Gruselkabinett 91: Mary Rose, James Matthew Barrie (Hörspiel)

James Matthew Barrie & Marc Gruppe (Script)
Mary Rose
Gruselkabinett 91
Sprecher: Kerstin Sanders-Dornseif, Timmo Niesner, Monica Bielenstein u.a.
Cover von Ertugrul Edirne
Titania Medien, 2014, 1 CD, ca. 64 Minuten, ca. 8,99 EUR, ISBN 978-3-7857-5023-0

Von Christel Scheja

James Matthew Barrie (1860-1937) dürfte den meisten Deutschen als Autor des Theaterstücks „Peter Pan“ bekannt sein, allerdings verfasste er noch viel mehr an Romanen, Stücken und Kurzgeschichten, unter anderem auch mit phantastischem Inhalt, wie das 1920 entstandene Stück „Mary Rose“, das für die 91. „Gruselkabinett“-Episode adaptiert wurde.

Miss Otery ist seit drei Jahren die Verwalterin eines verlassenen schottischen Anwesens, das weder Mieter noch Käufer findet, weil es in ihm angeblich spuken soll. Aber auch ihr neuester Gast Harry Morland Blake scheint nicht ganz der zu sein, als der er sich ausgibt, denn er beharrt darauf, viele Orte im Haus zu kennen und ist eher neugierig auf die Erscheinung als Angst zu haben, so als erwarte er den Geist selbst sehen zu wollen.

Gegen ihren Willen fordert er sein Schicksal heraus, und damit entfaltet sich auch eine geheimnisvolle Geschichte um die junge Mary Rose Morland, die als 11jähriges Mädchen auf einem verlassenen Eiland in einem schottischen See schon einmal für drei Wochen verloren ging, ohne sich daran zu erinnern, was in der Zwischenzeit passiert ist. Ihre Eltern, James und Fanny, haben ihr jedoch nie von dem Vorfall erzählt und sie in dem Glauben gelassen, nur für ein paar Stunden nicht da gewesen zu sein. Doch nun, als sie im Begriff steht, Simon Blake, den schneidigen Offizier und Mann ihres Herzens zu heiraten und eine Familie zu gründen, holen sie die Schatten der Vergangenheit nach und nach wieder ein.

„Mary Rose“ ist eine Geschichte, die von Anfang bis Ende geheimnisvoll bleibt, da längst nicht alle Fragen beantwortet werden. Und gerade zu Anfang sollte man ein wenig aufpassen, da die Handlung einen Sprung zurück in der Zeit macht, ohne das großartig anzukündigen. Nach und nach enthüllt sich die tragische Geschichte des jungen Mädchens und ihrer Familie, was trotz der ruhigen Erzählweise die Spannung aufrecht erhält und so regelrecht neugierig auf die Auflösung macht. Allerdings bleibt die genau so mysteriös wie das Geheimnis der Insel.

Die Sprecher nehmen sich Zeit für ihre Figuren, sie bringen sie den Zuhörern so nahe, dass man gerne Anteil an deren Schicksal nimmt. Gleichzeitig fühlt man sich gelungen in die Epoche zurückversetzt, ohne dass das Verhalten der Personen zueinander aufgesetzt wirkt. Genau so sieht es mit der Musik auf.

Heraus kommt eine stimmungsvolle Geschichte, die vielleicht nicht mit Monstern und Action aufwartet, dafür aber mit viel Zeitkolorit und sympathischen Charakteren, die man fast schon vor dem inneren Augen sieht

„Mary Rose“ ist damit ein weiteres Highlight der „Gruselkabinett“-Reihe, macht das Hörspiel doch deutlich, dass man manchmal nicht mehr als sympathische Figuren in einer geheimnisvollen Geschichte braucht, denn oft reicht schon die eigene Phantasie aus, um die ungesagten Details weiterzuspinnen und dadurch unterschwelliges Grauen zu spüren.