Gruselkabinett 94: Tobias Guanerius, Ignatz Franz Castelli (Hörspiel)

Charles Rabou, Ignatz Franz Castelli & Marc Gruppe (Script)
Tobias Guanerius
Gruselkabinett 94
Sprecher: Hasso Zorn, Timmo Niesner, Peter Weis u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 46 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5026-1

Von Christel Scheja

Langsam aber sicher nähert sich die „Gruselkabinett“-Reihe der Nummer 100 und bleibt sich dabei dem Ziel treu, neben Klassikern auch weniger bekannte Geschichten vorzustellen, so wie „Tobias Guanerius“. Die Geschichte ist nicht einmal deutschen Ursprungs, das Original von Charles Rabou (1803-1871) wurde von Ignatz Franz Castelli (1781-1862) adaptiert und angepasst.

Erzählt wird die Geschichte des Geigenbauers Tobias Guanerius aus Bremen. Mangels lukrativer Aufträge, aber auch aus persönlichem Unvermögen, ist er verarmt. Denn der begabte Mann ist besessen von der Idee, das perfekte Instrument zu erschaffen, um damit unsterblichen Ruhm zu erlangen. Sein Verlangen wächst, als er die entsprechenden Bücher in die Hände bekommt.

Nur seine Mutter Brigitte hält den Laden noch so weit zusammen, dass sie nicht ganz am Hungertuch nagen. Doch als sie im Sterben liegt, begeht der junge Mann ein Sakrileg. Indem er ihre Seele einfängt und in den Stimmkasten sperrt, gelingt ihm das Unmögliche – aber das ist bereits der Anfang vom Ende, denn das Ergebnis seiner Machenschaften bleibt der Öffentlichkeit nicht lange verborgen und wird ihm schließlich aus den Händen genommen...

Man merkt schon, dass die Geschichte älteren Datums ist, besitzt sie doch auch belehrenden Charakter. Von Anfang an ist klar, dass es mit dem besessenen Geigenbauer kein gutes Ende nehmen wird, und die Leidtragende vor allem seine Mutter ist. Die Geschichte bietet zwar keine besonderen Überraschungen, kann aber mit einer stimmungsvollen Atmosphäre punkten.

Die Sprecher vertiefen sich so gut in ihre Rollen, dass die Gefühle, Ängste und Sorgen – aber auch der Wahn – spürbar werden. Die Figuren erwachen vor dem geistigen Auge zum Leben und Spannung entsteht vor allem durch die kleinen aber feinen Details, die die Geschichte vorantreiben. Auch hat die Geschichte selbst kleine Längen, das Tempo steigert sich in genau dem richtigen Maß und schafft so genügend Spannung, um den Zuhörer bei der Stange zu halten. Dazu kommt der gut abgestimmte Klangteppich aus Musik und Soundeffekten, die die Stimmen in die richtige Umgebung betten.

„Tobias Guanerius“ mag zwar keine actionreiche Mär sein, besitzt aber durch seine Kürze auch keine Längen. Wenn man dazu bereit ist, sich auf die beschauliche Geschichte um Ehrgeiz, Wahn und Frevel einzulassen, kann man eine Dreiviertelstunde lang stimmungsvollen und subtilen Grusel genießen, der auch nach dem Ende der CD noch eine Weile nachwirkt.