Star Trek Enterprise 3: Kobayashi Maru, Michael A. Martin (Buch)

Star Trek Enterprise 3
Kobayashi Maru
Michael A. Martin
(Star Trek – Enterprise: Kobayashi Maru, 2008)
Übersetzung aus dem Amerikanischen von Bernd Perplies
Titelbild von Martin Frei
Cross Cult, 2014, Taschenbuch, 510 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86425-299-0 (auch als eBook erhältlich)

Von Christel Scheja

Nach über zwei Jahren setzt Cross Cult endlich auch wieder die Romanserie zu „Star Trek Enterprise“ fort und beschäftigt sich mit den Anfängen der Förderation der Planeten. Captain Jonathan Archer, einer der Architekten des fragilen Staatsgebildes, muss sich wieder einmal mit Problemen herumschlagen, die ihm nur allzu bekannt sind.

Leider gibt es genügend andere Machtblöcke, die in dem frisch entstandenen Bund eine neue Gefahr, einen Rivalen sehen, der ihnen gar nicht gefällt. Während die Klingonen eher einen aggressiven Kurs pflegen, bleiben die Romulaner eher im Hintergrund und wirken im Verborgenen.

Auf diese gefährliche Welt hat sich Charles „Trip“ Tucker begeben, der ehemalige Chefingenieur der „Enterprise“, der eigentlich als tot gilt, verstorben durch ein Attentat. Tatsächlich hat er sich vom Sternenflottengeheimdienst anwerben lassen, um auf Romulus selbst herauszufinden, wie weit die Romulaner bereits damit gekommen sind, einen lauffähigen Warp-7-Antrieb zu entwickeln und gegebenenfalls einzuschreiten. Allerdings ist das Leben auf der Zentralwelt des Imperiums rau und mit vielen Gefahren verbunden und er nicht der einzige, der seine Ränke spinnt.

Auf der „Enterprise“ versieht T’Pol mittlerweile als Erster Offizier weiterhin treu ihren Dienst. Aber sie hat immer wieder Ahnungen und Visionen, die sie schließlich dazu bringen, alte Freunde ihrer Vergangenheit einzuschalten.

Derweil schlägt sich Jonathan Archer nicht nur mit den Klingonen herum, sondern versucht auch herauszufinden, warum immer wieder Frachter von der Erde und anderen Verbündeten angegriffen werden. Er hat die Romulaner im Verdacht, aber beweisen kann er nichts, ohne die Koalition zum Zerbrechen zu bringen... oder einen Krieg mit einer Macht zu entfachen, die niemand wirklich einschätzen kann. Doch schließlich wird ausgerechnet der Frachter „Kobayashi Maru“ zu seinem und dem Schicksal seiner Freunde...

Das Warten hat sich durchaus gelohnt, auch wenn es sich natürlich anbietet, noch einmal die beiden ersten Romane zu lesen, um sich daran zu erinnern, wo und in was für einer Situation die einzelnen Hauptfiguren jetzt stecken, denn es gibt nur wenige Rückverweise auf die beiden ersten Bücher der Reihe.

Spannend bleibt es aber trotzdem, denn nun erfährt man nicht nur, was es eigentlich mit der „Kobayashi Maru“ auf sich hat und warum sie gerade für den Test in der Sternenflottenausbildung steht, die den jungen Offizieren ihre Grenzen aufzeigen soll, sondern wesentlich mehr über den schwelenden Konflikt mit den Romulanern, der langsam aber sicher in einen Krieg übergeht. Die Veränderungen der Klingonen zu dem, was man aus der klassischen Serie kennt, werden ebenfalls eingeleitet... und Andeutungen vertieft, dass die Menschheit durchaus Grund hat, den Vulkaniern nicht voll und ganz zu vertrauen.
Die Figuren kommen ebenfalls zu ihrem Recht. Sie entwickeln sich interessant weiter – vor allem T’Pol darf zeigen, dass sie auch als aufrechte Vertreterin ihres Volkes gerne schon einmal auf die Regeln pfeift, Trip Tucker muss sich mehr als einmal den Gefahren seines neuen Jobs stellen und Jonathan Archer ist gezwungen, weiterhin Poker mit den Verbündeten und Feinden zu spielen, auch wenn ihn die letzten Geschehnisse stärker verändert haben, als ihm selbst bewusst wurde. Störend ist nur, dass die Geschichte wieder einmal mit einem Cliffhanger und an einer Stelle endet, an der man einfach weiterlesen möchte – immerhin steht Einiges auf dem Spiel.

Alles in allem fängt auch „Kobayashi Maru“ den Geist der „Enterprise“-Serie gelungen ein. Man merkt, dass in den frühen Tagen der Förderation einiges noch ganz anders war als nur hundert Jahre später – aber nicht minder spannend und actionreich. Gerade Fans der Romulaner werden ihren Spaß haben, bekommen sie doch eine Zivilisation vorgesetzt, die noch voll und ganz ihren eigenen Traditionen folgt und unbeeinflusst von der Moral und den Tugenden der Förderation oder ihrer vulkanischen Verwandten ist.