Nina Blazon: Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe (Buch)

Nina Blazon
Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe
Illustrationen von Iris Luckhaus
cbt, 2014, Hardcover, 412 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-570-16287-3 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Auch jüngere Leser kann Nina Blazon durch ihre Erzählkunst in den Bann schlagen, wie man sehr gut an ihrem neuesten Roman erkennen kann. „Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“, basiert lose auf einem Märchen, das sicherlich auch die Jüngsten kennen: wenn nicht durch das Orginal, so doch durch eine der zahlreichen Adaptionen. Und auch hier macht die Autorin ihre eigene Geschichte daraus.

Jo hat gar nicht gewusst, dass die Wurzeln ihrer Mutter in Dänemark gelegen haben. Sie erfährt erst durch den Tod einer Tante davon, die der Familie ein altes Haus am Meer vermacht hat. Während das junge Mädchen diese Tatsache besonders spannend findet, weil sie das Wasser liebt, ist ihre Mutter Inge wenig begeistert und muss erst mit sanfter Gewalt überredet werden, mitzukommen. Tatsächlich scheint das reetgedeckte Haus wie einem Märchen entsprungen und ist voller magischer Zeichen und Symbole, etwas, was Jo spannend findet, vor allem als sie sich mit Julie anfreundet, einem Mädchen aus dem Ort.

Und auch wenn sie die Geschichten der alten Bente, einer Freundin ihrer verstorbenen Tante, gruselig und unheimlich findet, für bare Münze nehmen will sie sie nicht, auch wenn sich ihre Mutter immer seltsamer benimmt. Das ändert sich, als Jo eines Nachts von einer magischen Melodie ans Meer gezogen wird und dabei fast ertrinkt. Bente holt sie rechtzeitig aus dem Wasser und enthüllt dem Mädchen und ihrer Freundin, dass sie nicht ohne Grund über sie alle wacht. Denn ausgerechnet über der Familie von Jos Mutter liegt ein unheimlicher Fluch, der sich schon bald wieder ein Opfer holen könnte.

Damit beginnt ein ebenso gefährliches wie mystisches Abenteuer, denn das junge Mädchen ist nicht bereit, weiterhin in Fallen zu laufen. Stattdessen macht sie sich mit ihren Gefährten daran, die Wahrheit herauszubekommen und dem Verhängnis zu entgehen, nicht ahnend, was noch auf sie zukommen wird…

Man merkt schon am Alter der Protagonistin, dass sich „Lillesang – Ds Geheimnis der dunklen Nixe“ an etwas jüngere Leser wendet, als die anderen bei cbt und cbj erschienenen Romane von Nina Blazon. Jo ist eine muntere Dreizehnjährige, die zwar schon auf dem Weg zum Erwachsenwerden ist, sich aber noch die Abenteuerlust und Neugier eines Kindes bewahrt. Und das hilft ihr später dabei, die unglaublichen Dinge zu akzeptieren, die ihr begegnen und mit einem Märchen im Hinterkopf die Probleme zu lösen, denen sie sich stellen muss und die nicht von schlechten Eltern sind.

Dabei verknüpft die Autorin Realität und Fiktion auf gelungene Art und Weise, verwebt die Magie alter Mythen und Geschichten mit sehr realen Ängsten und Sorgen. Die Geschichte bietet so auch älteren Lesern Vergnügen, da sie auch eine verborgene Ebene erkennen können, wenn sie sich nicht schon von dem Zauber haben einfangen lassen, den die Handlung ohnehin schon von sich alleine ausstrahlt.

Der Hintergrund ist auch hier nicht nur ein Setting, er strahlt Lokalkolorit aus und ist wichtiger Bestandteil der Handlung, der Geschehnisse, die die junge Heldin mit einem Geheimnis ihrer Mutter konfrontieren, vor dem diese schon seit vielen Jahren davonläuft. Und es ist mit einer historischen Persönlichkeit verknüpft, die auch der Geschichte, die er der Nachwelt hinterlassen hat, einen ganz besondere Atmosphäre verleiht.

Wer sich voll und ganz auf die Geschichte einlassen kann wird so schon bald in ein Abenteuer mit hineingerissen, das immer wieder mit unerwarteten Wendungen aufwartet und durch die vielschichtigen Persönlichkeiten getragen wird, denen sich die junge Heldin stellen und an denen sie wachsen muss. Auch das Ende ist in sich stimmig und rundet die ganze Geschichte gelungen ab, so dass man das Buch ebenfalls mit einem guten Gefühl beiseite legt.

„Lillesang – Das Geheimnis der dunklen Nixe“ ist eine atmosphärische und spannende Geschichte mit lebendigem Hintergrund und vielen Überraschungen, die gerade dem zugrundeliegenden Märchen ganz neue Facetten verleiht. Der Roman strahlt von Anfang bis Ende einen besonderen Zauber aus, dem sich auch erwachsene Leser nicht entziehen können, auch wenn er durchaus schon für Kinder ab zehn gedacht ist.