Gespenster-Krimi 25: Die Hütte auf der Teufelsalm, Julia Conrad (Buch)

Gespenster-Krimi 25
Die Hütte auf der Teufelsalm
Julia Conrad
Titelbild: Rudoolf Sieber-Lonati
Bastei, 2019, Heft, 68 Seiten, 1,90 EUR (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Elmar Huber

„Es ist noch kein Jahrhundert her, dass man anfing, Berge als Sport und Freizeitvergnügen zu erklettern. Bis dahin waren sie unzugängliches und verbotenes Gebiet, das den Zwergen, den Gaunkelrn und den Kobolden gehörte. Als Mensch setzte man nur mit äußerster Vorsicht den Fuß hinein.“

Drei Pärchen wollen ihren Urlaub gemeinsam in einer Hütte auf der abgelegenen Teufelsalm verbringen. Ihrem Namen zum Trotz zeigt sich die Alm bei der Ankunft der Urlauber von ihrer idyllischen Seite. Doch die Einheimischen im nächsten Dorf wissen merkwürdige Geschichten über die koboldartigen Gaunkerln zu erzählen, die dort oben ihr Unwesen treiben sollen. Auch eine Senke in der Alm, in der ein skurriler Felsendorn steht, strahlt eine unbehagliche Atmosphäre aus. Besonders die feinsinnige Anne scheint für die Stimmungen in den Bergen sehr empfänglich zu sein.

„Sie wünschte sich nur, sie hätte nicht diese entsetzlichen Träume gehabt. Seit Herwig dieses Urlaubsarrangement gebucht hatte, träumte sie jede Nacht von winzigen, widerwärtigen Kreaturen, die durcheinander wimmelten wie Ungeziefer in dunklen Ecken. Klapperdürre Männchen waren es mit riesigen Köpfen, auf denen rote Mützen saßen, und bösen Augen in den gelben runzligen Gesichtern.“


Ein seltenes Exemplar des „Heimat-Horror“ hat in Band 25 seinen Weg in den „Gespenster-Krimi“ gefunden. Zuvor ist die Geschichte schon in dem Buch „Gaunkerln, Hexen, Poltergeister: Unheimliche Geschichten“ von Barbara Büchner alias Julia Conrad erschienen. Man muss anerkennen, dass der folkloristisch gefärbte Horror-Anteil originell und sogar reichlich bedrohlich ausgefallen ist. Einige Parallelen zum Mythos des Leprechaun aus der irischen Sagenwelt sind nicht zu übersehen.

Die Darstellung der Figuren, allen voran Anne und ihr ‚Freund‘ Herwig, sind nicht gerade zeitgemäß ausgefallen, und man fragt sich, warum die empfindsame junge Frau diesen blasierten und selbstverliebten Macho nicht schon längst in den Wind geschossen hat. Dafür gibt es nun, mit dem Einzug des einfühlsamen Volkskundlers Frank Wallner in die Nachbarhütte, die Gelegenheit. In der Folge pendelt die Story etwas hölzern zwischen Grusel und Romanze hin und her.

Als reine Horror-Erzählung gesehen, hat „Die Hütte auf der Teufelsalm“ alles, was dazu notwendig ist. Eine Gruppe Menschen auf fremdem Terrain, eine undurchsichtige Bedrohungslage, die durch die Beschäftigung mit der Vergangenheit etwas klarer wird. Unvermeidlich gibt es diejenigen, die davon nichts wissen wollen und zu Opfern werden und auf der anderen Seite die, die einen ‚Draht‘ zu dem unerklärlichen Geschehen haben. Durchaus klassische Zutaten einer gut funktionierenden Gruselgeschichte, die hier mit der Ansiedlung in den Bergen noch einen ‚exotischen‘ Touch bekommt. Es fehlt auch nicht die Botschaft, dass es sich für den Menschen am besten im Einklang mit der Natur leben lässt und er seine Einmischungen in die Schöpfung auf ein Minimum beschränkt.

„Die Hütte auf der Teufelsalm“ ist folkloristischer Berg-Horror mit unvermeidlicher Romanze und überholter Figuren-Zeichnung.