Lucia Herbst: Psyche - Verdammt frei (Buch)

Lucia Herbst
Psyche - Verdammt frei
Greek Goddesses 3
Piper Wundervoll, 2024, Paperback, 384 Seiten, 18,00 EUR

Rezension von Christel Scheja

Es hat sich ja schon angedeutet, welche der griechischen Göttinnen in Lucia Herbsts Trilogie als nächste an die Reihe kommen würden, nun ist es offiziell: Psyche bekommt jetzt auch noch ihre Gerechtigkeit, und der Konflikt, der sich seit dem ersten Band entwickelte, darf endlich eskalieren.


Psyche versucht durch ihre Gabe, in die Seele der anderen zu sehen, wie eine gute Therapeutin zu helfen, doch selbst ist sie in einer Lüge gefangen, denn sie scheint alles vergessen zu haben, was vor ihrer Erhebung zur Göttin lag. Aber nun beginnt dieser Schleier sich aufzulösen und sie merkt, dass Eros, ihr Geliebter, sie mehr als nur belügt.

Mit Hilfe von Persephone und Medusa, die bereits Gerechtigkeit erlangen konnten, macht sie sich auf die Suche nach ihrer Vergangenheit. Und als die schmerzlichen Erinnerungen erwachen, eskaliert auch noch ein weiterer, schon lange schwelender Konflikt.


Auch wenn dieser Band auf den ersten Blick unabhängig von den beiden anderen lesbar zu sein scheint, so merkt man doch, dass sich ein roter Faden, der schon in „Medusa - Verdammt lebendig“ und „Persephone - Verdammt mächtig“ zu erkennen war, nun weitergesponnen und verdichtet wird.

Die Autorin seziert die griechischen Mythen dadurch gründlich und hebt gerade die negativen Seiten der Götter deutlich hervor, zeigt den Lesern, dass selbst vermeintlich romantische Geschichten sehr dunkle Seiten haben. Denn der Mythos von Eros und Psyche ist alles andere als Liebe, sondern voll Grausamkeit und Schmerz, Erniedrigungen und Gewalt.

Lucia Herbst nutzt die Gelegenheit, in einer spannenden Geschichte die Dinge hervorzuheben, die sie stören: die Willkür, den Narzissmus, den Sexismus und den Chauvinismus gewisser griechischer Götter. Das Angenehme dabei ist, dass sie in dem Abenteuer nicht mit der feministischen Keule um sich schlägt, sondern deutlich macht, dass nicht nur die männlichen Gottheiten solche Verbrechen begehen, sondern durchaus auch die weiblichen ihren Geschlechtsgenossinnen nicht immer gut gesonnen sind. Gleichzeitig sucht sie aber für einige auch den Weg der Versöhnung. Jeder bekommt seine Chance, auch wenn diese am Ende nicht jeder nutzt. Und auch die Liebe darf sich dabei neu entwickeln und muss nicht ausgetretenen Pfaden folgen.

Das Setting mag zwar Urban-Fantasy-Elemente haben, bewegt sich aber so gut wie nicht in der Welt der Menschen, sondern bleibt in dem magisch-mythischen Umfeld, das die Autorin neben der modernen Welt geschaffen hat.

„Psyche - Verdammt frei“ erlaubt nun einer dritten Göttin das zu finden, was man ihr genommen hat. Gleichzeitig wird die im Hintergrund laufende, durchgehende Handlung der Trilogie zu einem interessanten und versöhnlichen Abschluss geführt. Gleichzeitig hat die Autorin es auch noch einmal geschafft, dem Leser auf unterhaltsame Weise eine andere Sichtweise auf bedeutende griechische Mythen zu geben und dadurch zum Nachdenken angeregt.