Gruselkabinett 111: Die Grube und das Pendel, Edgar Allan Poe (Hörspiel)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Dienstag, 16. August 2016 10:26

Edgar Allan Poe & Marc Gruppe (Script)
Die Grube und das Pendel
Gruselkabinett 111
Sprecher: Eckart Dux, Jürgen Thormann, Herbert Schäfer u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2016, 1 CD, ca. 67 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5254-8
Rezension von Christel Scheja
Allein durch seine stimmungsvolle Verfilmung ist „Die Grube und das Pendel“ eine der bekanntesten Erzählungen von Edgar Allan Poe (1809-1849). Daher hängt das Maß für die Hörspielfassung recht hoch. Marc Gruppe hat sich erlaubt, die eigentliche Geschichte mit einer anderen von Poe zu verknüpfen, nämlich „Das Fass Amontillado“, vermutlich weil jede für sich nicht ausgereicht hätte, um mehr als eine halbe Stunde Zeit zu füllen.
Montresor wurde in einem Schauprozess zu lebenslanger Haft verurteilt, aber das ist nur der Anfang, denn in der Folge landet er nicht nur in einer Zelle sondern wird durch ein labyrinthartiges Verlies getrieben. Seine Peiniger, allen voran vermutlich sogar Richter Fortunato, sorgen dafür, dass er durch Brot und Wasser am Leben bleibt. Und als er schon fast aufzugeben droht, erwarten ihn die Grube und das Pendel, die ihn fast an den Rand des Wahnsinns treiben
Doch wie durch ein Wunder entkommt Montresor und arbeitet in den kommenden fünfzig Jahren daran, das zu tun, was sein Denken und Fühlen erfüllt: Rache an Richter Fortunato zu nehmen, der ihn auch weiterhin mit Spott überschüttet.
Verfilmungen haben einen Vorteil: Sie können den Zuschauer durch das Spiel von Licht und Schatten in den Bann schlagen, ihnen durch schaurige Bilder Angst machen und so darüber hinweg täuschen, dass die Handlung selbst eher banal ist und eigentlich nur durch die Grausamkeiten lebt, die jemand erdulden muss. Auch das Hörspiel schafft es, den Hörer zu fesseln und mitfühlen zu lassen, wecken die Geräusche doch genug Assoziationen, gerade wenn man die Verfilmung gesehen hat.
Auch der Sprecher weiß die Angst des jungen Helden gelungen einzufangen und glaubwürdig zu vermitteln, so dass man die langen Monologe gerne hinnimmt, die bei einem solchen Stück nicht ausbleiben
Die Spannung selbst fällt aber rapide ab, als der Zeitsprung in die Gegenwart des Jahres 1846 wechselt und nun der Held seine Rache nehmen darf, denn auch hier versucht man viel zu nahe am Original zu bleiben und das Ganze entsprechend altertümlich in Szene zu setzen. Da schon früh klar ist, was passieren wird, gibt es auch keine besonderen Überraschungen mehr.
Auch hier sind es die Sprecher, die zumindest ein wenig für Abwechslung sorgen und die Figuren vorstellbar machen. Aber auch hier fehlt der Geschichte die Dramatik der Verfilmung, die gerade Fans noch im Kopf haben dürften.
Alles in allem hat „Die Grube und das Pendel“ seine dramatischen und spannenden Momente, versagt aber etwas im Gesamtkonzept, da die zweite Geschichte zu sehr gegen den ersten Teil absinkt. Sprecher und Klangteppich sorgen für das passende Ambiente, schaffen es aber nicht den Zauber auszustrahlen, den die Verfilmung besaß.