Sabine Strick: Tödliche Nächte - Ein Fall für Dominique Demesy 2 (Buch)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Montag, 13. Juli 2020 10:17

Sabine Strick
Tödliche Nächte
Ein Fall für Dominique Demesy 2
dp DIGITAL PUBLISHERS, 2020, eBook, 6,99 EUR (auch als Taschenbuch erhältlich)
Rezension von Elmar Huber
„Waren Sie oft in so einer brenzligen Situation?“
„Hin und wieder. Pakistanische Rebellen haben mich mal drei Tage in einer Berghütte im Himalaya festgehalten. Und vor ein paar Monaten haben mich burmesische Drogenschmuggler verfolgt und mein Flugzeug in die Luft gejagt - ich konnte gerade noch rechtzeitig rausspringen. Aber die meisten meiner Aufträge sind nicht so haarsträubend.“
Der jüngste Auftrag der Detektivagentur Stacy & Langmaster hält einen schweren Schicksalsschlag für Dominique „Nick“ Demesy bereit. Seine Kollegin Jaclyn Holt, die er bei einem gemeinsamen Auftrag nach anfänglichen Schwierigkeiten lieben gelernt hat (siehe „Mörderisches Paradies“), wird in London von einer Zielperson getötet.
Nicht nur der Wunsch nach Rache reißt Dominique in ein tiefes Loch, auch das zwischen ihnen beiden vieles ungeklärt bleiben muss.
Zur Trauerbewältigung stürzt sich der Detektiv wieder in die Arbeit, die ihn nicht nur an die eindrucksvollsten Plätze Asiens führt, sondern auch in die Betten schöner Frauen. Eine Schwäche, die ihn beinahe sein eigenes Leben kostet.
„Als sie die Gegend erreichten, an dem das Goldene Horn in den Bosporus floss, um dann gemeinsam mit ihm ins Marmarameer zu strömen, wurden sie förmlich aufgesaugt vom Trubel der türkischen Metropole. Auf den breiten Straßen herrschte großes Gewimmel und eine unglaubliche Dichte von Blechkarossen aller Art. In das Hupen der ungeduldigen Fahrer mischte sich das schrille Geschrei eines Muezzins, das über riesige Lautsprecher durch das Viertel lärmte. Ein nicht abreißender Strom von geschäftigen Fußgängern und schlendernden Touristen ergoss sich über die Bürgersteige.“
Schon einen Monat nach der ersten Fall-Sammlung um das sympathische Vater-Tochter-Gespann Dominique und Jennifer Demesy, schießt der Verlag Band 2 der exotischen Krimi-Abenteuer nach. Die Rahmenhandlung setzt da ein, wo Band 1 aufgehört hat: Noch immer befindet sich Dominique Demesy im Krankenhaus in Istanbul, weil seine eigene Tochter auf ihn geschossen haben soll. Nach und nach muss er die Ereignisse rekapitulieren, um herauszufinden, was wirklich passiert ist.
Diese ‚erinnerte‘ Handlung setzt einige Zeit nach dem Ende von „Mörderisches Paradies“ ein. Der Alltag hat Einzug gehalten bei Dominique und Jaclyn und für ihn auch so etwas wie Ermüdung. Er nutzt die Möglichkeit zu einem Seitensprung, der nicht unentdeckt bleibt. Die derart verletzte Jaclyn hat wenig Skrupel, sich mit ihrer aktuellen Zielperson einzulassen und zu tun, was notwendig ist, um an Informationen zu kommen. Ein emotionales Pulverfass, das tatsächlich auf tödliche Weise in die Luft fliegt und Dominique als gebrochenen Mann zurücklässt.
Und es soll nicht bei dieser emotionalen Prüfung für den Franzosen bleiben. Als die Demesys in einem Luxushotel auf den Seychellen ein Ehepaar spielen müssen, beginnt seine eigene Tochter, mehr in ihm zu sehen, als nur den Freund und den Vater. Die Lage spitzt sich weiter zu, als Jennifers Mutter Catherine wieder in Dominiques Leben tritt. Ein schmaler Grat, den Autorin Sabine Strick hier betritt, und wieder macht sie das Gefühlsleben ihrer Figuren für den Leser eindringlich greif- und nachvollziehbar, ohne zu werten.
Dominiques Kollege Peter Hestersand beschreibt ihm gegenüber dessen Dilemma: „Mir geht es nur um Sex, aber bei dir werden ja immer gleich Gefühle wachgekitzelt!“ Ein Umstand, der den Detektiv auch bei seinem letzten Auftrag in die Quere kommt, bei dem er der schönen Meisterdiebin Giuliana Capriani das Handwerk legen soll.
So schickt „Tödliche Nächte“ Dominique Demesy von Anfang an auf eine emotionale Achterbahnfahrt, die ihn letztendlich sogar in Lebensgefahr bringt. Als Bühne dienen dabei einige touristische Traumziele: Auf der Bordkarte stehen das Goldene Dreieck, das Grenzgebiet von Laos, Thailand und Myanmar, die Seychellen, Shanghai, Sri Lanka und Istanbul. Alles relativ knapp, doch sehr anschaulich beschrieben, sodass es leichtfällt, sich beim Lesen an diese Orte zu versetzen.
War „Mörderisches Paradies“ schon gelungen, so schafft es „Tödliche Nächte“, den Vorgänger noch zu toppen. Es ist ein eindrucksvoller Mix aus atemberaubenden Schauplätzen, abwechslungsreichen Krimi-Episoden und unkonventionellem (Familien-) Drama.