Star Trek: Khan (Comic)

Mike Johnson
Star Trek: Khan
(Star Trek Khan 1-5, 2013/2014)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Christian Langenhagen
Titelbild und Zeichnungen von David Messina, Claudia Balboni, Luca Lamberti
Cross Cult, 2014, Paperback, 124 Seiten, 16,00 EUR, ISBN 978-3-86425-380-5 (auch als Hardcover erhältlich, ISBN 978-3-86425-366-9, 22,00 EUR)

Von Christel Scheja

Bereits im klassischen „Star Trek“-Universum gehörte Khan Noonien Singh zu den Gegenspielern, die bleibenden Eindruck hinterließen. So war es kein Wunder, dass man in „Star Trek Into Darkness“, dem zweiten Teil des Franchise-Reboots ,gleich wieder auf ihn zurückgriff. Auch hier verkam Khan nicht zu einem eindimensionalen Bösewicht, sondern wurde zu einer schillernden ambivalenten Figur, Täter und Opfer zugleich, was nicht zuletzt auch dem nuancierten und dominanten Spiel des Schauspielers Benedict Cumberbatch zu verdanken ist.

Viele Fans ärgerten sich allerdings darüber, dass das Aussehen ihres Lieblingsfeindes in dem Film so stark verändert wurde. Der Comic „Khan“ gibt nun die entsprechende Antwort und erzählt eine ganz eigene Vorgeschichte des genetisch aufgewerteten Mannes und seiner Freunde.

In den 1970er Jahren kommt eine Gruppe von skrupellosen Wissenschaftlern – unterstützt von ihren jeweiligen Regierungen –, auf die Idee, Supersoldaten zu erschaffen. Versuche werden an menschlichen Probanden durchgeführt, Kindern aus den Elendsvierteln der Welt, die niemand vermissen wird. Unter ihnen ist auch der verkrüppelte Noonien Singh, der schon bald durch seine hohe Intelligenz und seine Ruchlosigkeit auffällt. Mit den Jahren mausert er sich zu einem der vielversprechendsten Kandidaten des Projekts und verblüfft mehr als einmal seine Beobachter.

Niemand erkennt allerdings die Gefahr, die von dem hochintelligenten und genetisch aufgewerteten jungen Mann ausgeht. Er ist derjenige, der seinesgleichen dazu inspiriert, eines Tages die Fesseln abzuwerfen und sich nicht länger manipulieren zu lassen. Innerhalb weniger Jahre schwingen sie sich zu den Herrschern der Erde auf. Doch nicht alle verstehen es, ihre Reiche so geschickt zu beherrschen wie Khan, sie werden zu wahnsinnigen Tyrannen und Möchtegern-Göttern, was den Widerstand der normalen Menschen schürt. Am Ende bleibt auch Khan Noonien Singh nicht mehr als die Flucht ins All, in der Hoffnung eine neue Welt zu finden.

Doch gut zweihundert Jahre später schlägt das Schicksal erneut zu und macht ihm zu einem Spielball anderer Mächte. Seines eigentlichen Aussehens und seiner Erinnerungen beraubt, wird er zur Marionette in der Hand von Admiral Marcus…

Tatsächlich liefert der Comic die Antworten, die der Film nicht geben konnte oder wollte. Mike Johnson verbindet altes und neues Universum miteinander und erklärt sehr logisch, warum der neue Khan nicht mehr so aussieht wie der alte, warum er trotz seines Namens eher wie ein Europäer aussieht.

Die Geschichte ist in die Gerichtsverhandlung von Khan eingebettet, der wieder einmal sehr freimütig die Wahrheit ausspricht und mit nichts hinter dem Berg hält, dabei aber er selbst bleibt, wie vor allem Captain Kirk und Spock immer wieder feststellen. Denn sie sind sich sicher, dass der Angeklagte, sie auch jetzt wieder manipuliert, um sein Ziel zu erreichen… und liegen vermutlich nicht einmal so falsch damit.

Schlaglichtartig enthüllt die Geschichte, wie Khan überhaupt entstanden ist, was ihn geprägt hat und warum er diesen Ruf besitzt. Auch die direkte Vorgeschichte zum Film – das Jahr in Admiral Marcus’ Diensten – schließt einige Lücken. Und es gelingt Autor und Künstlern sogar, auch jetzt dem Leser zu überlassen, wie er die Blicke in die Vergangenheit werten soll, erweist sich doch auch hier Khan als Opfer und Täter zugleich, auch wenn es natürlich keine umfassende Charakter-Entwicklung geben kann, da die einzelnen Stationen seines Lebens eher wie ein Überblick abgehandelt werden und dabei natürlich auch die Action nicht vergessen wird. Immerhin vertieft man aber die Aussagen des Films.

Reine Neueinsteiger werden keine Probleme haben, der Handlung zu folgen, greift sie doch nur auf das Wissen zurück, was man im Film erlangt. Fans hingegen werden die vielen Rückbezüge auf das alte Universum gut verstehen und vielleicht zufrieden sein, wie der Autor die Veränderungen erklärt, auch wenn sie natürlich nicht all zu viele neue Erkenntnisse erwarten dürfen.

Künstlerisch ist die Reihe wie alle „Star Trek“-Comics eher Durchschnitt. Die Zeichnungen sind solide, wenn auch ein wenig statisch, die Figuren auf den meisten Panels als sie selbst zu erkennen, aber leider auch nicht immer.

Dennoch ist „Khan“ eine gelungene Ergänzung zu „Star Trek Into Darkness“, beantwortet die Graphic Novel doch sehr viele Fragen über den Bösewicht, die bei den Zuschauern offen geblieben sind, und verknüpft zudem gelungen das alte Universum mit dem neuen. Wenn sich einer der Comics in der letzten Zeit für alle Fans von „Star Trek“ lohnt, dann dieser.