Luba Wolfschwanz 1 bis 8 (Comic)

Eckart Breitschuh

Luba Wolfschwanz 1 bis 8

Weissblech, 2021-2023, Heft, je 36 Seiten, je 4,90 Euro

Rezension von Matthias Hesse

Mit Ausgabe Nr. 8 vollendet die Comicreihe „Luba Wolfschwanz“ aus der Feder von Eckart Breitschuh das zweite Jahr ihres Erscheinens. Höchste Zeit, die „Tochter der Tundra" zu würdigen. Auch wenn die Aufmerksamkeit, die den Abenteuern der Babarenkriegerin aus der Provinz Siboria im Zeitschriftenhandel zuteil wird, nicht allzu gering ist. Schließlich sind die je 36 Seiten starken, quartalsweise erscheinenden Hefte doch neben „Horrorschocker“ und Jörg Buttgereits Superhelden-Persiflage „Captain Berlin“ die präsentesten Publikationen aus dem Hause Weissblech Comics. Im Netz hingegen findet sich wenig bis gar nichts über die Reihe. Immerhin sind der Verlag und dessen Gründer Levin Kurio Wikipedia einen Eintrag wert.

Weissblech pflegt seit 1992 hingebungsvoll das Erbe des Trash- und Underground-Comics, um die es seinerzeit nicht gut bestellt war. „U-Comics“, „Schwermetall“ oder die Kioskware Basteis „Gespenster-Geschichten“ („Seltsam? Aber so steht es geschrieben…“) verschwanden vom Markt, Kurio sorgte für Ersatz. „Horrorschocker“ ist mittlerweile sogar in den Zeitschriftenregalen einer großen Supermarktkette zu finden. „Luba Wolfschwanz“ hat deutliches Potential, gleichzuziehen.

Eckart Breitschuh, dessen Stil deutlich von Humor und Klarheit frankobelgischer Illustrationskunst inspiriert ist und der diesen lustvoll mit der Abgeranztheit pennälerhafter Latrinalien verquickt, hat im Gespann mit einem klassischen Fantasy-Setting und einer schwarzhumorigen Storyline eine Reihe geschaffen, die Kult-Potential hat.


Im äußersten Nordosten der Welt Avarna, deren sechzig Provinzen von ihrer gleichnamigen Hauptstadt aus regiert werden und nicht zufällig an das Römische Reich erinnert, lebt die widerständige Sippe der Wolfschwänze. Gouverneur Crasso und das Dritte Bataillon machen ihr Dorf dem Erdboden gleich, meucheln bis auf die kampfstarke Kriegerin Luba alle Bewohner, Frauen und Kinder eingeschlossen. Luba wird in die Hauptstadt verbracht, wo sie zur Belustigung der Massen und vor den Augen der Imperatrix mit einer hünenhaften Keltanin um ihr Leben kämpfen soll.

Ein ungleicher Kampf, den Luba überraschend für sich entscheiden kann. Sie meuchelt Crasso, nimmt dessen Dienerin Gelata als Geisel und später zur Gefährtin und erbeutet ein Schriftstück, das nun die Fortsetzungsgeschichte in Gang setzt: Eine Liste mit den Namen der Soldaten des Dritten Bataillons und der Ländereien, die ihnen zum Lohn für ihre Gräueltaten geschenkt wurden. Ein Rachefeldzug durch eine phantastische Welt kann beginnen.

Luba und Galea werden in Einzelabenteuern und beinahe epischen Fortsetzungsgeschichten falschen und richtigen Freunde begegnen, Verfluchte und Geknechtete, Mythen und Schätzen, blutgierige Monster und geldgierigen Menschen.


Oftmals sind diese kaum zu unterscheiden, denn Breitschuh konzentriert sich ganz auf die groteske Hässlichkeit seiner Welt und deren Geschöpfe. Gefletschte Zähne, verzerrte Münder, blutunterlaufene Augen: Avara ist wahrlich kein Hort der Schönheit. Wo sich Hilfe, gar Solidarität findet, ist immer auch ein Eigeninteresse im Spiel. Aber Breitschuh gelingt das Kunststück, auf dem Grat zwischen Schauder und Lachen zu balancieren aufs Vortrefflichste. Und in all dem Luba, eine hochwangige muskelbepackte Schönheit und deren zarte, aber gewitzte Begleiterin.

Mit fortlaufender Komplexität hat die Beziehung der beiden Frauen noch reichlich Potential für weitere Folgen. Denn „Luba Wolfschwanz“ hat sich bereits jetzt von einem weiblichen Conan - viel Blut und Brüste in den ersten Heften - zu einer tollen eigenständigen Erzählung gemausert, die nicht nur Trash, sondern auch Emotion zu bieten hat. Heft Nummer 9 wird voraussichtlich Anfang Mai erscheinen.

1 Luba Wolfschwanz, Tochter der Tundra (52 Seiten inklusive Karte von Avara)
2 Bacchanal im Tal des Blutes
3 Das Mordbiest aus dem Murtairwald
4 Hungeraffen greifen an
5 Blutgericht im Permafrost
6 Der Troll von Hildurhem
7 Der Fluch der Sumpfhexe
8 Die Kannibalen von Kilkorra