Matthias Falke: Torus der Tloxi (Buch)

Matthias Falke
Torus der Tloxi
Enthymesis Zthronmic Trilogie 1
Titelillustration von Alexander Preuss
Begedia, 2014, Taschenbuch, 470 Seiten, 14,50 EUR, ISBN 978-3-943-79586-8 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Der Krieg gegen die technologisch überlegenen Sinesern, die ganze Galaxien unterjocht haben, ist vorüber, die Menschheit endlich wieder befreit. Mit dafür gesorgt hat die Crew der „Marquis de Laplace“, die nun von den Tloxi, dem ehemals versklavten Hochtechnologie-Volk, aufgerüstet wurde.

Während in den gigantischen Docks über Neptun zwei weitere Schiffe desselben Namens dank der tatkräftigen Unterstützung der Tloxi Gestalt annehmen – als Kommandeur eines der Schiffe ist Jennifer Ash vorgesehen –, begibt sich die „Marquis de Laplace“ unter ihrem Kommandanten Frank Norton zu einer Konferenz der Union, in der die von den Sinesern befreiten Völker ihre weitere Ko-Existenz regeln wollen.

Erstmals bekommen die Menschen dabei dann auch in geballter Form die Ausdehnung des ehemaligen Reiches der Aggressoren zu spüren, begegnen fremde Rassen und unbegreifliche Völker.

Und bei Weitem nicht alle sind den Menschen verbunden dafür, dass sie das Sinesische Imperium besiegt haben. Statt auf Dankbarkeit wartet Aggression, ja Feindschaft auf die menschliche Delegation an Bord der gigantischen Sinesischen Station Torus. Selbst die besiegt geglaubten Sinesen verlangen die Aufnahme in die Union. Als es zu einem ernsten Zwischenfall kommt, droht ein neuer Konflikt die gerade befreite Galaxis und deren Bewohner in einen verheerenden Krieg zu stürzen…

Es ist schon erstaunlich, nein eigentlich bewundernswert, was die so genannten Kleinverlage auf die Beine stellen. Nicht nur, dass sie handwerklich sorgfältig editierte Bücher produzieren, deutschsprachigen Autoren und der Kurzgeschichte eine Bühne geben, sie gehen auch verlegerische Wagnisse ein, die kein Publikumsverlag jemals riskieren würde. Matthias Falkes „Enthymesis“-Saga, eine SF-Reihe über nicht weniger als sieben Trilogien – wir sprechen hier damit von 27 Büchern ! – fand im Begedia Verlag eine Heimat und erscheint dort nicht nur regelmäßig, sondern auch, gemessen an dem Umfang der Bände, zu einem günstigen Preis.

Inhaltlich fällt mir zunächst auf, dass der Autor seine Handlung minutiös vorgeplant hat, hier greift ein Rädchen ins andere, merkt man diesem Text, wie auch seinen Vorgängern an, dass sorgfältig überlegt wurde. Selbstverständlich wirken die Erlebnisse dabei auf die handelnden Personen – allen voran, dem Ich-Erzähler – ein, erleben wir mit, wie sich die Charaktere verändern, wie die Gestalten altern und sich auch entsprechend verhalten. Das, aber bei weitem nicht nur dies, unterscheidet die Romane aus Falke’scher Werkstatt von den üblichen Titeln.

Ein weiterer, ganz wesentlicher Punkt, der die Titel von den Arbeiten der Kollegen abhebt, ist die Intelligenz, die immer wieder durch den Plot scheint. Falke ist ein gescheiter Kopf, der nicht nur Musik- und Literaturwissenschaft sondern auch Philosophie studiert hat. Und so einer, noch dazu wenn er immer wieder auf geschichtliche Vorgänge Bezug nimmt, hat etwas zu sagen. Dies wirkt aber nie aufgesetzt oder Oberlehrerhaft, sondern ist immer integraler Bestandteil der Handlung. Gerade in den kurzen Kapiteln, in denen er seine Handlung in Bezug auf klassische Entwicklungen einordnet und Parallelen aufzeigt, besticht der Text durch profundes geschichtliches Wissen und regt zum mit- und weiterdenken an. Dass er dabei seine Handlung nicht aus dem Auge verliert, dass selbige nicht abgeschlossen ist sondern im nächsten Teil direkt fortgesetzt wird, ist dem großen Handlungsbogen geschuldet.

So thematisiert dieser Roman nicht nur eindringlich den Versuch, Konflikte auf dem Verhandlungsweg zu lösen, wobei sich dies bei Parteien, die nicht gewillt sind sich auf Verhandlungen einzulassen, recht schwierig gestaltet. Es passiert eigentlich relativ wenig, dennoch folgt man als Leser dem Geschehen fasziniert. Stilistisch ansprechend erhebt hier ein Autor seine Stimme, der viel mitzuteilen hat, der sich überlegt, wie er seine Botschaft spannend und interessant verpackt und anspruchsvoll und gleichzeitig kurzweilig unterhält.