Die Zwerge 1: Tungdil (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Samstag, 25. Januar 2014 10:09
Die Zwerge 1
Tungdil
Text: Yann Krehl nach dem Roman von Markus Heitz
Zeichnungen: Che Rossié
Splitter, 2013, Hardcover, 48 Seiten, 14,80 EUR, ISBN 978-3-86869-541-0
Von Frank Drehmel
Die stolzen Zwerge des Geborgenen Landes liegen nicht nur seit Äonen im Krieg mit den Orks und sind den Elben in tiefer Abneigung verbunden, sondern das Reich, das zu schützen sie geschworen haben, wird unmittelbar durch das Tote Land und seine Kreaturen bedroht. In diesen Zeiten der Gefahr steht auch intern dem Zwergenreich ein großer Umbruch bevor, denn der alte, weise Großkönig Gundrabur will seine Krone ablegen und an einen Nachfolger aus den Reihen der fünf Zwergenclans weiterreichen.
Als einziger Kandidat steht Gandogar Silberbart aus dem vierten Stamm zur Wahl, ein Kandidat, mit dem Gundrabur alles andere als glücklich ist, denn anstatt das Augenmerk auf die akute Bedrohung durch das Tote Land zu richten, will Gandogar einen Krieg mit den Elben vom Zaun brechen. Daher versucht der alte König, unterstützt von seinem treuen Berater Balendilin Einarm, Zeit zu gewinnen, indem er den Zwerg Tungdil als Gegenkandidaten benennt, was eine Ratsversammlung der Zwerge, der sich der Kandidat vorstellen muss, zwingend macht. Das Trickreiche an diesem Schachzug ist, dass Tungdil nicht unter ihnen weilt, sondern viele Tagesreisen entfernt bei den Menschen lebt, genauer gesagt im Haushalt des mit Gundrabur befreundeten Magus Lot-Ionan, welcher den Zwerg als Findelkind aufgezogen hat, ohne etwas über dessen Herkunft zu wissen.
Tungdil seinerseits weiß daher nur wenig über sein zwergisches Erbe, ist durch und durch menschlich sozialisiert und macht sich frischen Mutes und ohne Hintergedanken auf den Weg zu seinem Volk, als ihn Lot-Ionan darum bittet, dem Großkönig einige Dinge zu überbringen. Unversehens findet er sich dadurch als Figur einer tödlichen Intrige wieder, in der sowohl Fraktionen der Elben, als auch der Zwerge und Menschen keine Interesse daran haben, dass er sein Ziel erreicht.
Als bekennender Felsmadenphobiker waren Zwerge bisher weder im Rollenspiel, noch im Tabletop und schon gar nicht im Roman mein Ding – einzige erwähnenswerte Ausnahmen: William Kings quasi-wahnsinniger Slayer Gotrek Gurnisson und mit Abstrichen die Zwerge des „Dark Sun“-Settings – und sie werden es auch nach dem vorliegenden Comic nicht sein, denn zu stereotyp und uninspiriert kommen die bärtigen Erdwühler einmal mehr daher. Tungdil & Co. haben als Schmiedehammer schwingende, sauffeste, dumpf brütende Zwerge nicht nur buchstäblich, sondern auch metaphorisch veritable Bärte; zugegeben, einen Zwerg als Primaballerina im Tutu zu inszenieren muss trotz aller Originalität nicht notwendigerweise sein, aber warum nicht als Gaukler, Katzen-Erschrecker oder einfach nur als Klotzkopf!?
Die Handlung selbst kommt träge daher, weil ausführlich – und an vielen Stellen unerfreulich textlastig – ein Hintergrund ausgebreitet wird, der trotz allen Bemühens zumindest auf Zwergenseite ebenfalls alles andere als mitreißend und fesselnd ist.
Das Artwork – die Zeichnungen Rossiés und die Farben Digikores – ist zwar von gefällig feinem Duktus und folgt augenscheinlich dem Blick eines Bart-, Zopf und Haartracht-Fetischisten, jedoch fehlt es zeichnerisch wie kolorativ an echten Eye-Catchern – einige Ausnahmen bestätigen die eher monotone Regel.
Fazit: Fesselnd sieht anders aus (und fühlt sich anders an). Inhaltlich und künstlerisch zwar kein Totalausfall, aber ohne neue, originelle Zwergen-Ein- und Ansichten. Daher: verzichtbar.