Jörg: Trossknecht und Hauptmann, Bernd H. Goetz (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 19. April 2023 18:56
Bernd H. Goetz
Jörg: Trossknecht und Hauptmann
Titelbild: Hansrudi Wäscher
VPH, 2023, 358 Seiten, 49,90 EUR
Rezension von Carsten Kuhr
Der Dreißigjährige Krieg gehört zu den dunkelsten Kapiteln unserer Geschichte. Die verfeindeten Heere - hier die Kaiserlichen, dort die Schweden - zogen marodierend durch die Länder, hinterließen verbrannte Dörfer, Städte und unermessliches Leid.
Wir schreiben das Jahr 1633. Jörg wächst auf dem abgelegenen Bauernhof seines Vaters auf. Bislang hat der Krieg sie und ihre dörflichen Nachbarn verschont - doch dann findet ein Tross schwedischer Deserteure auch in die idyllische Landschaft. Während die Dörfler fliehen, will Jörgs Vater Heim und Hof verteidigen. Der Mann bleibt als Leiche zurück, der ihm zu Hilfe eilende Jörg wird gefangengenommen und Lena, einer den Trupp begleitenden Marketenderin, als Knecht zugeteilt. Die Beiden freunden sich an, fliehen zusammen ins von den Schweden besetzte und von der Pest heimgesuchte Luckaus. Als Jörg, um einen Unschuldigen zu retten und die Belagerung zu beenden, den Pulverturm in die Luft sprengt, macht er das erste Mal auf sich aufmerksam. Als er dann einen Verräter an General Waldstein entlarvt, beginnt sein Aufstieg bei den kaiserlichen Truppen.
Die letzte der Wäscher’schen Kurzserien - immerhin auch schon zwanzig Kolobris umfassend - wird uns von Bernd H. Goetz in Textform gegossen, nun in einem einzigen, voluminösen Band angeboten.
Allerdings ist Jörg kein Falk oder Sigurd - soll heißen, ich tat mich zu Beginn ein wenig schwer, mit unserem Erzähler warm zu werden. Jörg agiert impulsiv und naiv, braucht zu oft den Zufall, um aus lebensbedrohlichen Situationen heil herauszukommen. Auch hier gilt naturgemäß, dass der Autor nur das umsetzen kann, was Wäscher ihm in den Comic-Zeichnungen vorgegeben hat. Im Laufe der Abenteuer, die inhaltlich fast alles auffahren, was des Lesers Herz höher schlagen lässt, entwickelt er sich fort, erreicht dabei aber nie die charismatische Ausstrahlung der langjährigen Wäscher-Helden.
Das soll ausdrücklich nicht heißen, dass der Leser vorliegend nicht gut, spannend und dramatisch unterhalten würde. Ihn erwarten finstere Schurken; auch die Brutalität und die Mitleidlosigkeit der Söldner, die keinerlei Empathie mehr haben, wird gut eingefangen. Auffällig auch, dass Jörg selbst integer bleibt, zwar das Grauen des Krieges erlebt und von diesem geschockt ist, selbst aber immer versucht einen achtbaren, menschlichen Weg zu beschreiten.
So ist dies ein durchaus kurzweiliger historischer Roman, der uns die Schrecken des Dreißigjährigen Krieges gut vor Augen führt, der Abenteuer, Geheimoperationen und Verrat beleuchtet und uns einen jungen Offizier vorstellt, der trotz der erlittenen Gräuel Mensch bleibt.