Stefan Burban: Die Chronik des großen Dämonenkriegs 1 bis 4 / Die Chronik der Falkenlegion 1 (Buch)

Stefan Burban
Die Chronik des großen Dämonenkriegs
1) Das Vermächtnis des Königs
2) Das Blut des Königs
3) Die Ritter des Königs
4) Das Schicksal des Königs
Die Chronik der Falkenlegion
1) Aus der Asche
Titelbild: Mark Freier
Atlantis, 2015-2020, Paperback, je ca. 300 Seiten, je 13,90 EUR

Rezension von Karl E. Aulbach

Stefan Burban war mir bisher als Autor kein Begriff, obwohl er schon auf eine stattliche Zahl an Werken zurückblicken kann. Vermutlich liegt es daran, dass er mit Ausnahme von einigen „BattleTech“-Abenteuern bisher weit überwiegend nur im kleinen Atlantis Verlag veröffentlicht hat.

Ob ich seinen Roman „Das Vermächtnis des Königs“ begonnen hätte zu lesen, wenn ich zu diesem Zeitpunkt gewusst hätte, dass es sich um den Beginn einer Reihe mit mindestens vier Bänden handelt („Die Chronik des großen Dämonenkriegs“), sei dahingestellt; jedenfalls habe ich es nicht bereut, der Empfehlung meiner Kollegin Irene Salzmann von „Rattus Libri“ zu folgen.

Während ich in letzter Zeit doch vielfach mit seichten Büchern zu kämpfen hatte, deren Lesefluss nur mühsam vor sich hindümpelte, mit Untiefen behaftet und in Strudeln im Kreis herum ging, war es richtig entspannend, endlich wieder einmal diesen mitreißenden, packenden Lesefluss zu spüren, der es ermöglichte, die ersten beiden Bände in nur wenigen Tagen zu Ende zu lesen. Der Autor versteht es wirklich. unglaublich spannend und fesselnd zu erzählen, sodass man die Bücher - einmal begonnen - nur ungern aus der Hand legt. Wahre Pageturner also.

Dabei ist die Geschichte selbst eigentlich nichts wirklich Neues, sondern ein klassischer Vertreter des Genres der Sword & Sorcery: Ein Überfall von Goblins auf die Hauptstadt, ein fallender König, im Hintergrund die Geschichte eines großen Verrats, ein Baby das in letzter Minute gerettet wird... Jeder kann sich eigentlich schon ausmalen, wie die Geschichte weitergeht - und sie geht in der Tat so weiter. Stefan Burban geht in dieser Hinsicht sehr geradlinig auf sein Ziel los, ohne große Schnörkel und unerwartete Wendungen. Vielleicht macht das den Reiz aus. Der Leser sitzt sozusagen in der ersten Reihe und erlebt hautnah mit, wie sich seine Erwartungen erfüllen.

Die Charakterisierungen gehen eigentlich kaum über den Rahmen des Üblichen hinaus. Das Baby ist natürlich der Königssohn, der bei Mönchen und Ordensrittern aufwächst und 20 Jahre später so langsam seine Geschichte erfährt. Die charakterlichen Veränderungen, die er durch sein Schicksal erleb, werden ganz gut beschrieben, aber für mich waren eher die Schilderungen des Aufeinandertreffens von Notwendigkeiten und Grundüberzeugungen spannend.

Begeistert hat mich auch, dass es im Prinzip nicht nur eine Hauptfigur gibt, sondern viele. Dabei hat man nie den Eindruck, dass das nur Nebenfiguren wären, sondern jede hat ihre eigene Geschichte und Veranlagung. Heldenhafte Ordensritter, fromme Mönche, abgrundschlechte Sektierer und nicht allzu schlechte Verräter mit toller Hintergrundgeschichte usw. usf.

In Bezug auf die vielen hervorragend beschriebenen Kampfszenen erinnert Stefan Burban ein wenig an den sehr guten Autoren David Gemmell, der für seine Helden-Epen berühmt war.

Gut getan hätte allerdings ein gewissenhafteres Lektorat, um einige Überzeichnungen abzumildern. Beim Vergleich der Anzahl der dahingemähten Goblins mit der Gesamtzahl der Kombattanten kann man schon einige Male ins Grübeln kommen. Auch das tagelange Halten einer miserabel befestigten Palisadensiedlung im Wald durch relativ wenige Verteidiger im Verhältnis zu der in wenigen Stunden überrannten gut ausgebauten Ordensfestung passt nicht so recht. Schließlich wird im zweiten Buch bei einer Beratung zum Beispiel auch ein Bibliothekar als Teilnehmer erwähnt, der erst wenige Seiten vorher den Heldentod gestorben ist.

Angedeutet hatte ich bereits, dass erst auf dem zweiten Band, „Das Blut des Königs“, ein Hinweis vermerkt ist, dass es sich um eine Serie handelt. Das erste Buch endet dann auch nicht in sich abgeschlossen, sondern einfach am Ende eines Kapitels. Wahrscheinlich waren es (druck-) technische Überlegungen, die zu einer Aufsplittung der beiden Bände in jeweils rund 300 Seiten starke Blöcke führte. Man sollte zumindest die ersten beiden Bände zusammenlesen, sonst hängt man vollkommen in der Luft. Wer das Ende der Geschichte erfahren will, muss aber wohl auch noch die mindestens zwei weiteren Bände lesen, die bisher erschienen sind.

Insgesamt aber sehr erfrischende und spannende Bücher, die die Lektüre lohnen. Ich werde mir auch die Fortsetzungen nicht entgehen lassen.

Abschließend noch ein großes Lob für die wirklich sehr gelungene Titelbildgestaltung. Mark Freier ist ein toller Maler, und Timo Kümmel hat die Bilder ausgezeichnet in die Umschlaggestaltung eingebaut.

Mittlerweile habe ich auch die Folgebände gelesen.

Band 3, „Die Ritter des Königs“, setzt die Reihe der Schlachten und Abenteuer fort. Auf der Flucht findet Adrian Unterschlupf im Herzogtum Oden-Hasar, dessen Hauptstadt schließlich belagert wird. Dazwischen gibt es fingierte Waffenstillstandsverhandlungen und Mordversuche sowie einige überraschende Wendungen zu manchen Figuren.

Band 4, „Das Schicksal des Königs“ - ich mag es fast nicht sagen - setzt das Gemetzel fort. Das Schlachtenglück hat sich gewendet, und Adrian marschiert jetzt auf die Reichshauptstatt. Doch Militär ist nicht alles. Dämonische Ränke breiten sich aus, und die Entscheidung steht auf Messers Schneide.

Band 5, „Aus der Asche“, ist keine echte Fortsetzung, sondern schließt mit anderen, allerdings bereits aus den früheren Bänden bekannten, Hauptfiguren an die Serie an unter dem eigenen Reihentitel „Die Chronik der Falkenlegion“. Leider mit einem unglaubwürdigen Szenario. Kaum zu glauben, dass sich in wenigen Jahren eine mörderische Inquisition hatte entwickeln können, wie sie hier breit dargestellt wird. Kein schönes Thema. Letztlich aber folgt ein Schwenk hin zu einem abgeschlossenen Insel-Abenteuer, in dem es darum geht, die Rückkehr eines weiteren Dämons zu verhindern. Dieser Part ist dann wieder ganz gut für sich allein lesbar.

Bei so geballter Lektüre hat die Begeisterung für die frische Action-Handlung, die ich noch für die ersten beiden Bände aufgebracht habe, doch merklich nachgelassen. Das Gemetzel, Schlacht folgt auf Schlacht, wird dann doch etwas zu viel.

Unverständlicherweise hat es der Autor ausgelassen auch weniger Action betonte Szenen auszubauen, für die er eigentlich recht geschickt Fährten gelegt hat. Abgesehen davon, dass Adrian seine erste Liebe eigentlich ziemlich schnell vergessen hat, wurde auch der Beziehung zu der Tochter des Kaisers nicht genügend Aufmerksamkeit geschenkt. Damit hätte man der Serie auch eine romantische Note verleihen können.

Sehr aufgefallen ist, dass der angedeutete Konflikt zwischen Adrian und seinem Schwiegervater, dem Kaiser, nicht ausgetragen wurde. Hier wäre ein Abrücken von den militärischen Aspekten hin zu persönlichen und familiären Beziehungskonflikten sehr gut geeignet gewesen, den starken Militärbezug der ganzen Serie etwas aufzulockern. Leider gibt es etliche so versäumte Chancen.

Trotzdem bleibt auch die Gesamtwertung als ein sehr unterhaltsames, actionreiches Abenteuer mit großem Unterhaltungswert (leider nichts darüberhinaus) erhalten.