Bernd Perplies: Das Blut des Schwarzen Löwen – Imperium der Drachen 1 (Buch)

Bernd Perplies
Das Blut des Schwarzen Löwen
Imperium der Drachen 1
Titelillustration von Dzulfeqar Nasir
Ink, 2014, Paperback mit Klappenbroschur, 476 Seiten, 12,99 EUR, ISBN 978-3-86396-070-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Einst herrschten in Evolos, der Hauptstadt von Dyrrach, die heiligen Priesterinnen der Drachen. Mit ihren arkanen Kräften sorgten sie dafür, dass das Reich der Dyrrach gedieh und sicher war. Doch jede Herrschaft geht eines Tages zu Ende, wenn sich ein neuer, junger und kraftvoller Eroberer aufschwingt, das Herrschaftszepter über die Welt an sich zu reißen.

Der Schwarze Löwe von Aidranon hat sich aufgemacht, sich die Welt und ihre Völker untertan zu machen. Seine Legionen erobern die Nachbar-Reiche, wer sich widersetzt, wird gnadenlos niedergemacht.

Bevor sie vom Herrscher selbst geköpft werden, gelingt es den Hohepriesterinnen, den Herrscher des Cordurischen Reiches mit einem Fluch zu belegen. Trotz des Schutzes, die ihm die zauberkräftigen Quanish verschaffen, erblickt sein Erstgeborener Sohn die Welt als Mischling aus Mensch und Drache. Ein solches Wesen kann und darf nicht weiter existieren. Iurias erteilt den Befehl, das Neugeborene zu töten, den Leichnam zu verbrennen.

Siebzehn Jahre später ist der junge Iolan, anstatt tot und seine Asche begraben, als Findelkind eines einfachen Fischers aufgewachsen kurz davor, in der Kreis der Erwachsenen aufgenommen zu werden. Der Botschafter der Quanish hat ihn damals gerettet, nun spinnt dieser seine finsteren Intrigen, um den König zu stürzen. Er lässt das Fischerdorf angreifen, dessen Bewohner meucheln und bringt Iolan unter Vorspiegelung falscher Tatsachen in die Hauptstadt. Just als sein Plan in die heiße Phase eintritt wird der Verrat aufgedeckt, die Verschwörer mit Iolan in ihrer Mitte angegriffen. Da zeigt sich die wahre Auswirkung des Fluches – und Iolan tritt eines seiner Erbe an…

Bernd Perplies ist dem Leser phantastischer Literatur wahrlich kein Unbekannter. Bei „Perry Rhodan NEO“ schreibt er ebenso mit, wie er im Bereich des phantastischen Kinderbuchs aktiv ist, mit seiner „Tarean“-Trilogie (Lyx) eroberte er sich die High Fantasy, die „Magierdämmerung“ entführte uns in Steampunk-Gefilde. Nun also, mit dem ersten Band der Reihe um das Imperium der Drachen; geht es zurück zu seinen Wurzeln.

Eine archaische Welt erwartet den Leser, die bevölkert ist von bekannten aber auch gar ungewöhnlichen Wesen. Menschen gibt es, die intrigant und habgierig ihren Traum von despotischer Herrschaft ausleben, andere rebellieren und intrigieren, dann gibt es Fremdrassen wie die Quanish, deren Zauberer ihre Kräfte von der Allmutter beziehen. Das erinnert von der Anlage her ein wenig an historische Vorbilder, Alexander der Große kommt mir hier in den Sinn, wird dann aber um phantastische Elemente bereichert.

Inhaltlich hält sich Perplies zunächst an das erprobte Erfolgsrezept. Man nehme einen jungen, unbedarften – um nicht zu sagen naiven – aber entwicklungsfähigen Helden, der mit besonderen Kräften ausgestattet seine Gegner in den nächsten Romanen das Fürchten lehren wird.

Zunächst aber wird er vom Schicksal in Gestalt des Autors doch arg gebeutelt. Er muss den Verlust von allem, was ihm als Familie und Freunde bekannt ist, verschmerzen, wird angelogen und missbraucht. Dabei kommt er zumindest im Finale seiner Herkunft auf die Spur, ahnt aber weiterhin nicht wirklich, wem er vertrauen kann, wer seine Freunde sind.

Das ist inhaltlich vom Grundgerüst her nicht unbedingt innovativ, bietet Perplies aber eine Vorlage, um die Gestalten interessant zu zeichnen. So sind es seine Figuren, die den Roman beherrschen. Nicht unbedingt die undurchsichtig agierenden Antagonisten, mehr Iolan und seine Freunde, sein Bruder und dessen Begleiter, die sich auf die Suche nach Iolan begeben, seine Schwester, die zusammen mit ihm entführt wird; sie dominieren das Buch. Hier gelingt es dem Autor, uns in die Handlung zu ziehen, uns um die Protagonisten bangen zu lassen. Hinzu kommt ein bis dato undurchdringliches Gestrüpp aus Verrat, Intrigen und Geheimnissen, das dem Buch eine gewisse Thriller-Ähnlichkeit verschafft. Wem kann man trauen, wer verfolgt welche Pläne und warum – das sind spannende Fragen, die sich aufdrängen.

Nach dem fulminanten Finale bleibt vieles offen, sehen wir unseren Helden nach wie vor gegängelt und missgeleitet, so dass dem Autor für die Folgetitel genügend Anknüpfungspunkte verbleiben.