Chris Rylander: Die absolut epische Turbo-Apokalypse - Die Legende von Greg 3 (Buch)

Chris Rylander
Die absolut epische Turbo-Apokalypse
Die Legende von Greg 3
(The Rise of Greg, 2020)
Übersetzung: Gabriele Haefs
Titelbild: Jann Kerntke
Carlsen, 2021, Hardcover, 378 Seiten, 16,99 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Carsten Kuhr

Sie leben seit Jahrtausenden im Verborgenen. Die Rede ist von den übernatürlichen Wesen, die, nachdem die Feen dafür gesorgt haben, dass die Magie nicht länger zur Verfügung stand, versteckt mitten unter den Menschen leben.

Zwei Völker, die voller Misstrauen, ja feindlich gegenüberstehenden Elfen und Zwerge, sind am besten integriert. Die einen stehen als Konzernchefs den erfolgreichsten Unternehmen vor, die anderen leben eher unauffällig als Handwerker oder verborgen in den Tiefen der Erde. Als die Magie zurückkommt, alle Technik ausfällt, ändert sich der Status quo.

Der lange schwelende kalte Krieg zwischen Zwergen und Elfen droht heiß zu werden. Ein Heer, angeführt von renegaten Elfen, macht sich daran, die Macht an sich zu reißen und alle, die sich ihnen in den Weg stellen, dauerhaft aus eben jenem zu schaffen.

Edwin, nomineller Anführer der Elfen, versucht das Unheil zumindest teilweise aufzuhalten. Dies aber setzt voraus, dass er das verschollene Faranlegt-Amulett von Sahar findet. Die Spur weist gen Osten. Im tiefsten Russland, inmitten eines verzauberten Waldes, soll das wundertätige Amulett verborgen sein. Auch der Zwerg Greg und seine Freunde sind auf dem Weg in den Zauberwald. Um die drohende Alleinherrschaft der Elfen über alle und jeden aufzuhalten, müssen unsere wackeren Zwerge das Amulett zuerst finden und an sich nehmen.

Inmitten des Waldes stoßen beide Parteien auf schier unüberwindliche Hindernisse und übermächtige Gegner. Nur, wenn sie allen Animositäten zum Trotz zusammenarbeiten, können sie vielleicht überleben, denn ihr gemeinsamer Gegner, der Elfenrenegat, sammelt um Chicago seine Truppen für den ultimativen Angriff - doch dafür müssen die einstigen Schulfreunde zunächst das Kriegsbeil begraben und sich wieder vertrauen…


Der abschließende dritte Band der Trilogie liegt vor mir. In den ersten beiden Romanen stellte der Verfasser uns seine Welt vor, führte die Hauptcharaktere und Konflikte ein und überraschte durch etwas, das gemeinhin in Fantasy-Romanen eher selten anzutreffen ist: Witz und Humor.

Chris Rylander stellte uns dabei interessante Figuren vor. Loser, Zwerge wie Elfen, die aus ihrer Art schlagen, die geschnitten, ausgegrenzt, ja verachtet werden. Und doch Wesen, die ihr Herz auf dem rechten Fleck haben.

Trotz alle der Widrigkeiten, die ihnen widerfahren, trotz der Ungerechtigkeiten, der Katastrophen, gegen die sie nichts unternehmen können, verlieren diese nie ihren Mut. Insbesondere der Zwerg Greg, seit jeher ein von den meisten Schulkameraden geschnittener Außenseiter, erweist sich als treibende Kraft bei der Bekämpfung der Bedrohung.

Standen in den ersten beiden Bänden der Aufbau des Konflikts sowie des Hintergrunds im Zentrum, so konzentriert sich der Autor dieses Mal darauf, die Rätsel und Geheimnisse aufzulösen. Er entsendet Greg und seinen früheren Freund auf eine Queste, die diese zunächst getrennt, später gemeinsam in einen einsamen Landstrich Russlands führt.

Die Figuren selbst sind mittlerweile eingeführt, entwickeln sich daher nicht mehr wirklich weiter. Rylander konzentriert sich darauf, sein großes Finale auf eine solide Grundlage zu setzen.

Geschickt führt er die einstigen Freunde wieder aufeinander zu, lässt aber insbesondere durch deren jeweilige Begleiter die Animositäten zwischen den Völkern immer mitklingen. Nach einigen herben Verlusten geht es im Finale dann in die Vollen. Soll heißen, dass uns eine gigantische Schlacht erwartet.

Das passt aber so gar nicht zu dem Greg, wie er uns bislang vorgestellt wurde. Statt einem unsicheren Zwerg finden wir plötzlich einen Kämpfer par Exzellenz vor, der entscheidend in den gewalttätigen Konflikt eingreift. Von dem die Texte bislang so unterhaltsam machenden Witz und Humor ist dabei nicht wirklich viel geblieben. Entsprechend verliert der Plot viel von dem, das die ersten beiden Teile so lesenswert gemacht hat.

Nicht etwa, dass es der Verfasser an mahnenden Worten gegen Gewalt, gegen Despoten und Krieg als vermeintliche Lösung für Konflikte mangeln lassen würde, doch das Leichte, das Unbeschwerte, das Lockere fehlt dem Text diesmal.

So ist dies ein Roman, der in sich zwar logisch, vom Tonfall her aber nicht ganz stimmig die Handlung abschließt. Verluste prägen den Plot - Verluste an Freunden und Verbündeten, aber auch - und dies wiegt viel schwerer -, Verlust an Unbeschwertheit, Vertrauen und Integrität.