Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 7: Das Schwere Wasser, Paul Alfred Müller (Buch)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Mittwoch, 17. September 2014 13:16

Sun Koh – Der Erbe von Atlantis 7
Das Schwere Wasser
Paul Alfred Müller
Titelillustration von Fritz Lattke
Verlag Dieter von Reeken, 2014, Paperback, 496 Seiten, 27,50 EUR, ISBN 978-3-940679-84-0
Von Carsten Kuhr
Weiter geht es mit der Neuausgabe der klassischen Sun-Koh-Abenteuer. Diesmal stehen die Hefte 100 bis 116 auf dem Programm.
In den ersten drei Beiträgen wird die bereits im letzten Sammelband begonnene Spionage-Handlung um eine verschwundene Erfindung eines Wissenschaftlers zu Ende gebracht. In San Francisco arbeitete ein etwas exzentrischer Wissenschaftler an der Erforschung einer neuen, billigen Energiequelle. Als die Geheimdienste ihm und seiner vermeintlich bahnbrechenden Erfindung auf die Spur kommen, sind die Papiere bereits nicht mehr in seinem Haus. Da der Erfinder beim Überfall ermordet wird, suchen die Geheimdienste der wichtigsten Nationen verzweifelt nach den Unterlagen; mitten drin, einmal mehr Sun Koh, Nimba und Hal, die den feinen Geheimagenten zeigen, was eine Harke ist.
Danach geht es in einem Vierteiler nach Afrika. Abessinien, das karge, unzugängliche Gebirgsland, ist der Handlungsort, in dem Müller einmal mehr seine großen Stärken ausspielt. Zum einen berichtet er uns packend von wilden Bergstämmen, die ihre Unabhängigkeit bewahren wollen und versuchen, die europäischen Großmächte davon abzuhalten, auch sie in die Knechtschaft der Kolonialmacht zu zwingen. Zum anderen siedelt er hier die Ruinen des sagenhaften Goldlandes Ophir an. Natürlich darf eine Vermengung mit Atlantis und den Ägyptern nicht fehlen.
Nach diesen sehr abenteuerlichen Romanen wartet in einem Einzelroman ein Kriminal-Plot auf uns. Ein Physiker mordet mittels schwerem Wasser, und Sun Koh ermittelt.
In drei weiteren Bänden entführt der Autor uns in die Wüste Gobi. Die Expedition eines Briten, der dem Traum von einem Ölsee nachgeht, wird überfallen, seine Kameraden gefangengenommen. Zusammen mit Sun Koh versucht er, diese zu retten.
Papua Neu-Guinea steht im Zentrum der nächsten beiden Hefte. Im Inneren der riesigen Insel warten riesige Goldvorkommen auf ihre Ausbeutung. Sun Koh, der die Majorität der Anteile an der ausbeutenden Firma hält, erhält Hinweise darauf, dass die örtlichen Betriebsleiter betrügen. Bei der Nachforschung stößt er auf ein vergessenes Volk von Albinos, die ihre Abstammung auf das legendäre Lemuria zurückführen.
Ein Gefühlssender, den ein skrupelloser Erbe in seinen Besitz bekommt, sorgt nachfolgend für Unheil. Mittels des Apparats kann der Verursacher in seiner Umgebung jegliches Gefühl erzeugen; Freude, Angst und Panik greifen wild um sich – bis es erste Todesopfer zu beklagen gibt.
Als Sun Koh einen Landstrich an der Küste Kanadas von einem Milliardär erwerben will, kommt er dessen Geheimnis auf die Spur. Mittels eines sensationellen Tauchbootes hat dieser den legendären versunkenen Goldgipfel von Atlantis entdeckt – und sein verkarstetes Herz einer jungen Dame geöffnet…
Die Highlights des vorliegenden siebten Bandes sind sicherlich wieder die phantastischen Abenteuer, die unser Held und seine Freunde in den abgelegensten Gegenden der Welt erleben. Insbesondere die Handlung in und um Ophir/Abessinen zog mich in ihren Bann.
Hier, in der Beschreibung untergegangener Kulturen spielt der Autor all seine Routine und sein Können aus. Erstaunlich war für mich gerade in diesen Beiträgen, dass Müller vehement gegen Japan zu Felde zog. Japan wird als wirtschaftlich-politischer Gegner der europäischen Großmächte – auch des Deutschen Reiches – dargestellt, deren Preisgefüge sie zunichte machen, in deren Märkte sie aggressiv und mit Dumpinglöhnen einbrechen, und die sie auch politisch in Bedrängnis bringen. Das ist/war neu, und hatten wir in dieser Ausprägung bislang in der Reihe nicht. Dass Müller die Rätsel um Ophir dann letztlich offen lässt und die Handlung in dem Königreich nicht zu Ende erzählt, deutet an, dass er vielleicht noch einmal hierher zurückkommt.
Weiter auffällig, dass Müller in den vorliegenden Bänden die Rolle Nimbas neu definiert. Statt, wie bislang fast gleichberechtigter Partner Hals zu sein, tritt er deutlich zurück, übernimmt die Rolle des reinen Befehlsempfängers, dem ein 17jähriger Befehle erteilen kann und soll. Hier hat sich Müller ganz den Vorgaben der Nazis gebeugt und den einstigen Gefährten auf eine unwürdige Dienerrolle reduziert.
Lediglich angedeutet wird das langlebige (unsterbliche?) Volk der Lemurier-Abkömmlinge in Hinterasien. Warum Müller hier nicht ausführlicher vorgegangen ist und tiefer in die Materie eingestiegen ist, bleibt ein wenig rätselhaft, hätten sich hier doch Anknüpfungspunkte zuhauf ergeben.
Insgesamt gesehen bietet der Sammelband die gewohnte Mischung aus Kriminalhandlung, phantastischen Abenteuern und bahnbrechenden Erfindungen, wobei allerdings ein roter Faden ein ganz klein wenig vermisst wird.