Uncanny X-Men 4 (Comic)

Brian Michael Bendis, Len Wein, Fabian Nicieza
Uncanny X-Men 4
(Uncanny X-Men 19- 22 / X-Men Gold 1, 2013/2014)
Aus dem Amerikanischen von Jürgen Petz
Titelillustration von J. Scott Campbell
Zeichnungen von Chris Bachalo, Jorge Molina, Salvador Larroca u.a.
Panini, 2015, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-95798-198-1

Von Irene Salzmann

Nach wie vor wird Cyclops als Terrorist von SHIELD und anderen Organisationen gesucht. Zusammen mit den wenigen Freunden, die noch zu ihm halten, und neuen Schülern leitet er die verborgene Xavier-Schule. Maria Hill, die Direktorin von SHIELD, hofft, durch ihre neue Agentin für Mutantenfragen, Dazzler, einst einer der X-Men, Cyclops endlich aufspüren zu können. Keiner ahnt, dass Dazzler längst von Mystique entführt und von ihr ersetzt wurde.

Nicht nur intrigiert die Gestaltwandlerin geschickt, um den Konflikt zu verschärfen und auch die Bevölkerung gegen die Mutanten aufzubringen, sie benutzt auch noch Dazzlers DNA, um daraus eine Droge für Mutanten zu entwickeln, die dadurch von ihr abhängig werden.

Auf der Suche nach neuen Mutanten wird Cyclops Gruppe regelmäßig in eine Falle gelockt. Es scheint, als würde jemand Cerebro manipulieren, doch nur wenige Personen wissen überhaupt von dieser Erfindung von Professor Xavier. Cyclops glaubt, dass Beast dahinterstecken könnte und stellt ihn auf dem Grund des Jean-Grey-Instituts zur Rede.

Dann geht alles Schlag auf Schlag: Ein Helicarrier von SHIELD erscheint über der Schule und erst die falsche Dazzler, dann Maria Hill fordern die Auslieferung von Cyclops. Plötzlich eröffnet der Helicarrier das Feuer und verweigert den Agenten den Zugriff auf die Notfallprogramme. Sentinels greifen ebenfalls die X-Men an. Wenn es wahr ist, dass Maria Hill und ihre Leute mit all dem nichts zu tun haben und selbst Opfer sind – wer steckt dann dahinter? Und kann er gestoppt werden, bevor es Tote gibt und das Institut in Schutt und Asche versinkt?

Brian Michael Bendis setzt die von ihm begonnen Handlung nahtlos fort: Der Tod von Professor Xavier, verschuldet durch Cyclops unter dem Einfluss der Phoenix-Kraft, hat einen Keil zwischen die X-Men getrieben und bewirkt, dass sich viele Kameraden von ihm abgewandt haben. Auch die Angst der ‚normalen‘ Menschen vor den Mutanten ist gewachsen, und die verschiedenen Organisationen haben ein waches Auge auf die beiden Gruppen, die sich um Cyclops und Wolverine scharten.

Es gibt viele Personen, die gar kein Interesse daran haben, dass es zu einer Aussöhnung und zu einem neuen Vertrauen zwischen den X-Men-Teams sowie zwischen Homo Sapiens und Homo Superior kommt. Selbst unter den Mutanten sind solche, die den Konflikt anheizen, um ihren persönlichen Nutzen daraus zu ziehen, allen voran Mystique. Zwar wird ihr infames Spiel endlich durchschaut, aber vielleicht ist es schon zu spät, um zu stoppen, was sie in Madripoor eingefädelt hat, dass das neue Utopia der (bösen) Mutanten werden soll.

Doch was sich aktuell auf dem Grund des Jean-Grey-Instituts abspielt, trägt die Handschrift von jemand ganz anderem, den man in diesem Zusammenhang vielleicht gar nicht erwartet hat, zumal die wenigen Szenen so gestaltet wurden, dass er wegen eines Anzugs mit Helm nicht identifizierbar ist, und auch die übliche Eloquenz wurde vermieden. Somit gibt es am Ende der Storyline einige Antworten und noch eine Überraschung. Danach dürfte es in rasantem Tempo weitergehen, denn Mystique und ihre Handlanger befinden sich unverändert auf freiem Fuß.

Die Zeichnungen von Chris Bachalo sind in Ordnung, auch wenn sie nicht ganz an das Cover von „Danger Girl“-Zeichner J. Scott Campbell heranreichen. Es folgen zwei Füllsel aus „X-Men Gold“, wobei Jorge Molina Wolverines Überlegungen, wie dieser im Ernstfall seine neuen Kameraden ausschalten würde, sehr comichaft illustrierte, während Salvador Larroca ansprechend und realistisch darstellt, wie Professor Xavier Magnetos Bewusstsein löscht und ihm zuvor noch einige Visionen zukommen lässt. Die Handlung dieser kurzen Episoden spielen in der Zeit von „Giant Sized X-Men“ (1975) und am Ende der Storyline „Fatal Attractions“ (1993).

Der Leser bekommt mit diesem Band einige zusammenhängende Episoden geboten, die reich an Spannung und vor allem Action sind. Ein Schicksal erfüllt sich, und es gibt Veränderungen. Aufgefüllt wurde der Band mit zwei in sich abgeschlossenen Hommagen an Storys und Künstler früherer Jahre. Die zeichnerische Qualität ist unterschiedlich, und was am besten gefällt, ist Geschmackssache.