Spider-Man: In den Fängen des Oktopus (Comic)

Mike Costa
Spider-Man: In den Fängen des Oktopus
(All New X-Men Special 1: Elegy in the Cassroom / Indestructable Hulk 1: For a Friend whose Work Has Come to Triumph / Superior Spider-Man Team-Up Special 1, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Alexander Lozano
Zeichnungen von Kris Anka, Jake Wyatt, Michael Dyalinas u.a.
Panini, 2015, Paperback, 100 Seiten, 12,99 EUR

Von Irene Salzmann

Hank McCoy/Beast aus der Gegenwart hat die jungen X-Men aus der Vergangenheit geholt, hoffend, dass sie durch alles, was sie in ihrer Zukunft erleben, lernen und nach der Rückkehr in die eigenen Zeit die fatale Entwicklung aufhalten können. Nachdem sich Warren Worthington/Angel dem Team des erwachsenen Scott Summers/Cyclops angeschlossen hat, versuchen die übrigen Mitglieder, die am Jean-Grey-Institut geblieben sind, die Welt, in der sie fürs Erste gestrandet sind, kennenzulernen.

Der kleine Ausflug wird jedoch ganz plötzlich zu einer neuen Mission, denn ein junger Otto Octavius/Dr. Octopus erscheint und beginnt zu wüten. Erst im vereinten Kampf mit Spider-Man, der pikanterweise der ältere Dr. Ock im Körper von Peter Parker ist, gelingt es, den Neuankömmling auszuschalten. Die X-Men vermuten sogleich, dass auch er ein Zeitreisender sein könnte. Spider-Man ist skeptisch und will die Angelegenheit selbst erforschen, da er sein jüngeres Alter Ego keiner Organisation überlassen will, die ihm Schaden zufügen könnte.

Allerdings ist er kein Spezialist für Zeitphänomene, und das junge Beast wiederum verfügt nicht über die Kenntnisse seines erwachsenen Ichs. In Konsequenz zieht Spider-Man Bruce Banner/Hulk hinzu, der inzwischen als SHIELD-Agent tätig ist. Im Labor von Beasts Universitäts-Professor, der inzwischen ein älterer Herr ist, versucht die Gruppe, das Rätsel zu lösen. Plötzlich taucht mit Emil Blonsky/Abomination ein weiterer unerwarteter Besucher auf, der den Kampf sucht. Da dieser verstorben ist, erhärtet sich der Verdacht, dass man es mit Zeitreisenden zu tun hat.

Hulk stellt sich seinem Gegner und macht eine unerwartete Entdeckung. Das gilt auch für Beast und eine Doktorandin, die es in einen tiefer gelegenen Teil des Labors verschlägt. Derweil müssen sich Spider-Man und die anderen drei X-Men Cyclops, Bobby Drake/Iceman und Jean Grey/Marvel Girl eines Angreifers erwehren, mit dem sie nicht gerechnet haben. Allen ist klar: Was sich abspielt, ist nicht das, was sie geglaubt hatten…

„Spider-Man: In den Fängen des Oktopus“ bietet ein in sich abgeschlossenes Abenteuer in drei Teilen. Jedes Special wurde von Mike Costa geschrieben und von jeweils einem anderen Künstler gestaltet, doch da sie alle relativ ähnliche Stile aufweisen, wirkt der Band ziemlich homogen. Ob die Stile gefallen, ist allerdings eine andere Frage, wirken die Zeichnungen doch sehr comichaft, einfach und auch unfertig, insbesondere die von Jake Wyatt. Denkt man an die großartigen Illustrationen von zum Beispiel Jim Lee und Marc Silvestri zurück, die in den 80er und 90er Jahren den „X-Men“ ihren Stempel aufdrückten, oder an den „Spider-Man“ aus derselben Ära von Todd McFarlane, dann kann man mit vielen der aktuellen Zeichnern nicht sonderlich zufrieden sein. Aber das ist natürlich Ansichtssache.

Die Handlung läuft auf zwei Ebenen. Vordergründig bekämpfen die X-Men zusammen mit Spider-Man und dem Hulk die scheinbar aus einer anderen Zeit stammenden Feinde der beiden Letztgenannten und wollen versuchen, sie dahin zurückzuschicken, von wo sie kamen, bevor es Anomalien gibt. Parallel dazu werden die Wünsche, Träume und Gefühle von Hank McCoy in den Mittelpunkt gerückt, nicht von den anderen, denn das wäre wohl zu viel emotionaler Wirrwarr geworden.

Die actionreiche Story wartet mit einem Team-Up und natürlich der Aufklärung des Phänomens auf. Mehr möchte man nicht verraten, um dem Leser die Überraschung nicht zu verderben. Die X-Men lernen dabei Einiges hinzu, verblüffen aber auch die älteren Männer durch ihre Kenntnisse und ihre schnelle Auffassungsgabe.

Hank ist immer noch beeindruckt von dem Kuss, den er von Jean bekam. Anders als in der ‚ursprünglichen Historie‘, in der Jean und Scott zu einem Paar wurden, hat Hank nun wohl eine Chance, denn aufgrund ihrer sich sehr viel rascher entwickelnden telepathischen Kräfte erfuhr Jean von seinen Gefühlen und zeigte sich nicht abgeneigt. Ob daraus mehr wird, bleibt abzuwarten, denn immer wieder finden Jean und Scott zusammen, so auch diesmal, als sie die Gegend um das Institut erkunden. Ob Scott etwas ahnt, ist unbekannt; er und Jean schneiden das Thema nicht an.

Die Ungewissheit, ob Jean es ernst meint, zehrt an Hank, sodass er mit einer Doktorandin zu flirten beginnt mit der Begründung, wenn er erst einmal ein blaupepelztes Monster ist, wird ihn kein Mädchen mehr einladen. Tatsächlich gelingt es ihm, die junge Frau zu beeindrucken, doch als sie wissen möchte, ob es schon jemanden in seinem Leben gibt, weicht er aus, und die eskalierende Situation verhindert weitere peinliche Fragen.

Und dieser Punkt ist es auch, den der Dreiteiler nicht beantwortet. Wie es mit Jean, Hank und Scott weitergeht, bleibt vorerst offen und wird hoffentlich in der laufenden Serie weiterverfolgt. Leider kommen im Augenblick die privaten Konflikte, die schon immer sehr wichtig waren und ihren festen Platz in den Storylines haben, viel zu kurz, weil ein Event den nächsten jagt und für die Mutanten keine Zeit bleibt, auch nur kurz durchzuatmen.

Inhaltlich bietet der Band eine solide Geschichte, die zeichnerisch schöner hätte ausfallen können. Interessant ist das Team-Up der X-Men mit Spider-Man/Dr. Ock und dem Hulk, Kombinationen, die es nicht allzu häufig gab. Auch positiv ist, dass die Story weitgehend in sich abgeschlossen ist und man ihr ohne große Vorkenntnisse folgen kann, sodass nicht nur Sammler, sondern ebenso Gelegenheitsleser zugreifen dürfen.