Yiu – Die Apokalypse 4: Bete, dass es stirbt (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 21. August 2010 12:41
Yiu – Die Apokalypse 4
Bete, dass es stirbt
(Yiu: Book Four – Prie pour quèlle meure)
Konzept, Szenario, Panelaufteilung und Vorzeichnungen: Téhy
Zeichnungen und Grafik: Nicolas Guenet
Szenario, historische und technologische Ausarbeitung: J.M.Vee
Übersetzung: Tanja Krämling
Lettering: Delia Wüllner-Schulz
Splitter, 2010, Hardcover, 72 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-002-6
Frank Drehmel
Mann, Mann, Mann … dem quasi storyfreien dritten Album schließt sich ein ebenso handlungsarmer vierter Teil an. Im Grunde erübrigt sich damit eine neue Rezension, denn neben dem Ausleben von Hard-SF-Gewaltphantasien, die von einem esoterisch-religiösen Quaken untermalt sind, gibt es in und um die ökumenische Festung herum nichts Neues: Yiu und ihr Team aus aufgemotzten, psychopathischen Assassinen versuchen weiterhin, den Spross Delfi Myazannhauers, das personifizierte Böse, in den Gen-Schlamm zurückzubomben, aus dem es gekrochen ist, während das Große Tier seinerseits viel Spaß daran findet, Menschen zu zerstückeln, zu verbrennen, fressen und zerreißen.
Während Yiu sich als einzige Überlebende schließlich dem Wesen auf Schlagdistanz nähert, verfolgt ihr kleiner Bruder Ji-A das Geschehen zusammen mit anderen Kindern an einem Bildschirm in seinem Brutkokon im isolierten Hitech-Komplex und sendet der verstorbene Myazannhauer seine verschwurbelte Armageddon-Botschaft in regelmäßigen Abständen per Video-Botschaft in alle Welt.
Was Téhys Geschichte fehlt, damit sie – auch als Dystopie – funktionieren beziehungsweise ernstgenommen werden kann, ist ein menschliches Element in einem plausiblen Kontext. Dem bloßen Abschlachten namenloser Massen, dem Ermorden von Würdenträgern und dem mannigfaltigen Sterben ausgewählter Handlungsträger liegt kein erkennbarer und – vor allem – nachvollziehbarer Gesellschaftsentwurf zugrunde, der auch nur im Ansatz das Verhältnis von Individuum zur Staatsgewalt oder zur Umwelt beschreibt. Als Illustration für die inhaltliche Leere, die Sinnlosigkeit des Hintergrundes mag das Sterben eines Kamerateams dienen: der Leser erfährt nicht, für wen „da draußen an den Geräten“ oder mit welcher Intention gesendet werden soll, sondern bekommt allenfalls eine triviale, ausgelutschte Obsession im Berufsverständnis der zum Tode Verdammten um die Ohren gehauen, die in ihrer isolierten Darstellung trivial und banal wirkt. Der Versuch, durch einen Ji-A-Nebenplot etwas Menschlichkeit in das technisch-tote Massenmorden zu bringen, schlägt grandios fehl, denn mehr als trivialsten Pathos bietet Téhy auch hier nicht, abgesehen davon, dass der kleine Junge selbst so etwas wie eine Nerd-Manifestation darstellt.
Ein weiteres Mal ist es lediglich das opulent düstere Artwork Guenets, das dieses Album gerade noch erträglich macht; denn immerhin gelingt es ihm, dem Nichts an Story in gewaltschwangeren, rauen, ausdrucksstarken Bildern wenigstens einen visuell vielseitigen Anstrich zu verleihen
Fazit: Die beständig schwächer werdende Story macht es auch dem gutwilligsten Leser trotz des hinreichend spannungsvollen Artworks von Mal zu Mal schwerer, bei der Stange zu bleiben.