Starla Bryce: Meerjungfrauen brauchen’s feuchter (Buch)

Starla Bryce
Meerjungfrauen brauchen’s feuchter
Blue Panther Books, 2020, Taschenbuch, 230 Seiten, 12,90 EUR, ISBN 978-3-96477-336-4 (auch als eBook erhältlich)

Rezension von Irene Salzmann

Die unter dem Pseudonym Starla Bryce schreibende Autorin verrät von sich, dass sie 1992 geboren wurde und mit ihrer Familie in Niedersachsen lebt. Bei Blue Panther Books liegen von ihr die Titel „Die Regeln meines Herrn“, „DuftHöschen“ und „Meerjungfrauen brauchen’s feuchter“ vor. Im Letztgenannten kombiniert sie eine romantisch-erotische Liebesgeschichte mit Urban-Fantasy-Elementen. Indem sie darüberhinaus ein gut gehütetes Geheimnis aus der Vergangenheit der Hauptfigur lüftet, bringt sie in die ansonsten eher flapsig-humorige Geschichte sogar eine zum Ende hin spannende Handlung mit ein.

 

Marina Pavona ist 28 Jahre alt und teilt sich eine Wohnung mit Großmutter Arenaria und Tante Cyanea. In der Nachbarschaft wohnt ihr bester und schwuler Freund Janni, dem sie alle ihre Kümmernisse und Geheimnisse anvertraut. Ihre Brötchen verdient sie in einem Pediküre-Studio. Dort lernt sie den attraktiven Hector Carpani kennen, der sogleich auf Teufel komm raus mit ihr zu flirten beginnt.

Eigentlich gefällt er Marina sehr, doch bevor sie sich ihm hingeben will - sie hat sich aufgespart, wenn man den Dildo nicht zählt, da ihr erstes Mal etwas Besonderes sein soll -, muss er erst beweisen, dass er diese Ehre verdient, indem er ihre Prüfung besteht. Jedoch entpuppt sich das Studio als ungeeigneter Ort fürs ‚Pussy-Lecken‘, denn sie werden gestört, und was Hector bis dahin geleistet hat, konnte Marina nicht beeindrucken.

Infolgedessen hakt sie ihn ab, aber sie laufen einander immer wieder über den Weg, und Janni drängt Marina, diesem heißen Typ, der offenbar echtes Interesse an ihr zeigt, eine zweite Chance zu geben. Auf eine feste Beziehung will sie sich allerdings nicht einlassen, obschon ihr Hectors Bemühungen schmeicheln. Ein Problem treibt sie schließlich doch noch in seine Arme: Wegen ihres Meerjungfrauenerbes erscheinen bei Marina, sobald sie mit Wasser in Kontakt kommt, schimmernde Schuppen an intimster Stelle. Bislang verschwanden sie gleich wieder, doch plötzlich bleiben sie und werden immer mehr. Selbst in den geheimen Büchern ihrer Familie sucht sie lange vergeblich nach einem Mittel, das verhindert, dass sie zum Freak wird. Und dann hat sie es Schwarz auf Weiß: Sie braucht regelmäßigen Sex!

Nun könnte alles gut sein, denn Hector übertrifft Marinas Erwartungen bei Weitem. Aber zufällig stößt sie in der Kommode ihrer Oma auf einen Zeitungsausschnitt über das Bootsunglück, bei dem ihre Mutter ums Leben kam. Prompt ergeben ihre wiederkehrenden Albträume einen Sinn, und sie weiß, dass hinter der Tragödie mehr steckte, als ihr die beiden älteren Frauen, von denen sie aufgezogen wurde, verraten haben. Ein Name beherrscht fortan ihr ganzes Denken, sodass sie zu Hector auf Distanz geht. Obendrein taucht immer wieder dessen klammernde Ex Natalie auf und droht Marina.


Im Mittelpunkt der Handlung steht Marina, die den Leser von Beginn an in all ihre Geheimnisse einweiht. Als Meerjungfrau ist sie regelrecht sexsüchtig und möchte viele tolle Männer vernaschen, aber ihr erstes Mal soll durch einen Super-Lover zu einem unvergesslichen Erlebnis werden. Angesichts der Auswahlkriterien erweist es sich als äußerst schwierig, den Richtigen zu finden, und auch der schöne und eloquente Hector rasselt erst einmal durch die Prüfung.

Bis er schließlich zum Zug kommt, unterhält die Protagonistin ihr Publikum mit Masturbation und Dildo-Einsatz sowie Blow-Jobs und Erinnerungen an Beinahe-Entjungferungen. Das ‚Schuppen-Problem‘ wird zum Katalysator, sodass der geduldige Werber sein Können unter Beweis stellen darf, Marina glücklich macht und die beiden fortan Sex an allen möglichen und unmöglichen Orten haben, wie zum Beispiel in der Umkleidekabine einer Boutique, wobei die Vorstellung, dass andere Kunden benutzte Dessous aus dem Regal oder von der Stange nehmen, für einiges Grausen sorgt. Das Paar findet dies ausgesprochen witzig, der Leser nur unhygienisch (Übertragung von Keimen), dreist und geschäftsschädigend.

Auch wenn es Phantasien sind, sollten sich Autoren überlegen, was sie schreiben, da es Nachahmer geben könnte.

Die zahlreichen Sex-Abenteuer sind in eine Geschichte eingebettet, die schildert, wie sich Marina und Hector kennenlernen, zunächst keine gemeinsame Zukunft zu haben scheinen, dann doch zueinander finden, bis zwei Konflikte auftreten, die das Glück dauerhaft zerstören könnten. Da sich der Fantasy-Aspekt auf das ‚Schuppenwachstum‘ beschränkt, liegt natürlich auf der Hand, dass weder das Drama um Marinas verstorbene Mutter zum Cosy Crime ausgeweitet wird, noch die Attacken von Natalie echte Spannungsmomente liefern können. Dennoch sorgt genau dieses Extra für einen Plot, der nicht einfach nur die erotischen Szenen mit Hilfe eines dünnen Gerüsts verbindet. Es passiert immer wieder etwas: freche Dialoge, Spaß, Kummer, Tragik, Geheimnisse, Überraschungen und Sex wechseln sich ab und lassen keine Langeweile aufkommen. Selbst wer nur auf grafischen Sex aus ist, wird finden, was er sich wünscht.

Die Sprache ist flott und lässig, nicht zu deftig, manchmal verniedlichend.

Auch wenn das Cover mit dem Schriftzug „Erotischer Fantasy Roman“ wirbt, sollte man sich nicht täuschen lassen. Schon die Inhaltsangabe auf der Rückseite verdeutlicht, dass mit viel Erotik und eher wenig Fantasy zu rechnen ist, doch dürfte die Zielgruppe, in erster Linie die weibliche Leserschaft ab 16 Jahre, mit dem, was sie bekommt, sehr zufrieden sein.

Das Titelmotiv ist passend gewählt, wenn auch nicht ein solcher Eyecatcher wie manch andere Cover des Verlags.

Wie üblich ist dem Buch ein Code beigefügt für den Download einer Gratis-Story.