Ant-Man Megaband 1: Einfach unverbesserlich (Comic)

Ant-Man Megaband 1
Einfach unverbesserlich
(Civil War: Choosing Sides, The Irredememable Ant-Man 1-12)
Autor: Robert Kirkman
Zeichnungen: Phil Hester
Übersetzung: Harald Gantzberg
Panini, 2015, Paperback, 292 Seiten, 28,00 EUR, ISBN 978-3-95798-414-2

Von Frank Drehmel

Einer der Marvel-Helden der „ersten Stunde“ ist Ant-Man, zunächst als Alter Ego des genialsten irdischen Wissenschaftlers, Henry „Hank“ Pym. Schon früh innerhalb ihrer Historie wurde diese Figur einigen erstaunlichen Transformationen unterzogen und wechselte Decknamen, Fähigkeiten und Team-Zugehörigkeit wie der durchschnittliche Couch-Potato seine Lieblingschips-Marke. Als Giant-Man, Goliath, als Yellowjacket oder Wasp schrumpfte und vergrößerte sich der Held durch  zahlreiche Szenarien und entwickelte quasi en passant den superschurkischen Roboter Ultron.

Eben jenem unstetigen Helden widmete Autor Robert „The Walking Dead“ Kirkman beginnend im Dezember 2006 eine zwölfteilige Mini-Serie, die im Umfeld des „Civil War“-Crossovers angesiedelt ist, welches unter anderem tiefe Risse innerhalb Marvels Helden-Community thematisierte.


Eric O’Grady verdient seine Brötchen als SHIELD-Agent. Weder zeichnet er sich durch besonderen Enthusiasmus für „die Sache“, noch durch generelles Engagement oder intellektuelle Fähigkeiten aus. Ginge es nach ihm, würde er den ganzen Tag Eier schaukeln, an seiner Spielkonsole daddeln oder versuchen, seine Kollegin in die Kiste zu kriegen. Eines Tages werden er und sein Freund Chris McCarthy auf dem SHIELD-Helicarrier zur Bewachung Hank Pyms, der gerade einen neuen Ant-Man-Anzug bastelt, abgestellt. Als ein erschreckter Eric eben jenen Hank unabsichtlich bewusstlos kloppt, bietet sich für die beiden Helden die Gelegenheit, den neuen Anzug auszuprobieren. Und schwupps ist Chris in der Lüftung des Helicarriers verschwunden.

Doch der Diebstahl bringt kein Glück: bei einem Hydra-Überfall auf das Luftfahrzeug wird Chris getötet und Eric kann nur dadurch entkommen, dass er das Anziehteil anzieht. Fortan schlägt er sich in kleiner Größe durch das Leben, was konkret bedeutet, dass er miniaturisiert Frauen beim Duschen spannt oder dass er mit seinen neuen Kräften Diebe bestiehlt, um die Beute selbst zu Geld zu machen. Doch SHIELD ist alles andere als gewillt, den gestohlenen Anzug abzuschreiben und schickt Eric einen Sonderermittler hinterher. Zudem möchte Damage Control - eine eher ungewöhnliche Organisation - ihn rekrutieren, und die seltsame Beziehung zum alten Dieb Black Fox nimmt geradezu freundschaftliche Züge an.


Dass Robert Kirkman nicht nur Untoten Leben einhauchen kann, stellt er mit der vorliegenden Mini-Serie unter Beweis: Sein Held - Eric - ist ein sympathisch normaler Mensch mit vielen moralischen Schwächen und einigen Stärken, ein Jemand, der nicht altruistisch handelt, sondern jenen ganz gewöhnlichen Egoismus an den Tag legt, der dem durchschnittlichen Leser alles andere als fremd sein dürfte. Eric intrigiert, Eric spannt, Eric stiehlt, Eric hat eine große Klappe und ist ansonsten eher zurückhaltend, wenn es ans Eingemachte geht. Macht ihn das zu einem Mistkerl oder Anti-Helden, wie auf dem Backcover des Sammelbandes proklamiert wird? Nein! Es macht ihn zu einem von uns!

Die Story selbst läuft im Wesentlich auf zwei Zeitebenen, zwischen denen Kirkman munter hin und her springt, ohne dass dies jedoch der Übersichtlichkeit schadet. Als vorteilhaft erweist sich dabei eine kurze TV-Show-ähnliche Zusammenfassung, vorgetragen von einer Ameise, die jedem Comic-Kapitel vorangestellt ist und die die wesentlichen Plots humorvoll rekapituliert. Überhaupt ist Komik ein wesentlicher Bestandteil dieses Ant-Man-Relaunches, Komik, die mal unbeschwert-heiter, mal grimmig daherkommt. Mehr Wert als auf bloße Action legt Kirkman - fast schon erwartungsgemäß - auf die Psychologie  der Figuren, auf das Zwischenmenschliche, sodass die lockeren Dialoge stellenweise einen großen Raum einnehmen.

Das Artwork ist vergleichsweise klar und präzise konturiert, mit einem leicht kantigen, überzeichnenden Strich, einem gefälligen Spiel aus eckigen Schatten und visuellen Highlights sowie mit gleichermaßen markanten, in der Physiognomie jedoch eher reduzierten, angedeuteten Figuren.

Fazit: Ein erzählerisch wie visuell unterhaltsamer, humorvoller Ausflug in die Untiefen menschlicher Amoralität, mit einem Helden, den man einfach sympathisch finden muss.