Karsten Kruschel: Vilm – Die Eingeborenen (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 11. November 2010 21:51
Karsten Kruschel
Vilm – Die Eingeborenen
Wurdack, 2009, Paperback, 226 Seiten, 12,95 EUR, ISBN 978-3-938065-54-9
Von Gunther Barnewald
Im zweiten Teil von Karsten Kruschels Roman um den Regenplanet Vilm und die dort gestrandeten Schiffbrüchigen werden viele angedeutete Rätsel gelöst, denn endlich gelingt es einem Raumschiff, die Schiffbrüchigen aufzuspüren.
Schnell zeigt sich aber, dass viele der neuen Siedler gar nicht mehr zurückwollen, die Jüngeren unter ihnen längst an das dortige Leben durch Symbiose mit den intelligenten Ureinwohnern so angepasst sind, dass Vilm längst zu deren wahrer Heimat geworden ist. Jedoch haben andere galaktische Mächte längst die Finger nach Vilm ausgestreckt, birgt die fremde Welt doch weit mehr Profit, als der erste Blick auf den ewig feuchten Planeten und seine regennasse Atmosphäre vermuten lassen. Bald wird klar, dass alle Vilmer sterben müssen, gelingt es ihnen nicht durch geschicktes Taktieren und die richtigen Bündnisse, die Feinde gegeneinander auszuspielen...
Der oft nur angedeutete galaktische Hintergrund mit diffizilen Machtstrukturen und verschiedenen Machtapparaten ist gerade konkret genug, um dem Leser glaubwürdig zu erscheinen, andererseits aber auch vage genug, um die Phantasie des Rezipienten anzuheizen. In dem hier vorliegenden zweiten Romanteil nehmen die intergalaktischen Intrigen und das Geschachere um Macht und Gewinne einen größeren Raum ein als im ersten, wo es mehr um das Überleben der Schiffbrüchigen und die Erforschung der Flora und Fauna des Planeten ging. Das von Kruschel kreierte Ökosystem und seine bunt-abenteuerlichen Details sprechen für sich, der gewählte Stil der Episodenhaftigkeit sorgt dafür, dass der Leser möglichst viele verschiedene Standpunkt und Sichtweisen kennenlernt, er auch mehr und mehr erfährt, welche Geheimnisse auf dem Planeten lauern und wie sie erklärt werden können. Das hier zusätzlich von Autor eingeführte kriminalistische Sujet sorgt dafür, dass die Spannungskurve immer mehr ansteigt. Noch mehr als beim ersten Teil wird der Leser gebannt verfolgen, welche Interessengruppe sich durchsetzt, ob und wie es den Planetenbewohnern gelingt, ihre Rechte zu wahren und mit dem Leben davonzukommen.
Ähnlich wie in Lloyd Biggles wundervollem Roman „Monument für ein Genie“ (im Original: „Monument“) von 1974 stehlen die Underdogs den Mächtigen schnell die Schau, sind gewitzter und natürlich auch sympathischer als die Mächtigen. Eine Botschaft, die gerade in der heutigen Zeit wieder gerne gehört wird.
Kruschels lebendiger Stil, seine guten Ideen und die packende Atmosphäre machen beide Teile des Romans zu einem Lesegenuss, den man sich, wenn man auf „altmodische“ Abenteuer-SF steht, keinesfalls entgehen lassen sollte.