Thomas Neumeier: Laszive Landhausriten (Buch)

Thomas Neumeier
Laszive Landhausriten
Begedia, 2013, Taschenbuch, 178 Seiten, 9,50 EUR, ISBN 978-3-943795-55-4 (auch als eBook erhältlich)

Von Carsten Kuhr

Leo ist verliebt. Nicht, dass der Buchhalter nicht schon öfter verliebt gewesen wäre, auch das Objekt seiner Zuneigung ist ihm wahrlich nicht unbekannt, hatte er vor Jahren doch bereits einmal eine Beziehung zu Sandra – doch jetzt hat es ihn so richtig erwischt. Nur wegen Sandra hat er sich in der Partei engagiert, doch wohin nur verschwindet seine Angebetete immer einmal wieder Samstagnacht und ist für niemanden zu erreichen? Ein Stalker ist er zwar nicht, doch wissen will er es schon. Also einen auf Privatdetektiv machen, seiner Flamme folgen und beobachten, wohin sie sich begibt. Das abgelegene Herrenhaus erweist sich dann als uneindringliche Festung, so man nicht über eine Losung verfügt.

Leo wächst über sich hinaus. Er knackt den PC seiner Angebeteten, sichert sich deren Passwort und schon kann er, nach einem kurzen Intermezzo mit zwei Polizisten, die ihn wegen dem tragischen Autounfalls seines Parteivorsitzenden befragen, in das Anwesen eindringen. Und was gibt es hier nicht zu staunen! Die Besucher des Anwesens werden von betörenden, splitternackten Frauen empfangen, kurz darauf beginnt etwas, was man nur als hemmungslose Orgie bezeichnen kann. Ist Leo etwa in einem Swinger-Club, seine Sandra eine Nymphomanin? Während Leo noch ganz im Bann seiner Hormone steht, versucht ein Unbekannter ihn umzubringen. Geschickt, dass die Polizei in Gestalt einer unbekleideten Kommissarin bereits vor Ort ist, doch wer trachtet unserem Leo nach dem Leben und warum?

Thomas Neumeier fiel mir das erste Mal in der bei Fabylon erschienenen Steampunk-Anthologie „Ritt auf der Maschine“ auf. Seinem dortigen Beitrag ließ er kürzlich mit „Die Secret Intelligence ihrer Majestät“ einen entsprechenden Roman folgen, der neben einem faszinierenden Setting auch durch interessante Ideen, erotische Beschreibungen und markante Heldinnen punkten konnte. Insoweit machte ich mich mit Interesse an die Lektüre des vorliegenden Krimis. Allerdings vermochte mich der Roman, um dies vorwegzunehmen, weit weniger zu fesseln, wie sein bei Fabylon erschienenes Werk.

Unser Protagonist bleibt über die ganze Länge des Romans ein flacher Charakter, der etwas hilflos dem Geschehen ausgesetzt ist. Der Krimi-Plot selbst erweist sich als nicht wirklich überzeugend, dient mehr als Aufhänger denn als interessante Suche nach dem „Who Did It“.

Was den Kurzroman beherrscht ist die Beschreibung des luxuriösen Anwesens und der dort stattfindenden erotischen Spiele. Allerdings ist dies letztlich zu wenig, um wirklich Faszination aufkommen zu lassen, oder den fehlenden Handlungsbogen zu ersetzen. Es ist müßig zu spekulieren, ob Fabylon dem Autor schlicht das bessere Lektorat hat angedeihen lassen, oder ob Neumeier sich als Autor seit dem Verfassen von „Laszive Landhausriten“ massiv verbessert hat, letztlich enttäuschte vorliegender Roman leider.