Nina Blazon: Der dunkle Kuss der Sterne (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 18. April 2015 09:51
Nina Blazon
Der dunkle Kuss der Sterne
cbt, 2014, Hardcover, 528 Seiten, 16,99 EUR, ISBN 978-3-570-16155-5 (auch als eBook erhältlich)
Von Christel Scheja
Schon seit 2003 schreibt Nina Blazon Kinder- und Jugendbücher. Zwar richtet auch sie sich nach dem Geschmack und den Wünschen der Verlage, verleiht ihren Geschichten aber auch einen ganz eigenen Charme, der die Werke aus der Masse herau hebt und zu etwas Besonderem macht. Diese Aussage trifft im Besonderen auf ihren Roman „Der dunkle Kuss der Sterne“ zu, bei dem nichts so ist, wie es scheint.
Canda wächst als Mitglied der mächtigen Familie Moreno behütet und beschützt in der Wüstenstadt Ghan auf. Da sie eine der wenigen Menschen mit mehr als drei Gaben ist, wird ihr Leben bis ins kleinste Detail vorherbestimmt. Selbst den Gefährten an ihrer Seite darf sie sich nicht aussuchen.
Doch die Heirat mit Tian scheint unter keinem guten Stern zu stehen, denn in den Tagen vor dem großen Tag schreckt sie immer wieder aus seltsamen Alpträumen hoch und dann erkennt sie sich eines Morgens nicht mehr im Spiegel, hat sie doch der Glanz verlassen, der sie zu einer auffallenden Schönheit machte, die niemand übersehen konnte. Als auch noch überraschend Tian verschwindet, soll sie dafür büßen und den Rest ihres Lebens im „Haus der Verwaisten“ fristen, wie eine Ausgestoßene. Doch ausgerechnet die Megana, die Herrscherin des Landes, rettet sie und macht ihr ein Angebot, das sie nicht ablehnen kann.
Sie gibt ihr einen besonderen Dolch und stellt ihr den geheimnisvollen Amad an die Seite, um nach dem Verschollenen zu suchen. Aber das alles hat einen hohen Preis, wie Canda feststellen muss, als sie sich auf den Handel einlässt und damit eine ganz neue Welt betritt, die ihr völlig fremd ist.
Eine starre Welt voller Regeln und mit einer strengen Hierarchie, ein Mädchen, das die Ordnung nicht hinterfragt, bis sie selbst die Schattenseiten des Regimes zu spüren bekommt. Dadurch geht sie auf eine Reise, die ihr die Augen öffnet, denn sie wird mit unangenehmen Wahrheiten konfrontiert, die sie ihr bisheriges Leben in Frage stellen lassen. Dazu kommt noch ein junger Mann, der ihr gegenüber nur dann Respekt zeigt, wenn sie sich ihn auch verdient hat – die Zutaten kennt man aus vielen anderen Jugendromanen dieser Zeit, in denen junge Menschen gegen die Regeln und Zwänge ihrer Gesellschaft aufbegehren und dabei die erste Liebe entdecken.
Nina Blazon begeht aber nicht den Fehler, in das gleiche Horn zu stoßen und die Beziehung in den Mittelpunkt zu stellen. Stattdessen sorgt sie eher für eine gute Mischung. Das Abenteuer, nicht die Befindlichkeiten der Helden treiben die Geschichte voran. Es gibt viele Geheimnisse zu ergründen und aufzudecken, mit den Erkenntnissen zu leben und Entscheidungen zu treffen. Canda macht dabei selbst die größte Entwicklung durch, wandelt sich von einem zunächst eher zickigen und unangenehmen Charakter nach und nach zu einer vielschichtigen Heldin, die zudem noch erwachsen geworden ist. Auch ihre Gefühle werden glaubwürdig und lebensnah beschrieben, so dass die Romanze auch wirklich Hand und Fuß hat.
Der Hintergrund bleibt zudem nicht nur ein schwammiges Setting, sondern erweist sich als gut durchdachter Motor für die Ereignisse. Nach und nach entfaltet sich so auch vor dem Genre-Fan eine faszinierende Welt voller Magie aber auch Technik, Fantasy, die einen modernen Schatten hat und in der trotzdem alles zusammen passt. Vor allem zum Ende hin fügen sich all die kleinen aber feinen Hinweise zu einem faszinierenden Bild zusammen, das die Geschichte wirklich abrundet und einen zufrieden zurücklässt.
So ist „Der dunkle Kuss der Sterne“ ein faszinierender Fantasy-Roman, der nicht nur junge Mädchen in ihrer romantischen Phase anspricht, sondern ein handfestes magisches Abenteuer, in dem es viel zu entdecken gibt, vor allem eine Welt, in der nichts so ist, wie es zunächst scheinen mag.