Arawn 2: Blutsbande (Comic)
- Details
- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. August 2010 12:43
Arawn 2
Blutsbande
(Arawn: Les Liens du Sang)
Text: Ronan Le Breton
Artwork: Sébastien Grenier
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 48 Seiten, 13,80 EUR, ISBN 978-3-86869-117-7
Frank Drehmel
Noch immer wandert der cymrische Totengott Arawn durch seine düsteren Gefilde, dem halbverwesten, „lebenden“ Schädel seines einstigen Gefolgsmanns Owen, den er mit sich trägt, seine Lebensgeschichte erzählend.
Auch wenn König Gresholm sein Reich offiziell in die Hände des Kriegers legte, so hatte der ehemalige Herrscher Übles im Sinn. Er versuchte, das schwarze Schwert Arawns zu stehlen, um ihn damit zu erschlagen. Der Plan misslang, da Gresholm die magische Waffe nicht gegen Arawn zu erheben vermochte. Im Gegenzug übte der Krieger blutige Vergeltung an dem Verräter; das eigentliche Ziel seines Handelns und Sehnens – die Zuneigung der wunderschönen Deirdre – erreichte er durch den Mord zunächst nicht. Schließlich gelang es ihm jedoch trotz der Bluttat, das Herz der jungen Frau zu erobern und sich nicht zuletzt auch dadurch das Wohlwollen des Volkes seines neuen Reiches zu sichern. Doch die friedvolle Zeit war nur von kurzer Dauer, denn der dämonische Blutkessel verlangte von Arawn, in seinen Bemühungen, alle cymrischen Völker zu vereinen, voranzuschreiten. Zu diesem Zwecke sollte er im Stamm der Bergriesen angemessene Verbündete suchen. Das Vorhaben war von Erfolg gekrönt, so dass sich Arawn schließlich mit den Riesen im Rücken zum Großkönig von Cymru aufschwingen konnte. Erneut brach eine scheinbar ruhige Zeit an, gestört nur durch die Menschenopfer, die dem Blutkessel dargebracht werden mussten. Doch im Hintergrund zogen finstere Mächte die Fäden: Arawns Brüder – Engus, Kern und der jähzornige Math, welche mittlerweile selbst zu Herrschern aufgestiegen waren – befanden sich noch „da draußen“ und hätten ihm der Prophezeiung nach den Thron streitig machen können, wobei insbesondere der brutale Math zum Favoriten ihrer intriganten, skrupellosen Mutter – der Kriegerin Siamh – aufgestiegen war. Auch wenn sich Arawn der potenziell tödlichen Rivalität bewusst gewesen ist, so lud er die Geschwister dennoch zu seiner und Deirdres Hochzeit ein. Damit nahm das Verhängnis seinen Lauf, denn Math beging ein so abscheuliches Verbrechen, dass ein Krieg unter den Brüdern unausweichlich wurde.
Wie schon im ersten Band wird auch im vorliegenden Album dem Leser eine geradezu klassische Sword & Sorcery-Story vor einem traditionellen sagenhaften Hintergrund präsentiert, wobei Autor Le Breton allerdings den Dark-Fantasy-Charakter stark betont und den mythologischen cymrischen Kontext insgesamt deutlich erweitert und recht frei interpretiert. Nicht nur die Handlung selbst ist äußerst schwungvoll inszeniert und wird rasant vorangetrieben, sondern der Autor bedient sich in der Konstruktion der Geschichte eines frischen, fast filmischen Ansatzes, indem er mehrere Zwischenspiele einflechtet, in welchen Brüder und Mutter tragende Rollen spielen, und dem Ganzen zusätzlich eine Art 8-seitigen Prolog voranstellt, der einen geradezu archaischen Kampf zum Inhalt hat.
Das Artwork Greniers ist mit seiner malerischen Direktkoloration, der oftmals düsteren, atmosphärisch stimmigen Tonwahl sowie den lebendigen Texturen und unruhigen Farbverläufen einen Augenschmaus, wobei es seine ganze visuelle Kraft eher im Großen entfaltet als im Kleinen, da bei genauerem Hinschauen Schwächen in Proportionierung der Figuren und Ungenauigkeiten in der perspektivischen Darstellung deutlich werden.
Fazit: Grafisch wie inhaltlich rasante und dunkelste Sword & Sorcery! Für Genre-Fans ein must-have.