Aimée Carter: Der Preis der Ewigkeit (Buch)

Aimée Carter
Der Preis der Ewigkeit
(The Goddess Inheritance, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Freya Gehrke
Mira, 2014, Paperback, 300 Seiten, 9,99 EUR, ISBN 978-3-86278-869-9 (auch als eBook erhältlich)

Von Britta van den Boom

Kate Winters erlebt, wie ihre Mutter an Krebs erkrankt und stirbt. Erst nach dieser furchtbaren Zeit erfährt sie, dass ihr Leiden die Vorbereitung auf eine Prüfung war. Denn ihre Eltern sind Götter, zwei der ersten Sechs aus dem griechischen Pantheon, und als Tochter solcher Herkunft steht ihr selber die Unsterblichkeit zu. Kate besteht die Prüfung und heiratet Henry, der in Wirklichkeit Hades ist, der Gott der Unterwelt.

Doch die Götter sind auch nicht anders als die Menschen, trotz Unsterblichkeit und Mächten: Eifersucht, Liebe, Hass und Intrigen sind die Triebfedern ihrer Taten. Und so wird Kate von Calliope – der früheren Frau von Zeus – und ihrem Vater, dem Titanen Kronos, entführt. In dieser Gefangenschaft bringt sie ihren Sohn zu Welt, und damit beginnt ein Kampf auf vielen Ebenen: um ihre Familie, ihren Mann und Sohn und zugleich um die Rettung der Erde, die Kronos zu zerstören versucht, um den Rat der Götter zu bezwingen.

Kate, jüngste und unerfahrenste der Götter, geht ihre eigenen Wege, um alles zum Guten zu wenden, doch jeder Sieg hat seinen Preis – und meistens zahlen ihn die anderen.

„Der Preis der Ewigkeit" ist das viere Buch des Zyklus’, und es lässt sich angenehm lesen – Aimée Carter schreibt aus der Ich-Perspektive und bringt den Leser somit sehr nahe an die Gefühls- und Gedankenwelt ihrer Hauptfigur. Dass diese hauptsächlich von Zweifeln, Ängsten und Schuldgefühlen umgetrieben wird, ist bei dem Szenario des Romans kein Wunder. Positive Momente sind rar, und zuweilen drehen sich die Gedanken von Kate sehr im Kreis. Auf gewisse Weise spiegelt sich das im Äußeren wider, denn obwohl es viel Bewegung gibt, treffen stets die gleichen fünf oder sechs Personen aufeinander, und das an hauptsächlich zwei Orten.

Die Seiten fliegen vorbei in zahllosen Gesprächen und Gedanken, ohne dass es de facto viel Handlung gibt. Das schafft eine seltsam entrückte Atmosphäre, in der große Ereignisse wie die Zerstörung ganz Athens fast etwas Beiläufiges bekommen. Götter und ihre Handlungen darzustellen, ist ein komplexes Thema, und Aimée Carter umgeht es dabei geschickt, die zu große Skala anzusteuern: Der tödliche Krieg der Sechs gegen den Titanen spielt sich, von Kate unbeobachtet, zumeist im Hintergrund ab.

Doch vielleicht ist es gerade dieser Trick, der das Pantheon vielfach allzu menschlich erscheinen lässt. Mehrmals drängt sich, unterstützt durch die Verwendung moderner Namen für die alten Götter, der Eindruck auf, dass die Geschichte genauso gut funktioniert hätte, wenn der Titan Kronos als reicher und skrupelloser Geschäftsmann dahergekommen wäre, Zeus als überforderter Chef einer Großfamilie und Kate als der klassische Aufrührer, der alte und überholte Systeme infrage stellt. Dann würde sich auch nicht die eine große Frage stellen, die zugegebenermaßen in der ganzen Subsparte der fantastischen Literatur, in der uralte Wesen wie Vampire, Engel und eben Götter auf meist sehr junge Mädchen treffen, nichts zu suchen hat:

Was ist so speziell an Kate Winters, dass gleich drei Unsterbliche, die Jahrtausende erlebt haben, sich in sie verlieben, jeder auf seine Art? Dem Leser wird das nicht ersichtlich, denn bei aller Courage, Aufsässigkeit und Treue ist auch Aimée Carters Hauptfigur das, was ihre Leserinnen brauchen, um die Geschichte genießen zu können: vertraut, normal, eben nachvollziehbar. Auch als Göttin gewinnt sie nicht wirklich an Glanz, scheint die ganze Zeit in Jeans und Turnschuhen durch den Olymp zu streifen.

„Der Preis der Ewigkeit" ist für jeden, der die ersten Bände gerne gelesen hat, eine solide Weiterführung, die die Türen für Fortsetzungen des Familiendramas um den Gott der Unterwelt, seine weiterhin sehr menschliche junge Frau und ihre göttlichen Verwandten offen lässt.