geschichte erzählt. Erneut gibt es viele Geheimnisse, die teilweise gelüftet werden, entwickeln sich unsere, aus den ersten beiden Bänden bekannten Figuren weiter, gibt es alte wie neue Bedrohungen und Fährnisse zuhauf.

Anders als im zweiten Teil nutzen die fünf Feder vorliegend ihre faszinierende Kulisse der Minenstadt weit intensiver. Wir bereisen die Ringe, sind sowohl in der Nadel, wie im Ratspalast und dem Kerker unterwegs - und treffen dabei auf Menschen und Aschlinge ganz unterschiedlicher Herkunft und sozialem Stand.

Natürlich sind viele der auftretenden Figuren von ihrem Ansatz her bekannt - der gierige Geldverleiher, der raffsüchtige Architekt, die bornierten politischen Führer, die grausamen Folterknechte, die naiven Rebellen -, alles stereotype Gestalten, aber die Mischung macht‘s. Sie alle tragen zu dem Bild bei, das uns die Verfasserin und die Verfasser zeigen wollen, sind essenziell für den Plot.

Soweit ich weiß, sollte die kleine Reihe eigentlich mit dem dritten Band abgeschlossen werden. Folgerichtig ist auch in der Herbst-/Wintervorschau von Tor kein neuer, vierter Band angekündigt. Allerdings schließt der Roman mit einem Cliffhanger und noch so einigen, essenziellen Fragen offen ab. Es kann also davon ausgegangen werden, dass uns noch ein oder gar mehrere Bände um die Minen der Macht offeriert werden - in diesem Fall, eine gute Nachricht, kann sich die Bühne und die die auf dieser agierenden Figuren doch wirklich sehen, respektive lesen lassen.