New Avengers 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Sonntag, 17. November 2013 13:30
Jonathan Hickman
Geheime Herrscher
New Avengers 1
(New Avengers Vol. 3, 1-6, 2013)
Aus dem Amerikanischen von Michael Strittmatter
Titelillustration von Steve Epting
Illustrationen von Steve Epting mit Rick Magyar
Panini, 2013, Paperback, 140 Seiten, 14,99 EUR, ISBN 978-3-86201-712-4
Von Irene Salzmann
Die mächtigsten Helden der Erde bildeten schon vor Jahren den Geheimbund der Illuminati: Professor Xavier, Dr. Strange, Mr. Fantastic, Iron Man, Namor, Black Bolt, Black Panther und Captain America (sowie zeitweilig Medusa anstelle ihres Mannes Black Bolt). Nach dem Tod von Charles Xavier lautet die Frage: Wer hat seinen Stein der Macht (einen von sechs) bekommen und wurde dadurch zu dessen Nachfolger?
Die Frage wird inmitten einer Krise beantwortet. Es ist Beast, der gewissermaßen auch an die Stelle von Captain America tritt, dessen Erinnerung von Dr. Strange gelöscht wurde, um die Unstimmigkeiten innerhalb der Gruppe zu beenden.
Es steht nämlich viel auf dem Spiel: Das bekannte Universums nähert sich seinem Ende, da andere Universen mit ihm kollidieren werden. Entweder werden diese oder das eigene vernichtet. Und ein Ende ist nicht in Sicht, denn es stehen Mächte dahinter, die den Menschen weit überlegen sind. Captain America ist mit dem Weg, den seine Freunde einzuschlagen gewillt sind, nicht einverstanden und muss die Konsequenzen tragen.
Und Black Swan, die von Black Panther gefangengenommen wurde, nachdem sie ihre eigene Welt zerstörte, um eine andere zu retten, weiß mehr, als sie verrät…
Die Geschichte wird in sechs Episoden erzählt und ist, als Dr. Doom involviert wird, noch nicht zu Ende. Bis auf einen werden alle Steine der Macht zerstört, und alle Siege sind nichts anderes als Pyrrhus-Siege, denn bloß Stunden später wird die Erde beziehungsweise das Universum erneut durch ein anderes bedroht.
Die involvierten Helden müssen sich entscheiden, ob sie fremde Universen opfern, um ihr eigenes zu retten, ob sie dafür unzähligen Lebewesen den Tod bringen wollen. Das Verbrechen, welches sie anfangs Black Swan vorwerfen, die Vernichtung unschuldiger Wesen, begehen sie schließlich selber, denn es gibt bloß ein wiroder die. Und somit scheint die Entscheidung einfach. Allein Captain America zweifelt und dringt auf eine andere Lösung, aber dafür fehlt die Zeit, und seine Kameraden haben bereits ihre Vorgehensweise gewählt. Da er stört, wird er ausgeschaltet, was jedoch nicht heißt, dass die anderen nicht zu persönlichen Opfern bereit wären, um die Erde zu retten. Ob das Vorhaben von Dr. Strange gelingt, bleibt abzuwarten.
Die Leser können nun diskutieren, ob der Zweck die Mittel heiligt, weil das Hemd näher sitzt als die Hose, doch dürfte das Makulatur sein. Solange es Wesen gibt, die die Vernichtung der Universen vorantreiben, ist keines sicher, denn irgendwann kommt für jedes von ihnen das Ende. Die Vernichtung eines davon, um das eigene zu erhalten, liefert bloß einen Aufschub, bringt jedoch keine wirkliche Rettung. Erst wenn die Initiatoren dieses bösen Spiels gefunden und unschädlich gemacht wurden, werden alle Universen sicher sein.
Das entschuldigt zwar nicht den Tod Unschuldiger, der bewusst in Kauf genommen wird für diesen Zeitaufschub, doch wer ehrlich ist, wird vermutlich sagen, dass er nicht anders handeln würde. Gewiss werden sich die Illuminati irgendwann für ihre Verbrechen verantworten müssen und freigesprochen werden. Eine Metapher für die Präventiv- und Stellvertreterkriege der USA?
Die Zeichnungen sind gefällig, realistisch-idealistisch und stimmungsvoll koloriert, so dass sie die Story gelungen abrunden.
Auch wenn die Geschehnisse spannend sind, so sind sie doch wie die meisten Abenteuer von zum Beispiel den Fantastic Four oder der Future Foundation von galaktischem und multidimensionalem Ausmaß und infolgedessen etwas ‚abgehoben‘. Das kann man mal bringen – nur laufen ähnliche Storylines auch bei den „Avengers“, bei „X-Termination“ und anderen Serien –, dabei hätte man gern auch wieder etwas bodenständigere Storys mit nachvollziehbareren Konflikten ohne Überwesen in aller Couleur.