In These Words 1 (Comic)
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- Kategorie: Rezensionen
- Veröffentlicht: Donnerstag, 07. November 2013 09:05
Guilt|Pleasure: Kichiku Neko (Text) & TogaQ (Zeichnungen)
In These Words 1
Aus dem Amerikanischen von Andreas C. Knigge
Tokyopop, 2013, Taschenbuch, 200 Seiten, 6,95 EUR, ISBN 978-3-8420-0797-0
Von Irene Salzmann
Guilt|Pleasure ist ein von TogaQ und Kichiku Neko gegründetes Label in den USA, das mit Doujinshi anfing und inzwischen eine ernstzunehmende Größe auf dem US-Manga-Markt darstellt. Boys Love ist nur ein Aspekt der Titel, die ein erwachsenes Publikum ansprechen sollen, das die gängigen Schüler- und junge Angestellte-Liebeleien hinter sich gelassen hat. In Konsequenz wird das Genre mit düsteren Themen kombiniert, im Fall von „In These Words“ mit dem Psycho-Thriller, Blut, Gewalt und Todesangst.
Von der Autorin Kichiku Neko ist bekannt, dass sie aus Taiwan stammt und als Polizistin arbeitet. „In These Words“ ist ihre erste professionelle Serie, von der bislang erst ein Band (9 Kapitel) vorliegt. Die sehr aufwändigen, realistischen Illustrationen steuert TogaQ (Jo Chen) bei, die am 4. Juli 1976 in Taipeh, Taiwan geboren wurde. Seit ihrer Übersiedlung in die USA ist sie als freie Illustratorin und Comic-Zeichnerin tätig und schuf unter anderem einige Cover für „Buffy the Vampire Slayer“ und „Thor“. Außer bei Guilt|Pleasure ist sie Mitglied eines weiteren Doujinshi-Zirkel, der sich Date nennt. Tokyopop USA veröffentlichte ihren zweiteiligen Manhua „The Other Side of the Mirror“.
Der Manga beginnt mit einem Prolog in Textform, der nur von zwei Illustrationen aufgelockert wird. Hier wird geschildert, wie der junge Psychiater Katsuya Asano Opfer eines Stalkers wird, der ihn betäubt, entführt, foltert und vergewaltigt.
Übergangslos setzt dann die gezeichnete Geschichte ein, in der Katsuya vom Tokyo Police Department gebeten wird, von einem inhaftierten Mörder, der in drei Jahren zwölf Menschen auf grausamste Weise quälte, bevor er sie tötete – und das sind nur die bekannten Opfer – ein Geständnis zu erbringen, das eine Exekution durch den Strang rechtfertigt. Einst fertigte Katsuya Keiji Shinoharas Profil an, das schließlich zu dessen Ergreifung führte. Nur ihm will Keiji verraten, welche Motive ihn zu diesen Taten trieben.
Katsuya wird in ein völlig von der Umwelt abgeschottetes Haus gebracht: Keijis Gefängnis. Es gibt nur einen Wachmann namens Iwamoto. Die Befragungen laufen nach einem streng geregelten Protokoll ab, denn niemand zweifelt an der Gefährlichkeit des Mörders. Dieser beginnt sogleich sein perfides Spiel mit Katsuya zu treiben, indem er dem Psychiater sexuelle Avancen macht, statt Antworten zu geben.
Obwohl Katsuya äußerlich ruhig bleibt, ist er verwirrt. Mit einem solchen Fall wurde er noch nie konfrontiert. Außerdem wirkt etwas an Keiji vertraut. Und dann sind da noch diese Kopfschmerzen, Erinnerungslücken und Albträume von einem Unbekannten, der Katsuya Gewalt antut, während er von Liebe spricht.
Als Katsuya wegen eines Polizeieinsatzes nicht, wie gewohnt, abgeholt werden kann und mit Keiji und Iwamoto in dem Haus übernachten muss, passiert es…
Guilt|Pleasure verspricht nicht zu viel: „In These Words“ ist eindeutig eine Serie, die an ein reifes Publikum von wenigstens 18 Jahre adressiert ist. Der Leser muss wirklich viel verkraften in Wort und Bild. Selbst andere 18+ Titel wie beispielsweise „Under Grand Hotel“ oder „Finder“ sind nicht so großzügig mit Szenen, die Folterung, Vergewaltigung, Verstümmelung und Mord thematisieren. Allerdings dienen diese Szenen nicht dem Selbstzweck, sondern der Schaffung eines verstörenden Szenarios, das rätseln lässt, was eigentlich los ist: Spielt der Prolog vor den Geschehnissen in dem abgelegenen Haus? Sind die hier geschilderten Gräuel real oder Bestandteile von Kazuyas Albträumen? Werden sie in dem Haus oder nach Erledigung des Falls wahr? Ist der namenlose Entführer aus dem Prolog und dem Albtraum, dessen Gesicht man allenfalls vage sieht, mit Keiji identisch? Im Prolog scheint Kazuya seinen Peiniger zu erkennen, doch nennt er ihn nicht beim Namen. Dessen morbide Sehnsüchte finden ihr Spiegelbild in denen von Keiji.
Folglich ist reichlich Raum für Spekulationen gegeben, mit denen man nach dem Cliffhanger alleingelassen wird. Wahrscheinlich wird man sehr viel Geduld benötigen, will man Antworten bekommen, denn die aufwändigen Zeichnungen sind sehr arbeitsintensiv, so dass TogaQ gewiss mehrere Monate benötigt, um genügend neue Kapitel für ein Tankobon zu erstellen. Tatsächlich sind ihre Illustrationen atemberaubend und können auf einer Stufe mit denen von zum Beispiel Yamane Ayano und Uki Ogasawara stehen, die ebenfalls für ihre realistisch-idealistischen Zeichnungen bekannt sind.
„In These Words“ ist Manga-Unterhaltung für Erwachsene und nicht zwangsläufig an junge Frauen, die Boys Love schätzen, gerichtet, sondern auch an die männliche Leserschaft, die gern zu Psycho-Thrillern mit Splatter-Elementen und großartigen Zeichnungen greift. Hoffentlich wird die Serie zu Ende gebracht und fällt zwischenzeitlich nicht, wie manch anderer Titel, neuen Aufträgen, einem Interessenwandel oder Lizenzrechtproblem zum Opfer.